Danke, Cicero, für das Teilen des Handelsblatt-Artikels und Deine Einschätzung dazu. Hoch interessant. Zugleich für mich nun langsam schwierig, die Haltung Hr. Gerstenmayers noch zu vertehen. Wie du weißt, gehöre ich ja zu jenen, die in den letzten Monaten eher um Verständnis für ihn warben. Ich denke, er hat in der Vergangenheit (also so bis vor einem Jahr meine ich nun) das Unternehmen hervorragend gelenkt. Ich denke auch immer noch, dass er für viele internationale Entwicklungen und die Auswirkungen auf AT&S nicht "verantwortlich" ist. Wie z.B. technologisches Erwachen in USA und EU (siehe div. Chip Acts), Krisen wie Ukraine Russland, USA / China, Israel / Palästina, oder auch die Pandemie mit den nach den anfänglichen Lieferschwierigkeiten nun überall noch immer gut gefüllten Lagern - etc.
Ich mach ihn auch nicht für das Leak bei der Vorbereitung einer KE verantwortlich, da gibt es zu wenig "Beweise", um ihn zu verurteilen. ÖBAG ist hinsichtlich der Diskretion im Zusammenhang mit Medien schwer zu durchschauen. Etc...
Doch nun ?
Wenn sich der CEO in der Vergangenheit wenig um den Aktienkurs gekümmert hat, weil er nur für das Unternehmen verantwortlich ist, mag das akzeptabel sein, wenn man von der Prämisse ausgeht, dass stiegenden Umsätzen und Gewinnen auch steigende Börsenkurse folgen. Wenn er diese Einstellung aber auch jetzt, am Vorabend einer KE hat, dann ist er eigentlich als CEO nicht mehr tragbar, weil bei einer angedachten KE in diesem Ausmaß, jeder zusätzliche Euro eines Börsenkurses eine massive Menge an Kapital für AT&S bedeutet.
Gerade Dein Beitrag zu den Glassubstraten fällt in diesen Bereich:
INTEL geht an die Öffentlichkeit und gibt zu erkennen, dass man sich lange mit dieser neuen Glassubstrat-Technologie befasst hat, und, dass man an einem Punkt angekommen ist, der eine Publikation zulässt. Weil man davon ausgeht, das in absehbarer Zukunft auch auf dem Markt zu plazieren.
AT&S - als potentieller Zulieferer (oder auch nicht ???) - äußert sich kaum bzw. eher "zufällig" auf Grund eines "Interviews" in Person des Technikvorstandes (!). Und das nun schon gewohnt vage (als ob es um eine KE ginge ....). Man werde das sozusagen eines Tage herstellen. Aber wann, das sagt man nicht. Ob und wie intensiv man sich damit beschäftigt, das bleibt ein Geheimnis. Ob man die Technologie vielleicht verschlafen habe und folglich nicht beherrscht, das lässt sich zumindest als gefährliche Option subsummieren. Dass die Vorteile der neuen Technologie überwiegen, das ist eine "nette" Aussage des Technik Chefs, aber was heißt das nun für die Zukunft von AT&S ?
Sollte die KE mit der ÖBAG damit in Verbindung stehen, dann wäre das endlich einmal ein Argument, dieselbige irgendwie annehmen zu können (auch wenn ich Deine Erklärung, lieber Cicero, durchaus mit den Aussagen Androschs in Einklang bringen kann, was dann auch dafür spricht).
Es ist mir ein Rätsel, warum - wenigstens jetzt, wo INTEL an die Öffentlich gegangen ist - warum hier nicht eine Informations-Offensive des Managements folgt. Und sei es "nur", um etwas Phantasie für den ohnedies schon ziemlich gebeutelten AT&S Kurs zu generieren. Unfassbar, wenn man das nicht einmal vor einer anstehenden KE in Erwägung zieht....
Was bleibt, ist das gruselige Gefühl, dass die Shorties nicht nur wegen der Verschuldung von AT&S so aktiv sind, sondern vielleicht meinen, dass das Unternehmen technologisch nicht mitkommt. Oder ein Management hat, das im klein- bis mittelbetrieblichen Denken verhaftet blieb, in das man besser doch nicht höhere Summen investiert, weil die Mitbewerber da erheblich offensiver agieren. Zumal das relative Schweigen von AT&S zu einer Technologie, auf die einer der Hauptkunden setzt, von Investoren auch so verstanden werden kann, man hätte mangels Produktionsfähigkeit nichts dazu zu sagen.
Wirklich schwierig derzeit, die Unternehmensführung von AT&S noch zu verstehen. |