QUELLE DIBA.de PETERBOROUGH (dpa-AFX) - Europas zweitgrößter Reiseveranstalter Thomas Cook steckt weiter in der Krise. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September brockten hohe Treibstoffkosten und Abschreibungen in Frankreich und Nordamerika dem Tui-Konkurrenten erneut einen Verlust von mehr als einer halben Milliarde Pfund ein. Auch in Deutschland, wo der Veranstalter mit Neckermann Reisen und der Fluglinie Condor vergleichsweise gute Geschäfte macht, lief es schlechter. Nach Ansicht der neuen Konzernchefin Harriet Green kann es jetzt nur noch aufwärts gehen. Die Managerin setzt auf eine stärkere Zentralisierung und will die Kosten weiter drücken. Ein Gesamtkonzept soll es jedoch erst im Frühjahr geben, sagte sie am Mittwoch. Die Thomas-Cook-Aktie sackte zu Handelsbeginn deutlich ab, um bis zur Mittagszeit um 2,75 Prozent in die Gewinnzone zu klettern. Mit 24,66 britischen Pence ist die Aktie allerdings nur noch einen Bruchteil so viel wert wie zur Zeit der Fusion mit dem britischen Veranstalter MyTravel im Jahr 2007. Damals hatte sie 333 Pence gekostet. Im abgelaufenen Jahr verbuchte Thomas Cook unter dem Strich einen Verlust von 586 Millionen britischen Pfund (725 Mio Euro). Damit fiel das Minus noch größer aus als ein Jahr zuvor. Damals hatten Wertberichtigungen und ein schwaches Großbritannien-Geschäft dem Konzern mit 521 Millionen Pfund in die Miesen gedrückt. Der langjährige Konzernchef Manny Fontenla-Novoa hatte nach einem Absturz des Aktienkurses bereits zuvor seinen Hut genommen. Diesmal warf auch das laufende Geschäft weniger ab: Der Umsatz ging wegen ungünstiger Wechselkurse um drei Prozent auf 9,5 Milliarden Pfund zurück. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn halbierte sich sogar auf 156 Millionen Pfund, weil das Unternehmen die um 110 Millionen Pfund gestiegenen Kerosinkosten nicht auffangen konnte. Auch in Deutschland verdiente Thomas Cook im Veranstaltergeschäft weniger, die Fluglinie Condor verdiente operativ sogar nur gut halb so viel wie ein Jahr zuvor. Nach einem guten Abschluss der Sommersaison zeichnet sich dem Management zufolge allerdings auch für den Winter eine positive Geschäftsentwicklung ab. Harriet Green, die den Konzern seit Juli 2012 führt, sieht auch deshalb gute Chancen, dass Thomas Cook insgesamt wieder auf die Beine kommt. "Es gibt eine Menge zu tun, aber wir beginnen ein neues Kapitel." Sie will den Hoteleinkauf und andere Funktionen stärker bündeln. Schon mit jetzt absehbaren Maßnahmen sollen die jährlichen Kosten binnen drei Jahren um mehr als 100 Millionen Pfund sinken, weitere Schritte sind in Arbeit. Zu einem möglichen Arbeitsplatzabbau wollte sich Green jedoch nicht äußern. Um im Wettbewerb vor allem mit dem Hauptkonkurrenten Tui Travel mithalten zu können, will die Managerin den Verkauf von Reisen über das Internet stärker vorantreiben. Die Expansion bei den Reisebüros, die ihr Vorgänger Fontenla-Novoa zuletzt mit der Übernahme der Co-operative Group vorangetrieben hatte, ist bereits teilweise zurückgedreht: Im abgelaufenen Jahr schloss Thomas Cook fast 150 Reisebüros und fünf Niederlassungen. Allerdings müsse Thomas Cook auf allen Vertriebskanälen vertreten bleiben, betonte Green. Mit weiteren Beteiligungsverkäufen will der Veranstalter nun einen Teil seines Schuldenbergs abtragen. In den zwölf Monaten bis Ende September schrumpfte die Nettoverschuldung bereits um gut 100 Millionen auf 788 Millionen Pfund, nachdem das Unternehmen Flugzeuge und Hotelbeteiligungen abgestoßen hatte. Im Gegenzug hatten die Banken Kreditlinien des Konzerns über 1,4 Milliarden Pfund bis ins Jahr 2015 verlängert. Für das laufende Geschäftsjahr hat sich Finanzchef Michael Healy einen weiteren Schuldenabbau um 50 Millionen Pfund vorgenommen./stw/mmb/fbr |