90/10 kann man pauschal nicht sagen, weil wenn ich es mir selbst aussuchen könnte, wäre es mir auch lieber, dass die Flüchtlinge nicht hier her kommen würden. Ich meine, es ist ja nicht wirklich etwas bestrebenswertes, wenn Menschen in Masse ihre Heimat auf Dauer verlassen wollen, weil sie es dort einfach nicht mehr aushalten und keine Perspektive sehen. Wie du aber richtig geschrieben hast, wissen von den 90% eine deutliche Mehrheit, dass es KEINE Alternative gibt, zumindest keine Alternative die man auf die Schnelle könnte organisieren.
Aber wenn wir schon bei den 90/10 sind, so kann ich aus Erfahrung davon sprechen, dass es auch mit der Wende und der Völkerwanderung von Ost nach West eine ähnlich skeptische Haltung gab. Vor allem je mehr man in den ländlichen Raum vordrang, umso mehr sah man sich als "Ossi" einer latenten Ablehnung gegenüber. Dies führte teils soweit, dass es Einheimische gab, welche jeden Ossi mittels dreister Methoden weggemobbt versucht haben. Und selbst Heute wirst du in irgendwelchen Dörfern immer noch eine Ablehnung von Ossies finden.
Solche Ablehnung ist wenn man so will primär durch Verlustängste und Ängste vor Veränderung geprägt. Vor allem im ländlichen Raum wird die Stagnation der Gegebenheit wie ein heiliger Gral gepflegt, Tradition hat hier einen besonders hohen Stellenwert. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass die glücklichsten Menschen nicht wie man vermuten würde auf dem Lande, sondern in Städten wohnen. Klar, wenn man auf dem Lande permanent mit Veränderungsängsten zu kämpfen hat, so bleibt das Glück hin- und wieder auf der Strecke. |