Sag mir wo der Boden istvon Jochen Steffens Hier ist was los. Beständig rufen Kollegen oder Trader an und fragen, was denn mit den Märkten los sei und was zu tun ist. Andere sind ziemlich angefressen, weil diese Konsolidierung Ihnen die Depotperformance zum Teil blutbadähnlich zerschossen hat. Gerade Werte aus der zweiten und dritten Reihe hat es massiv getroffen. Offenbar sind, obwohl es im Dax eigentlich nicht danach aussieht, viele stark von den Abwärtsbewegungen in den verschiedenen Unterindizes getroffen worden. Und dann kommt die Frage der Fragen: „Was meinst Du? Was soll ich tun? Verkaufen oder durchhalten?“ Dazu kann man in der aktuellen Situation wenig sagen, das hängt von vielen Faktoren ab. Man sollte aber auf jeden Fall bei weiter fallenden Kursen die Positionen nach und nach auch im Minus verringern, um das Risiko raus zu nehmen. Man sollte dann aber auch emotional in der Lage sein, schnell wieder erste Käufe zu versuchen, wenn sich Gegenbewegungen abzeichnen. Flexibilität ist hier gefragt. Bearishes Signal Wie Sie sicherlich gesehen haben, haben der S&P500 und der Dow gestern meine Maximalkorrekturziele (blauer Kreis) nach unten durchschritten. 
Was wir gestern in den USA gesehen haben, war „Panik“ pur. Jeder Intraday-Bodenversuch wurde sofort nach unten abverkauft, etwas, das ich seit Jahren nicht mehr in der Art gesehen habe: Der S&P500 ging somit auch schlussendlich mit einem Minus von knapp 3 % aus dem Markt. Wir müssen jetzt also sehr, sehr vorsichtig werden, denn gestern sind wichtige Marken verletzt worden. Das ist eindeutig bearish! Trotzdem: Auf keinen Fall sollte man sich von der Panik anstecken lassen! Eine Gegenbewegung ist überfällig, gerade in solchen Phasen muss man einen kühlen Kopf bewahren. Meistens markieren, wie gesagt, solche Abverkäufe zumindest kurzfristig das Ende der Abwärtsbewegung - meistens, nicht immer. Ich will Ihnen aber zunächst darstellen, warum wir vorsichtig werden müssen: 
Dadurch, dass die zweite Abwärtsbewegung (rotes Rechteck) nun deutlich größer als die erste Abwärtsbewegung (oberes blaue Rechteck) ausgefallen ist, wird eine 5er Abwärtswelle mit 3 Abwärtsbewegungen und 2 kleineren Konsolidierungen wahrscheinlich. In letzter Zeit laufen diese Formationen häufig in der gleichen Art und Weise ab, so dass die letzte Abwärtsbewegung genau die gleiche Spanne hat, wie die erste (blaue Rechtecke). Gestern hat der S&P500 an einer weiteren Unterstützung bei 1330 Punkten gehalten. Hier oder auch etwa tiefer kann es zu einer Gegenbewegung kommen, welche die obere Widerstandszone (grün) und somit sogar die 1400 Punkte Marke noch einmal von unten testet. Genau zur richtigen Zeit, ein Konjunkturprogramm Insbesondere ein von Bush geplantes Konjunkturprogramm zur Abwehr einer Rezession in den USA in Höhe von 125 Mrd. Dollar kann die Märkte im Zusammenhang mit weiteren Zinssenkungen beruhigen. Allerdings hat diese Aktion auch ein Geschmäckle. Man könnte auf die Idee kommen, das ganze Gerede über Rezession hätte neben den schon genannten Gründen auch noch einen anderen Zweck: Die Demokraten werden angesichts der aktuellen Situation kaum etwas gegen eine solches, massives Konjunkturprogramm sagen können. Wenn diese sich quer stellen würden, werden sie in der Wählergunst sinken. Vielleicht ist dieses Konjunkturprogramm aber geeignet, die US-Wirtschaft in einigen Monaten wieder auf "Schön" zu trimmen. Und wer sich dann den Erfolg auf seine Fahnen schreiben wird, ist wohl eindeutig. Ein Schelm wer dabei Böses denkt. Zurück zum Markt: Es kommt auf diese Gegenbewegung an! Aber egal, was man auch denken will: Können die Kurse in der nächsten Gegenbewegung die 1400 Punkte Marke (und anschließend die 1460 Punkte) Marke NICHT zurückerobern, dann und erst dann müssen wir ins Bärenlager für den S&P500 wechseln. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass er wie schon beschrieben noch bis zur 1220er Marke fällt. Und wahrscheinlich wird sich erst dort die Frage entscheiden, ob wir große Abwärtstrends ausbilden. Warum ist die Gegenbewegung so wichtig? Wenn die Börse in den Panikmodus übergeht, neigt sie gemeinhin dazu, nach unten zu übertreiben. Das trifft leider gerade auf Seitwärtsbewegungen zu! Und das ist es, was Seitwärtsbewegungen so absolut schwer zu traden macht. Dazu einmal der Vergleich mit der bekanntesten und größten Seitwärtsbewegung in der Nachkriegszeit: 
Ich habe einmal ganz bewusst die „eigentliche“ Seitwärtsbewegung markiert, die sich innerhalb der Spanne zwischen 730 Punkten und 1000 Punkten befunden hat. Sie sehen, dass es gerade auf der Untergrenze zu massiven Verletzungen nach unten gekommen ist, während die Verletzungen auf der Oberseite vergleichsweise moderat ausfallen. Das ist eine typische Entwicklung in Seitwärtsbewegungen, die den eigentlichen Fluch darstellt, der dazu führt, dass die meisten Spekulanten in diesen Phasen viel Geld verlieren. Wer hat die Nerven dann einzusteigen, oder so lange durchzuhalten? Aber diese Seitwärtsbewegung zeigt auch noch etwas anderes: Von den Tiefs kam es jeweils zu dynamischen Aufwärtsbewegungen (hier als Monatschart (!)). Das geht so schnell, dass die meisten Anleger, die in Panik gerade ausgestiegen sind, keinen Einstieg mehr finden. Sie schaffen es emotional nicht und kommen so erst viel zu spät wieder zurück in den Markt. Der entscheidende UnterschiedUnd hier liegt der entscheidende Unterschied: Kommt es im S&P500 also zu einer solchen dynamischen Gegenbewegung, ist dies ein Zeichen dafür, dass wir uns in einer Seitwärtsbewegung befinden. Kommt es jedoch zu einem dynamischen oder langsamen Rebound, der im weiteren Verlauf sogar an Kraft und Dynamik verliert, ist das der Hinweis auf die innere Schwäche des Marktes. Sollte dann auch noch das letzte Tief wieder nach unten gebrochen werden, wird es bearish... Sollten die Märkte allerdings ohne große Gegenbewegung einfach immer weiter crashartig nach unten fallen, hat die Kreditmarktkrise eine wesentlich größere Bedeutung, als gemeinhin gedacht. Wenn aber nun auch noch der Aktienmarkt in den USA massiv einbricht, sollten wir so langsam anfangen, die wirklich bearishen Sichtweisen auf einen anwendbaren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Aber soweit sind wir noch nicht... Viele Grüße Ihr Jochen Steffens Quelle:Investor's Daily Abonnenten ----------- Gruss Moya |