Im Internet kursieren zur Zeit haarsträubende Mutmaßungen rund um den Abschwung des AAPL-Kurses der vergangenen drei Monate. Möglicherweise wurde die Wall Street durch falsche Berichte über rückläufige Display-Bestellungen manipuliert. Es geht um eine Menge Geld und Spekulanten geraten ebenso ins Kreuzfeuer wie große Publikationen. Warum die ganze Aufregung?
Mehrere hundert Millionen US-Dollar stehen auf dem Spiel, wenn Optionen auf den Kauf von Apple-Aktien in großen Mengen verkauft werden. Noch mehr, einige Milliarden nämlich, wenn der Ausübungspreis dieser Optionen nicht erreicht wird. Für den 19. Januar 2013 wurde eine vergleichsweise hohe Zahl von Kaufoptionen verkauft, die dem Erwerber das Recht verlieh, AAPL-Papiere zu einem festgelegten Preis zu zeichnen. Das bedeutet:
Liegt der Kurs der Aktie zum vereinbarten Zeitpunkt über dem in der Option festgesetzten Wert, freut sich natürlich der Käufer. Anderenfalls, also wenn Apple-Aktien dann weniger Wert sind, als in der Option bestimmt, verfällt sie in der Regel und der Verkäufer reibt sich die dick mit Scheinen ausgekleideten Hände.
Nun ist es so, dass um den 19. Januar die Laufzeit eine enormen Menge Optionen auslief, Stichtag also. Die Vermutung einiger Beobachter: In den Medien und unter Analysten wurde bewusst der Eindruck erweckt, Apple schwächelt, um den Aktienkurs zu drücken. Wer ist Schuld?
Diese Bemühungen sollen natürlich von den großen Optionsverkäufern ausgehen. Sie gewinnen schließlich, wenn die Optionskäufer ihre Möglichkeit nicht wahrnehmen. Anschließend lösen sie ihre Daumenschrauben, so die dunklen Theorien, Apple präsentiert gewohnt hervorragende Quartalsergebnisse für die Feiertagssaison und der Kurs steigt wieder rasant in die Höhe.
Selbstredend haben die Optionsverkäufer damit gerechnet und zuvor die „günstigen“ Aktien in Massen aufgekauft. Jetzt müssen sie nur noch warten, bis Apple erwartungsgemäß alle Erwartungen übertrifft, der Kurs sich irgendwo zwischen 600 und 700 Dollar einpendelt und sich anschließend nach einem Strand-Grundstück auf den Malediven umsehen.
Soweit zumindest das, was manche als Verschwörungstheorien, andere anhand der Fakten als durchaus wahrscheinliche Marktmanipulation durch „Big Player“ sehen. So zum Beispiel macnn.com, wo auch einige Schlampigkeit in der Berichterstattung über Apples angebliche Missgeschicke aufgezeigt wird. Gleichzeitig habe man mit negativen Meldungen über die Konkurrenz von Samsung und Microsoft hinterm Berg gehalten.
Gibt es also überhaupt noch eine andere Erklärung für den recht starken Kursabfall über mehrere Monate hinweg? Ein Erklärungsversuch Abseits der Verschwörungstheorien
Ja, meint Businessinsider.com. Dort erklärt Jay Yarow, dass kurzfristige Kursveränderungen sich durch Manipulationen erreichen lassen. Längerfristige Abfälle aber nur schwer mit Falschinformationen allein zu halten sind.
Darüber hinaus, so Yarow, gibt es einige recht substantielle Hinweise darauf, was mit den AAPL-Papieren tatsächlich passiert sein könnte. So ergibt sich aus einer Statistik von FactSet der Zusammenhang zwischen den Vorhersagen für den Kurs und den Gewinn pro Apple-Aktie.
Mitte Oktober des vergangenen Jahres korrigierten die Analysten ihr Prognosen nach unten, da einige neue Geräte (iPad mini, iPhone 5, iMac 2012) mit geringeren Margen einhergehen. Außerdem spiele der Umstand, dass im letzten Jahr das 1. Finanzquartal eine Woche länger war, eine entsprechende Rolle. Die Einschätzungen beziehen sich nämlich immer auf das Vorjahresquartal.
Mehr noch: Der Verkaufsstart des „neuen iPhone“ 2011 lag komplett im Feiertags-Quartal. Das iPhone 5 ging dagegen am 21. September 2012 bereits zum ersten Mal über den Ladentisch. Dieser Nachteil dürfte jedoch ausgeglichen werden durch den Verkaufsstart in China zu Beginn dieses Jahres.
All diese Faktoren führten also zunächst die Analysten dazu, ihre Prognosen für den Gewinn pro Aktie nach unten zu korrigieren. Der Markt folgt mit geringer Verzögerung in ein Tief, das eben nicht nur durch Manipulation und Schindluder zu erreichen war.
Vielleicht waren all diese Umstände glücklicher Zufall für die Optionsverkäufer, vielleicht haben diese auf genau solche Vorhersagen der Analysten gesetzt, um satte Gewinne abschöpfen zu können. In jedem Fall ist nicht davon auszugehen, dass Investoren bei Apples Quartalskonferenz am 23. Januar keine all zu herbe Enttäuschung erleben werden. Egal, wie oft das Wall Street Journal den Bestellrückgangs-Teufel an die Wand malt.
Danke an Kollege Ben für die Mitarbeit an diesem ArtikelIm Internet kursieren zur Zeit haarsträubende Mutmaßungen rund um den Abschwung des AAPL-Kurses der vergangenen drei Monate. Möglicherweise.. |