Dass der Euro nicht ewig überlebt, glaube ich nach wie vor. Doch wann er "stirbt", kann niemand - auch kein Finanz-Guru - auch nur einigermaßen präzise vorhersagen.
Der Euro könnte sich noch zwei Jahre halten - vielleicht aber auch noch ein volles Vierteljahrhundert. Und als "weichere" Alternative zum Euro-Zusammenbruch gäbe es auch noch eine deutliche Abwertung (z. B. auf EUR/USD = 0,80). Und das wäre eben noch NICHT die Krall'sche Hyperinflation.
Alles hängt einzig und allein vom Vertrauen ab, dass die Marktakteure den Zentralbanken entgegenbringen. Solange dieses Vertrauen besteht, kann die EZB den Euro durch Gelddrucken praktisch nach Belieben weiter am Leben halten. Das einzige Problem dabei ist, dass jede neue "Maßnahme" weiter am Marktvertrauen "frisst". Irgendwann bricht der Krug auf dem Weg zum Brunnen.
Vorerst kleistert Gelddrucken noch alle Probleme zu. Denn wenn es keine Staatspleiten in der Eurozone gibt und die Staatsanleihen der Problemstaaten wegen Dauer-QE weiterhin hoch notieren - Griechenland konnte sogar kürzlich neue eigene Anleihen emittieren, weil der Bondmarkt deren implizite EZB-Deckung honoriert - , was sollte dann den Euro-Zusammenbruch auslösen?
Der einzige für mich denkbare Stolperstein wäre eine akute Vertrauenskrise in die Allmacht der Zentralbanken. Ich hatte im März anlässlich der Steilabstürze der Indizes fälschlicherweise vermutet, dass die Zentralbankblase bereits geplatzt sei, weil der Markt zeitweise auf deren "Maßnahmen" und Powells Buchstabenrettungspakete nicht mehr mit Erholungen, sondern sogar mit weiteren starken Abverkäufen reagiert hatte. Dieser Schluss war jedoch übereilt, denn wie man am aktuellen Nasdaq-100 (Chart unten) sieht, der schon wieder kurz unter ATH notiert, scheint die Macht der Zentralbanken (zumal die der Fed) vorerst noch ungebrochen.
Wann die Zentralbanken-Blase wirklich platzt, bleibt somit weiterhin "everybody's guess". Es ist fast unmöglich, darauf zu wetten.
Crash-Propheten können angesichts der massiven Corona-Geldflutungen (500 Milliarden-Hilfspaket) zwar scheinbar plausibel argumentieren: "Das ist das Ende des Euro. Es gibt aber immer noch gewichtige Gegenargumente (# 513, dritter Absatz). Wer jetzt schon auf Panik und Hyperinflation "macht" wie Krall, scheint mir in jedem Fall zu früh dran. Und Timing ist an der Börse Alles. Gerade bei bärischen Hypothesen.
Die Goldjünger sind mMn ebenfalls ein gutes Beispiel für aus Eigennutz, Tunnelblick und argumentativer Schnappatmung übereilte Panikmache.
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