Einschläge weit hinter Haifa Hisbollah macht Drohung wahr
Die Hisbollah scheint ihre Drohung, Mittelstreckenraketen auch weit hinter der Hafenstadt Haifa zum Einschlag zu bringen, wahr zu machen. Wie n-tv Nahost-Korrespondent Ulrich W. Sahm berichtet, explodierten am Freitagabend mindestens drei Geschosse der Hisbollah in der Gegend von Zichron Jaakov und Caesarea. Diese liegen etwa 50 Kilometer südlich von Haifa. Damit nähert sich die Bedrohung auch der israelischen Metropole Tel Aviv. Augenzeugen zufolge schlug eine der Raketen nur 200 Meter entfernt von dem größten israelischen Kraftwerk bei Caesarea im Meer ein. Ob bewusst angezielt oder nur durch Zufall wäre damit fast eine der wichtigsten strategischen Einrichtungen Israels getroffen worden. Als Reaktion auf die Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, der am Donnerstag mit Raketenangriffen auf Tel Aviv gedroht hatte, hat Israel mit einer Zerstörung der Infrastruktur im Libanon gedroht. Bislang hat die israelische Armee zwar viele Brücken im Libanon zerstört, um die Hisbollah vom Waffennachschub abzuschneiden. Die Stromversorgung für Beirut blieb vorläufig jedoch intakt. Unverminderte Angriffe auf den Libanon Unterdessen nahm der Krieg im Libanon weiter an Härte zu: Bei israelischen Luftangriffen auf die Bekaa-Ebene wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen mindestens 33 Landarbeiter getötet. In der Nacht zum Freitag zerstörte die Luftwaffe drei Autobahnbrücken nördlich von Beirut und unterbrach damit die wichtigste Küstenverbindung nach Syrien. Bei der Bombardierung der Brücken kamen nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens fünf Menschen ums Leben, darunter ein libanesischer Soldat. Ein weiterer wurde nach Angaben der Armee beim Angriff auf ein Wohngebiet am Beiruter Flughafen getötet. "Einer der schlimmsten Kriegstage" Hilfsorganisationen mussten deshalb Konvois streichen, was eine Sprecherin als schweren Rückschlag für die Versorgung der Flüchtlinge bezeichnete. Im Süden des Libanon waren zwischen Israelis und Hisbollah-Kämpfern so erbitterte Gefechte im Gange, dass libanesische Sicherheitskräfte von "einem der schlimmsten Kriegstage" sprachen. Durch die Zerstörung der Brücken könnte die Arbeit der Hilfsorganisationen zum Erliegen kommen, warnte Astrid von Genderen Stort vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. "Die ganze Straße ist weg. Das ist wirklich ein großer Rückschlag, denn wir nutzten sie, um Personal und Güter ins Land zu bringen." Die Israelis hatten bereits die Autobahn Beirut-Damaskus zerstört, so dass eine Passage nur noch über unsichere Bergstraßen möglich ist. Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora hatte schon vor den jüngsten Luftangriffen gesagt, die Treibstoffvorräte gingen nächste Woche zur Neige. Gut eine Million Libanesen sind vor dem Krieg auf der Flucht. Heftige Kämpfe im Südlibanon Auch die radikal-schiitische Hisbollah-Miliz beschoss wieder Ziele in Israel. Dabei wurden nach Angaben von Rettungskräften drei Menschen getötet. Im Süden des Libanon lieferten sich 10.000 israelische Soldaten weiter harte Kämpfe mit der Hisbollah. Der Fernsehsender Al-Arabija meldete den Tod von fünf israelischen Soldaten, wofür es zunächst keine Bestätigung von Seiten Israels gab. Am Donnerstag waren durch Raketenbeschuss und die Kämpfe im Libanon elf Israelis getötet worden. Das war der höchste Verlust an einem Tag seit Beginn der Kämpfe Mitte Juli. Seitdem wurden mindestens 693 Libanesen und 68 Israelis getötet. Debatte um Vorstoß zum Litani Israels Verteidigungsminister Amir Peretz wies die Streitkräfte an, sich auf einen Vorstoß zum Litani-Fluss vorzubereiten. Dazu bedarf es jedoch eines Kabinettsbeschlusses. In politischen Kreisen wurde darauf verwiesen, dass Ministerpräsident Ehud Olmert sich bisher gegen ein Vorrücken zum Litani ausgesprochen hat. Er sei nicht überzeugt, dass dadurch die Raketenangriffe der Hisbollah gestoppt werden könnten. Israel hält bislang eine sieben Kilometer breite Sicherheitszone mit 20 Dörfern besetzt.
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