Israel plant massiven Militärschlag
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neuester Beitrag: 26.12.06 23:48
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eröffnet am: | 27.06.06 08:58 von: | börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 3661 |
neuester Beitrag: | 26.12.06 23:48 von: | AbsoluterNe. | Leser gesamt: | 205278 |
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URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,427814,00.html
Hisbollah-Chef Nasrallah
"Wir lieben den Tod"
Von Philipp Wittrock
Israel macht Jagd auf Scheich Hassan Nasrallah: Der Führer der Hisbollah hat die Miliz nicht nur bis in die libanesische Regierung gebracht. Ihm gelang es auch, Schiiten und Sunniten im Kampf gegen Israel zu vereinen.
...da kann man nur mit Schily antworten: "Wer den Tod will, kann ihn haben"
MfG
kiiwii
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Wird er es verstehen können?
Oder wird er lebenslang Rache diesem Land schwören?
Es ist doch echt Kiiwii, Quatsch hier mit diesen kleine Bomben zu kommen.
Angesichts der ganzen Toten die jetzt durch Israel erreicht wurden, ist das doch ein Klacks dagegen.
Und, klar da sind Terroristen im Libanon, ganz schreckliche und schlechte Menschen.
Und was macht dann?
Man bombardiert alle die da sind, wenn man Glück trifft man ein paar von denen, aber in der Mehrheit wohl Zivilisten, Fraun und Kinder-
War doch hier schon mal die Frage, "haben die Israelis Waffen, die speziel auf Kinder angesetzt sind?"
Kiiwii, beantworte die Frage doch mal!
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Das skrupellose Gesicht der Hizbullah
Von Wolfgang Günter Lerch
Iranerinnen demonstrieren in Teheran für ihren Helden
20. Juli 2006
Er ist heute der weitaus bekannteste unter den radikalen Schiiten des Libanons. Seit vierzehn Jahren führt er schon die Hizbullah („Partei Gottes“), die in den südlichen Teilen der Hauptstadt Beirut, doch auch in Baalbek in der ostlibanesischen Bekaa-Ebene sowie vor allem im Südlibanon so etwas wie einen Staat im Staat bildet - zum Leidwesen vieler Libanesen, die keine Schiiten sind und die Schwäche ihres Staates und seiner Armee beklagen.
Die Hizbullah Scheich Hassan Nasrallahs hat im Süden die Kommandos der Palästinenser ersetzt, die 1982 von Israel aus ebendieser Region vertrieben worden waren. Es war exakt dasselbe Jahr, in dem mit Teheraner Hilfe der Beschluß zum Aufbau der „Partei Gottes“ gefaßt wurde. Radikale Schiiten hatten der bis dahin beherrschenden Schiiten-Organisation „Amal“ von Nabih Berri „Schwäche und Verrat“ vorgeworfen und sich abgespalten.
Theologie-Studium im Irak
Unheilvolle Allianz
Der Sieg der islamischen Revolution in Iran hatte Ende der siebziger Jahre auch den bis dahin wenig einflußreichen Schiiten des Libanons zu neuem Selbstbewußtsein verholfen. Schon immer eng waren die Beziehungen zwischen dieser muslimischen Konfession, die vornehmlich im Dschebel Amil im Südlibanon wohnt, und den bedeutenden Lehrstätten des Schiitentums im Irak und in Iran. Sie sollten auch für Nasrallahs Karriere eine Rolle spielen.
Der im Jahre 1960 in dem Ort Basurije im Südlibanon als Sohn eines Lebensmittelhändlers geborene Hassan Nasrallah war das älteste von neun Kindern. Schon in jungen Jahren bekam er eine besondere religiöse Erziehung, die er mit ausführlichen theologischen Studien in der Hafenstadt Tyrus fortsetzte. Eine Zeitlang ging er zum Studium der Theologie in den Irak, nach Nadschaf, der wichtigsten Lehrstätte der Schiiten überhaupt, wo er im Schatten der Grabmoschee des Imam Ali Ibn Abi Talib Studien trieb, unter anderem bei dem bekannten Ajatollah Baqir al Sadr.
Keine moralische Skrupel
Die Flagge der Hizbullah weht vor einem Nasrallah-Bild
Doch schon 1978 mußte Nasrallah den Irak Saddam Husseins verlassen. Generalsekretär der Hizbullah wurde er im Jahre 1992, nachdem sein Vorgänger Abbas al Musawi bei einem Hubschrauberangriff der Israelis getötet worden war.
Scheich Nasrallah gilt seinen Anhängern als überzeugender Redner. Der Märtyrertod, der Gang ins Jenseits, sei wie das Durchschreiten einer Tür in ein anderes Zimmer, in dem ein angenehmes Klima herrsche, sagte er einmal auf die Frage eines westlichen Journalisten. Einer seiner Söhne, Hadi, wurde 1997 Opfer seines „heiligen Krieges“ gegen Israel. Das erfülle ihn mit Stolz, gab Nasrallah anschließend ohne zu zögern kund. Moralische Skrupel darüber, daß er junge Männer zum Selbstmord „auf dem Wege Allahs“ treibt, scheint er nicht zu haben.
Israel bedrohte Nasrallah mit dem Tod
Seitdem Israel sich im Jahre 2000 unter dem Druck seiner Hizbullah aus der Sicherheitszone zurückzog, ist Nasrallahs Nimbus gewachsen. Mit der jüngsten Entführung zweier israelischer Soldaten, welche die Kriegshandlungen jetzt hervorriefen, will er in Israel einsitzende Araber freipressen. Manche sagen, er habe damit überzogen, die weitreichenden Folgen nicht bedacht. Das kann man auch ganz anders sehen. Daß er auf einer israelischen Liste von zu tötenden Personen steht, kann als sicher gelten.
Text: F.A.Z., 20.07.2006, Nr. 166 / Seite 8
MfG
kiiwii
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Anheizer und Profiteur
Von Christiane Hoffmann
Präsident Ahmadineschad: Zur Selbstüberschätzung verleitet
20. Juli 2006
Auf den ersten Blick scheint der neue Gewaltausbruch im Nahen Osten „nur“ eine neue Runde in diesem immerwährenden Konflikt zu sein. Dieses Mal entfaltet er sich aber vor dem Hintergrund einer neuen Situation: Die Stimmungen und die Machtverhältnisse in der Region haben sich in den vergangenen Jahren verändert - und zwar grundlegend.
Als der Westen sich über das Eingreifen im Irak zerstritt, drehte sich die Debatte um die Legitimität einer solchen Intervention, um die Aussichten, auf diese Weise die Region zu demokratisieren, um Massenvernichtungswaffen und Terrorismus. Nur wenige sahen damals voraus, daß die gravierendste Folge eine andere sein würde: nämlich eine bedeutende Schwächung der westlichen Position in der Region.
Der Ansehensverlust wiegt schwer
Dabei ist der Irak, wo es den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten nicht gelingt, Stabilität und inneren Frieden herzustellen, nur ein Aspekt. Der Ansehensverlust, den der Westen durch Verstöße gegen seine eigenen ethischen und demokratischen Prinzipien - von Guantánamo bis zur Verweigerungshaltung gegenüber einer aus Wahlen hervorgegangenen Hamas-Regierung - erlitten hat, wiegt vielleicht noch schwerer.
Seit dem Irak-Krieg ist in der islamischen Welt nicht mehr nur die „Straße“, sondern sind zunehmend auch die Eliten antiamerikanisch. Das gilt auch für Iran, wo gerade der vehemente Antiamerikanismus des islamischen Regimes Washington zuvor hohe Popularität garantiert hatte.
Wellen der Nervosität
Besonders deutlich zeigt sich der Respektverlust am neuen iranischen Selbstbewußtsein: Noch im Jahr 2003, zu Beginn des Irak-Kriegs, zogen Wellen der Nervosität durch Teheran; man sah sich von den Truppen des „Erzfeindes“ umzingelt; und - je nach Blickwinkel - wurde entweder die Hoffnung gehegt oder ging Angst um, Iran könne das nächste Objekt der amerikanischen Strategie des Regimewechsels werden. Heute dagegen sieht sich Teheran in einer Position der Stärke, wie das seit der Revolution von 1979 nicht der Fall war. Der mit der Wahl Ahmadineschads zum Präsidenten wiedergewonnene innere Zusammenhalt des Regimes, die enormen Einnahmen aus dem Ölexport, die Zustimmung Washingtons zum internationalen Angebot an Teheran „in gegenseitigem Respekt“ - das sind nur einige Gründe für die Selbstgewißheit Teherans.
Im Atomstreit nimmt Iran weiterhin an, daß es nicht möglich sein werde, die internationale Koalition für ein hartes Vorgehen gegen Teheran zusammenzuhalten. Schließlich ist es dem Westen auch nicht gelungen, den iranischen Präsidenten wegen seiner antiisraelischen Hetze zum internationalen Paria zu machen: Ahmadineschad wurde beim Treffen der Schanghai-Organisation in China mit allen Ehren empfangen, beim Staatsbesuch in Indonesien von der Bevölkerung begeistert begrüßt und zuletzt beim Treffen afrikanischer Staatschefs in Gambia als Sondergast willkommen geheißen. Und er schreibt selbstbewußt weitschweifige Briefe - erst an den amerikanischen Präsidenten, jetzt an die deutsche Bundeskanzlerin -, die zum Ausdruck bringen sollen, daß er sich nicht einschüchtern lasse.
Unerfüllte Hoffnung
Den Nahost-Konflikt nutzt Teheran seit Ahmadineschad dazu, die unter Chatami aufgegebene Rolle als antiisraelische Speerspitze der Region zu erneuern und damit die Sympathien sunnitischer Araber und ganz generell der islamischen Welt zu gewinnen. Mit seiner radikalen Rhetorik hat die islamische Republik die antiisraelische und antiamerikanische Meinungsführerschaft übernommen. Zudem haben der Rückzug Israels aus Südlibanon im Jahr 2000, von der radikal-islamistischen Hizbullah als Sieg gefeiert, und die Kalamitäten der Amerikaner im Irak ihre Feinde in der Region zu dem Schluß kommen lassen, daß bewaffneter Widerstand gegen eine militärische Übermacht doch erfolgreich sein kann.
Auch wenn die Hizbullah ihren jüngsten Angriff gegen Israel vermutlich auf Geheiß Syriens und nur mit Billigung Teherans unternahm, kann Iran von dem sunnitisch-schiitischen Schulterschluß von Hamas und Hizbullah profitieren. Israels erwartungsgemäß heftige Reaktion kann wiederum als Zeichen der Schwäche verstanden werden: nicht militärisch, da kann es nach wie vor niemand mit der einzigen Atommacht der Region aufnehmen, sondern politisch. Die Hoffnung, der einseitige Rückzug aus Gaza und (später) aus dem Westjordanland könne Israel ohne Verhandlungslösung den ersehnten Frieden bringen, hat sich bislang nicht erfüllt.
Zur Selbstüberschätzung verleitet
Die Situation ist gefährlich, und zwar nicht nur in Israel und im Libanon, wo möglicherweise ein neuer Bürgerkrieg droht. Zwar kann Iran schon wegen der geographischen Entfernung nicht direkt eingreifen. Aber die Eskalation im Nahen Osten, die in Sankt Petersburg den Atomstreit zunächst aus den Schlagzeilen verdrängte, könnte mit ebendiesem Disput eine explosive Verbindung eingehen. Schon jetzt droht Irans Unterstützung für die Hizbullah die ohnehin festgefahrenen Positionen im Atomstreit weiter zu verhärten.
Gefährlich ist auch, daß die neue Machtposition Irans in der Region die islamische Republik zur Selbstüberschätzung verleitet. Sie täuscht über innere Verwerfungen hinweg: etwa über die noch nicht absehbaren Folgen der ebenso dilettantischen wie dirigistischen Wirtschaftspolitik Ahmadineschads oder über die Unruhe unter den ethnischen Minderheiten.
Vor allem verleitet sie Teheran dazu, an der Entschlossenheit in Washington und Tel Aviv zu zweifeln, Iran am weiteren Ausbau seines Nuklearprogramms zu hindern. Die Pläne für einen möglichen Militärschlag gegen Iran sind dort keineswegs zu den Akten gelegt. Daß sich die Machtverteilung in der Welt zuungunsten des Westens verändert, schließt den Rückgriff auf ein militärisches Vorgehen nicht von vornherein aus.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung
MfG
kiiwii
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SPIEGEL ONLINE - 20. Juli 2006, 21:46
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,427846,00.html
Krise in Nahost
Israel lehnt Annans Plan für Waffenstillstand ab
Uno-Generalsekretär Annan hat eindringlich das Ende der Kämpfe zwischen Israel und Hisbollah gefordert. Doch die Antwort des israelischen Uno-Botschafters kam prompt und abweisend: keine Chance. Annan habe drei wichtige Dinge vergessen zu erwähnen.
New York - Terror, Iran und Syrien - das seien die drei Schlüsselwörter, die Annan in seiner Rede vor dem Weltsicherheitsrat ausgelassen habe, sagte der israelische Uno-Botschafter Dan Gillerman. Er ergänzte: "Wir werden genau das fortsetzen, was wir momentan tun." Einen Krebs können man nur heilen, indem er komplett beseitigt wird. Auch die USA lehnten eine sofortige Waffenruhe als "zu simpel" ab.
Die Rede Kofi Annans war der Auftakt zu einer Reihe hochrangiger Gespräche im Sicherheitsrat zur Krise im Nahen Osten. Der Uno-Generalsekretär hatte einen Plan für die Befriedung der Region vorgelegt: Nach einem Waffenstillstand der beiden Konfliktparteien müsse die schiitische Hisbollah-Miliz die zwei entführten israelischen Soldaten freilassen. Eine internationale Konferenz soll dann dafür sorgen, dass die Hisbollah-Kämpfer entwaffnet werden; im Süden des Libanon müsse anschließend eine verstärkte Uno-Truppe stationiert werden. Annan sagte, der Plan beruhe auf den Vorschlägen seiner Gesandten, die er vergangene Woche in die Region geschickt hatte.
Der Uno-Generalsekretär kritisierte beide Kriegsparteien. Die Hisbollah müsse aufhören, "wahllos hunderte Waffen" auf israelische Ballungsräume zu feuern. Mit der Verschleppung der israelischen Soldaten hätte sie "ein ganzes Land als Geisel" genommen. Israels Recht auf Selbstverteidigung erkannte Annan zwar an, aber das Land müsse seinen "unangemessenen Einsatz von Gewalt sowie die kollektive Bestrafung der libanesischen Bevölkerung" einstellen. Ein sofortiger Waffenstillstand würde das Leben Unschuldiger retten und unnötiges Leiden verhindern.
Al-Dschasira: Vier israelische Soldaten getötet
Ungeachtet dessen hielten die heftigen Kämpfe, vor allem im Südlibanon an. Nach Angaben des Fernsehsenders al-Dschasira wurden bei Gefechten mit der Hisbollah vier israelische Soldaten getötet. Das israelische Militär bestätigte, dass es Opfer gegeben habe, machte aber keine genaueren Angaben.
Der israelische Verteidigungsminister Perez hatte heute angedroht, die Bodenoffensive im Libanon auszuweiten. "Wir haben nicht die Absicht, Libanon wiederzubesetzen, aber wenn wir Einsätze ausführen müssen, die beweisen, dass wir jeden Ort erreichen können, werden wir nicht zögern", sagte er bei einem Besuch in Nordisrael. Sein Land sei fest entschlossen, "diesen Kampf entscheidend zu gewinnen". Die Angriffe dürften erst beendet werden, wenn klar sei, dass Israel nicht länger bedroht wird. Israelische Truppen hatten den Süden Libanons für 18 Jahre besetzt, vor sechs Jahren waren sie abgezogen worden.
Der Forderung von Kofi Annan nach einem sofortigen Waffenstillstand waren bereits Appelle Jordaniens, Saudi-Arabiens und Ägyptens vorausgegangen. Russland warf Israel vor, die Bekämpfung der Hisbollah zu missbrauchen. "Das beispiellose Ausmaß an Opfern und Zerstörung zeugt davon, dass die Aktion weit über die Grenzen einer Anti-Terrorismus-Operation hinausgehen", erklärte das russische Außenministerium.
EU will an Uno-Friedenstruppe teilnehmen
Im Fall eines sofortigen Waffenstillstands versprach der finnische Regierungschef und derzeitige EU-Ratspräsident Matti Vahanen, dass die Europäer bereit seien, sich an einer verstärkten Uno-Friedenstruppe zu beteiligen. Israel habe zwar das Recht zur Selbstverteidigung, sagte der EU-Ratsvorsitzende. Die Reaktion müsse aber angemessen sein. Israel und die Hisbollah-Miliz hätten bislang nicht ausreichend auf die Friedensbemühungen von EU und Uno gehört. "Die EU ist bereit zu helfen", sagte Vanhanen. Zehn Millionen Euro haben die Europäer bereits als Nothilfe bereitgestellt. Die derzeitige Situation im Libanon bezeichnete er als "eine ernste humanitäre Krise".
elo/AP/AFP/dpa/Reuters
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MfG
kiiwii
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Israel bittet Deutschland um Vermittlung
Schwere Luftangriffe auf Beirut - Mehr als 3500 Deutsche aus dem Libanon evakuiert
Berlin - Israel hat Deutschland und die Europäische Union aufgefordert, bei der Freilassung der israelischen Soldaten zu helfen, deren Geiselnahme den gegenwärtigen Nahost-Konflikt ausgelöst hat. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums Jigal Palmor sagte gestern im ZDF: "Deutschland spielt eine zentrale Rolle. Die Offiziellen aus Deutschland haben bereits eine konstruktive Rolle gespielt bei der Lösung von Geiselnahmen, bei einzelnen Vorfällen, wo Soldaten entführt wurden. Es ist jetzt die Zeit, wo die gleichen Funktionäre aus Deutschland wieder tätig werden könnten."
Die Bundesregierung hatte zuletzt vor zweieinhalb Jahren einen Gefangenenaustausch zwischen der radikalislamistischen libanesischen Hisbollah und Israel vermittelt. Damals waren mehr als 400 palästinensische Häftlinge freigekommen sowie die Leichen von etwa 60 Hisbollah-Kämpfern übergeben worden. Im Gegenzug ließ die Hisbollah einen israelischen Geschäftsmann frei und übergab die sterblichen Überreste dreier israelischer Soldaten. Eine zentrale Rolle spielte damals der jetzige Chef des Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau.
Im Libanon rief gestern Ministerpräsident Fuad Siniora die internationale Gemeinschaft dazu auf, sein Land bei der Entwaffnung der Hisbollah-Miliz zu unterstützen. "Die ganze Welt muß uns helfen, die Hisbollah zu entwaffnen", sagte Siniora in einem Interview. Er bezeichnete die an seiner Regierung beteiligte Hisbollah als "Staat im Staate". Es sei kein Geheimnis, daß die Hisbollah sich "nach den politischen Vorstellungen aus Teheran und Damaskus richte", fügte er hinzu und appellierte an die internationale Gemeinschaft, sein Land bei der Entwaffnung der Miliz zu unterstützen. Zuvor sei es aber unbedingt nötig, einen Waffenstillstand zu erzielen.
Israel setzte unterdessen seine Angriffe auf Ziele im Libanon fort. Dabei wurde ein Gebäude in Beirut bombardiert, in dem führende Hisbollah-Funktionäre vermutet wurden. Auch am Boden gingen die Kämpfe weiter. Israel geht davon aus, daß seine neuntägige Militäroffensive die Hisbollah-Miliz schwer gesachwächt hat. Die Hälfte ihrer militärischen Kapazität sei bei den Luftangriffen zerstört worden, sagte Verteidigungsminister Schaul Mofas.
Auch gestern lief die Evakuierung von Ausländern auf Hochtouren. Erstmals seit mehr als 20 Jahren gingen wieder US-Marineinfanteristen in Beirut an Land. Sie sollen helfen, rund 6000 Amerikaner im Libanon in Sicherheit zu bringen. Auch Deutschland und zahlreiche andere Länder evakuierten ihre Bürger. Mehr als 3500 deutsche Libanon-Flüchtlinge sind durch Organisation des Auswärtigen Amtes nach Syrien, in die Türkei und nach Zypern ausgereist.
DW
Artikel erschienen am Fr, 21. Juli 2006
http://www.welt.de/data/2006/07/21/967371.html
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Annan will Schutz der Zivilbevölkerung
Israel setzt Angriffe im Libanon fort.Die Appelle nach einem Waffenstillstand im Libanon sind verhallt. Israel lehnte den Aufruf von UNO-Generalsekretär Kofi Annan zu einem sofortigen Waffenstillstand ab.
Vor dem Weltsicherheitsrat in New York hatte Annan am Donnerstag der der Hisbollah vorgeworfen vor, mit ihren Raketenangriffen auf Israel und der Verschleppung zweier israelischer Soldaten "ein ganzes Land als Geisel" zu nehmen. Israel wiederum hielt Annan übertriebene Gewaltanwendung vor.
Der israelische Botschafter Dan Gillerman sagte nur wenige Minuten nach Annans Appell: "Wir werden genau das fortsetzen, was wir momentan tun."
Zivilbevölkerung schützen
Annan gestand der Regierung in Jerusalem zwar das Recht auf Selbstverteidigung zugestand, Israel müsse "aber weit größere und glaubwürdigere Bemühungen" zum Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur unternehmen, sagte der UNO-Generalsekretär.
Gillerman warf dem UNO-Chef vor, drei Schlüsselworte des Libanon-Konflikts vor dem Sicherheitsrat ausgelassen zu haben: Terror, Iran und Syrien. "Ohne etwas gegen Terror zu unternehmen, wird es kein Ende der Feindseligkeiten geben", sagte der israelische Diplomat. Ein Krebs könne auch nur dann geheilt werden, wenn man ihn komplett beseitige, sagte Gillerman.
USA vorsichtig
Auch die USA zeigten sich der Forderung Annans gegenüber skeptisch. Der Sprecher des US-Präsidialamtes, Tony Snow, sagte: "Wir hätten furchtbar gerne einen Waffenstillstand. Aber die Hisbollah muss Teil des Ganzen sein. Und zum derzeitigen Stand gibt es keine Hinweise, dass die Hisbollah vorhat, ihre Waffen niederzulegen." Die USA haben bislang darauf verzichtet, ihren engsten Nahost-Verbündeten Israel zu drängen, die Waffen ruhen zu lassen.
Mit der Zurückhaltung scheinen die USA aber zunehmend isoliert zu sein. Neben den UNO haben sich auch Frankreich und Russland deutlich für eine Waffenruhe ausgesprochen. Ein Sprecher des US-Außenministeriums kündigte indes an, Ministerin Condoleezza Rice werde frühestens nächste Woche in die Krisenregion reisen.
Hilferuf von Libanons Ministerpräsident
Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora rief unterdessen die internationale Gemeinschaft auf, sein Land bei der Entwaffnung der Hisbollah-Miliz zu unterstützen. "Die ganze Welt muss uns helfen, die Hisbollah zu entwaffnen", sagte Siniora dem "Corriere della Sera" (Donnerstagausgabe). Zuvor sei es aber unbedingt nötig, einen Waffenstillstand zu erzielen.
Angriffe gehen weiter
Die israelischen Streitkräfte setzten inzwischen ihre Angriffe auf Ziele im Libanon den zehnten Tag in Folge fort. Dabei wurden nach israelischen Militärangaben mehr als 40 Ziele bombardiert. Nach Augenzeugenberichten erschütterten heftige Explosionen den Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut, der als Hochburg der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz gilt.
Bei schweren mehrstündigen Gefechten zwischen der Hisbollah und israelischen Soldaten im Südlibanon wurden nach israelischen Angaben vier Soldaten getötet. Fünf weitere seien verletzt worden.
Hubschrauber kollidiert
Zu den Kämpfen kam es, nachdem ein israelischer Stoßtrupp in den Libanon eingedrungen war, um Hisbollah-Stellungen zu zerstören. Auch bei den Luftangriffen seien Hisbollah-Stellungen, Raketenlager, Lastwagen mit Waffen sowie Straßen und Brücken im Südlibanon bombardiert worden, teilte das Militär weiter mit.
Beim Absturz zweier israelischer Militärhubschrauber in Nordisrael kam ein Soldat ums Leben, drei weitere wurden verletzt, wie ein Militärsprecher mitteilte. Medien berichteten gar von fünf Toten. Zu dem Unfall sei es gekommen, als sich die beiden Helikopter auf dem Flug Richtung Libanon in der Luft gestreift hätten.
Massenflucht dauert an
Die Massenflucht aus dem Libanon dauerte an. Australien entsandte am Freitag 85 Soldaten und knapp 30 Diplomaten in das Land, um rund 6.500 australische Staatsbürger bei der Ausreise zu unterstützen. Bis Donnerstag haben Schätzungen zufolge fast 25.000 Ausländer den Libanon verlassen.
Offensive im Gazastreifen beendet
An der zweiten Front der Israelis, im Gazastreifen, beendeten die israelischen Streitkräfte nach zwei Tagen ihre Offensive in einem Flüchtlingslager. Die Soldaten zogen sich Freitag früh aus dem Lager Mughasi zurück, wie Bewohner mitteilten. Die Streitkräfte bestätigten, dass der Einsatz beendet sei. Bei den zweitägigen Kämpfen in Mughasi wurden mindestens 14 Menschen getötet, die meisten von ihnen palästinensische Extremisten.
Fünf Tote gab es Freitagfrüh bei einer Explosion in Gaza, neben einem Kämpfer des bewaffneten Arms der Hamas atarben auch zwei Kinder. Offenbar habe ein israelischer Panzer in das östliche Viertel Schidschia geschossen, erklärten Palästinenser. Die israelische Armee Das israelische Militär wies dies jedoch zurück..
Versorgungsengpässe bei Medikamenten. Zivilisten decken sich mit Hamsterkäufen ein.Während die israelische Armee ihre Angriffe auf mutmaßliche Stützpunkte der radikalen Hisbollah im Libanon weiter fortsetzt, droht sich die Lage der Zivilbevölkerung inzwischen dramatisch zuzuspitzen.
Für Hunderttausende Flüchtlinge im Konfliktgebiet werde die Versorgung mit Essen und anderen lebensnotwendigen Gütern immer schwieriger, warnte am Freitag das UNO-Welternährungsprogramm (WFP).
Besonders besorgniserregend sei die Lage im Südlibanon, wo durch Schäden an Straßen und Brücken viele Menschen schon jetzt von der Versorgung abgeschnitten seien.
Lebensmittelengpass droht
In Beirut reichten die Vorräte in den Supermärkten noch für bis zu zwei Wochen, in anderen blieben die Regale bereits leer, heißt es aus der libanesischen Hauptstadt.
Die israelische Luftwaffe zerstörte bei einem ihrer Angriffe eines der wichtigsten libanesischen Lebensmittellager östlich von Beirut sowie die größte Molkerei.
Angriffe auf Transporte
Transporte größerer Mengen an Lebensmitteln oder anderen dringend benötigten Gütern sind nicht mehr möglich, da die israelische Luftwaffe Transporter gezielt angreift.
Als Begründung verweist Israel auf mögliche Waffentransporte aus Syrien für die radikalislamische Schiiten-Miliz Hisbollah.
Medikamente werden knapp
Ein Engpass droht jedoch nicht nur bei Lebensmitteln - auch Medikamente werden immer knapper.
Während einige Apotheken in Beirut noch über Reserven für zwei bis drei Monate verfügen, herrscht bei anderen bereits Notstand. Krankenhäuser fordern in diesen Tagen große Mengen an Arzneien an, um die Hunderten Verletzten zu versorgen.
Bereits 500.000 auf der Flucht
Das WFP appellierte an die Konfliktparteien, die Neutralität der Hilfskräfte zu respektieren und ihnen uneingeschränkten Zugang zu allen Gebieten zu gewähren, damit Bedürftige schnellstmöglich erreicht werden könnten.
Bei einer Fortdauer der Kämpfe rechnet die UNO-Organisation mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen. Schon jetzt hätten schätzungsweise 500.000 Menschen ihre Häuser verlassen, hieß es in der Mitteilung.
Jagd auf Hisbollah-Chef
Die israelische Tageszeitung "Maariv" berichtete, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah habe sich möglicherweise in dem Schutzraum aufgehalten. Die Hisbollah bestritt Verluste und erklärte, das Gebäude sei eine halbfertige Moschee gewesen.
Tausende Ausländer in Sicherheit gebracht
Angesichts des nicht absehbaren Endes der israelischen Offensive sind am Donnerstag erneut Tausende Ausländer aus der Region geflohen.
Die USA brachten mehr als 900 ihrer Bürger per Schiff aus der Krisenregion, 3.000 weitere folgen. US-Marineinfanteristen sicherten dazu einen libanesischen Hafen ab. Rund 500 Franzosen verließen die südlibanesische Stadt Tyrus per Schiff. 580 Deutsche wurden mit Sonderflügen aus der Krisenregion gebracht.
Aus Beirut wurden nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums mehr als Tausend Briten in Sicherheit gebracht. In Moskau landete eine Maschine aus Zypern kommend mit etwa 350 russischen Libanon-Flüchtlingen an Bord. Eine aus Beirut kommende Fähre mit 280 Schweden legte im türkischen Mersin an.
EU stellt zehn Mio. Euro Nothilfe bereit
Die EU stellte inzwischen zehn Mio. Euro Katastrophenhilfe für die Flüchtlinge im Libanon zur Verfügung.
Mit dem Betrag sollten die dringendsten Bedürfnisse gestillt werden können, erklärte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso. Der zuständige EU-Kommissar für Entwicklungshilfe, Louis Michel, forderte sichere Transportwege für Hilfsgüter.
"Die Not ist groß"
"Wenn die Kämpfe nicht unverzüglich aufhören, wird es schwierig zu helfen, und die humanitäre Lage wird eine Katastrophe", erklärte Michel.
Die Zahl von 500.000 Flüchtlingen könne schnell auf eine Million steigen, wenn die Kämpfe andauerten. "Die Not ist groß."
Die EU-Hilfe kann nach Angaben von Michels Sprecher innerhalb von zwei bis drei Tagen ausgeliefert werden. Die EU sei auch zu einer Aufstockung ihres Angebotes bereit.
Israel stimmt Luftkorridor zu
Nach zahlreichen internationalen Appellen stimmte die israelische Regierung am Donnerstagabend prinzipiell der Einrichtung eines Luftkorridors für Hilfslieferungen an die libanesische Bevölkerung zu.
Ein solcher würde genehmigt, wenn internationale Hilfsorganisationen einen entsprechenden Antrag stellten. Ministerpräsident Ehud Olmert, Außenministerin Zipi Liwni und Verteidigungsminister Amir Perez hätten dies grundsätzlich vereinbart.
BND kümmert sich
Der Bundesnachrichtendienst (BND) arbeitet einer Zeitung zufolge an einer Freilassung der von der Hamas und der Hisbollah festgehaltenen Soldaten aus Israel.
Der Geheimdienst nutze seine Zugänge zu den beiden radikalislamischen Gruppen, berichtete die "Berliner Zeitung" am Donnerstag vorab aus ihrer Freitagausgabe ohne Angaben von Quellen. Die BND-Operation sei mit Russlands Auslandsgeheimdienst SWR abgestimmt. Darauf hätten sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow bei einem Treffen Ende Juni in Moskau geeinigt.
Dabei ging es laut Bericht um die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit durch Palästinenser. Als am 12. Juli zwei weitere israelische Militärs von der Hisbollah in den Libanon entführt wurden, hätten sich Steinmeier und Lawrow noch am selben Abend telefonisch auf eine Ausweitung der gemeinsamen Geheimdienstoperation geeinigt.
Ein Stadtteil in Leichenstarre
Aus Beirut berichtet Ulrike Putz
Nach einer Woche Bombardement ist Haret Hreik eine unbewohnte Trümmerwüste. Wie schlimm die Wohnviertel der südlichen Vorstadt von Beirut getroffen sind, zeigt ein von der Hisbollah organisierter Blitzbesuch.
Beirut - Es gibt Kriege, da wird ein und derselbe zerbombte Häuserblock so oft aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, bis jeder Fernsehzuschauer glauben muss, eine ganze Stadt läge in Schutt und Asche. In Beirut ist das nicht nötig. Wer als Kameramann die Folgen eines Krieges zeigen will, braucht in Haret Hreik nur draufzuhalten: Ganze Straßenzüge des Vororts von Beirut haben aufgehört zu existieren.
Eine Fahrt in die südlichen Vorstädte Beiruts ist wie ein Alptraum, in dem alles immer noch schlimmer kommt. Anfangs ist es nur der Brandgeruch, der einen daran erinnert, dass die Ruinen entlang der Straße nicht aus dem letzten Krieg stammen. Dann kommen die Einschlagskrater im Asphalt, dann eine ausgebrannte Tankstelle, dann eine frisch zerschossene Stadtautobahnbrücke. Doch erst wenn man die mit "TV" markierten Autos stehen lässt und sich zu Fuß aufmacht, wird einem die Apokalypse bewusst, die sich in diesen Tagen in Haret Hreik abspielt. Hinter jeder Straßenecke findet sich mehr Zerstörung, mehr Trümmer. Bis die schiere Masse an geborstenem Beton einem schlicht den Weg versperrt, daran hindert, tiefer nach Haret Hreik vorzudringen.
In Dachiye, wie die südlichen Vororten Beiruts genannt werden, sollen bis zu 700.000 Menschen leben, wie viele bis vor einer Woche Haret Hreik ihre Heimat nannten, ist nicht erfasst. Eins jedoch ist klar: Haret Hreik ist leer. Das schiitische Kleine-Leute-Viertel, diese zwischen Zentrum und dem Flughafen gelegene Hisbollah-Hochburg, ist unbewohnbar geschossen. Und immer noch fallen mehrmals am Tag die Bomben. Nur wer muss, hält sich hier auf, und das auch nur so kurz wie nötig. Autos rasen mit bis zu 100 Stundenkilometer durch Straßen, auf denen man früher im Dauerstau feststeckte. Fußgänger verfallen immer wieder in einen nervösen Trab, schauen sorgenvoll nach oben. Als ob das nützen würde: Zwei Sekunden liegen zwischen dem Flugzeuggeräusch der israelischen Kampfjets und den Detonationen am Boden, heißt es. Keine Zeit, in Deckung zu gehen.
An einigen Kreuzungen stehen bewaffnete Männer. Sie sollen Plünderer abschrecken und israelische Spione fangen. Die werden, seit wieder Krieg ist, überall vermutet. Die Hisbollah-Vertreter, die sich bereit erklärt haben, ein paar Journalisten nach Haret Hreik hineinzuführen, beraten sich mit den Milizionären. Ist das Viertel sicher? Die Antwort ist vage. Man solle sich beeilen, ja nicht zu lange stehen bleiben.
Es geht vorbei an Schlafzimmern, denen die Außenwand fehlt, an Läden, deren Stahljalousien von den Detonationen aus der Verankerung gerissen wurden. Vorbei an einem ausgebrannten "Chic-Choc, Bags and Shoes" und einem "Oxford Language Zentrum", dessen Fassade in Stücken auf der Straße liegt. Unter den Füßen knirschen zentimeterdick die Scherben der Schaufenster. Es stinkt nach Müll, die Luft schmeckt nach Betonstaub.
"Warum macht Israel das?"
Die Hisbollah-Führer sind nervös: Der letzte Angriff auf diese Straßenzüge ist erst wenige Stunden her, der nächste könnte unmittelbar bevorstehen. Über Walkie-Talkies halten die Männer Kontakt, Handys könnten über das Funksignal einen Angriff auf die Gruppe lenken. Flugzeuggeräusche sind zu hören. Drohnen, Spionageflugzeuge auf der Suche nach allem, was sich in dem Viertel noch bewegt, behaupten die Männer. Leise Echos von fernen Explosionen sind mehr spür- als hörbar. "Das ist am Flughafen, der wird wieder bombardiert", sagt einer.
Am Eingang zu einer besonders zerstörten Straße kommen der Übersetzerin die Tränen. "Ich kenne diese Straße, ich war hier oft", sagt sie. Das brennende Gebäude dort vorn sei eine Kinderklinik. Auch die Hisbollah-Männer starren die Straße hinunter. "Wenn das, was hier geschehen ist, in den USA passierte oder in Israel oder in Frankreich oder in einem anderen arabischen Staat, dann würde die Menschen weinen, schreien, wütend sein. Aber uns stärkt es und gibt unserem Hunger Nahrung, noch mehr zu kämpfen", behauptet er. Er sei froh darüber, dass der Kampf nun auch auf dem Boden begonnen habe.
Natürlich ist der von der Hisbollah organisierte Blitzbesuch eine Propaganda-Veranstaltung. Glaubt man den Hisbollah-Männern, so sind in dem gesamten Gebiet nur unbewaffnete Zivilisten umgekommen. "Es hat keine Märtyrer gegeben, nur Zivilisten sind gestorben", sagt der Anführer. "Warum macht Israel das?" Doch wer kann schon sagen, ob in diesen dicht besiedelten Wohnstraßen nicht doch mobile Raketenwerfer versteckt wurden. Dass die Hisbollah - im Libanon eine legale, im Parlament vertretene Partei - viele ihrer Büros und sozialen Einrichtungen in diesem Viertel hatte, ist bekannt. Dass auch der bewaffnete Teil der Miliz hier vertreten war, ist zumindest anzunehmen.
Doch selbst wenn die Israelis davon ausgegangen sein sollten, dass dieses Viertel als Unterschlupf und Operationsbasis genutzt wurde: Von "chirurgischen Eingriffen" allein gegen militärische Ziele kann in Haret Hreik keine Rede sein. Die Uno-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour sprach am Mittwoch davon, dass bei den Kampfhandlungen der letzten Woche möglicherweise Kriegsverbrechen verübt worden seien, die verfolgt werden müssten. Zumindest für den Tatbestand der "Vorhersagbarkeit der Tötung und Verletzung von Zivilisten" könnten die Ruinen des Wohnviertels Indizien der Anklage sein.
Ein Mann flüchtet sich zu unserem kleinen Grüppchen in den Hauseingang. Er umklammert ein Bündel Plastiktüten. "Ich dachte, ich kann darin vielleicht ein paar Sachen von Zuhause mitnehmen", sagt der Mittvierziger. Nur gibt es sein Zuhause nicht mehr. Das Appartementgebäude, auf das Khaled deutet, ist ein zertrümmertes Sandwich aus Beton, zwischen den massiven Betondecken ragen Stahlträger hervor, halbe Balkone, Möbelruinen. Der Mann, und dieses eine Mal passt das Bild, steht vor den Trümmern seiner Existenz. Vor drei Tagen noch war er aus der Schule in einem nördlichen Stadtviertel, in die er sich in der ersten Bombennacht mit seiner Familie geflüchtet hat, hergekommen. Damals stand sein Haus noch. "Es muss vorletzte Nacht passiert sein", sagt er ruhig. So, als begreife er noch nicht, was ihm widerfahren ist.
LIBANON
Uno warnt vor Notlage der Flüchtlinge
Der Libanon steht vor einer humanitären Katastrophe. Uno und EU warnen: Durch die israelischen Angriffswellen seien Straßen zerstört, Hilfstransporte kämen kaum mehr durch. Israels Ministerpräsident Olmert hat inzwischen den Luftweg für Hilfslieferungen freigemacht.
Jerusalem/Beirut - Die israelische Regierung hat sich zur Einrichtung eines Luftkorridors für Hilfstransporte an die libanesische Bevölkerung bereit erklärt. Wenn internationale Hilfsorganisationen einen entsprechenden Antrag stellten, würde dies genehmigt, verlautete aus Regierungskreisen in Jerusalem. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat laut einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der nicht offiziell bestätigt wurde, auch einem Flüchtlingskorridor vom Libanon nach Zypern zugestimmt. Durch diesen Korridor solle jeder den Libanon verlassen können, der dies wünsche. Ein solcher Flüchtlingskorridor war unter anderem von der Uno gefordert worden.
Im Süden Libanons war die israelische Armee auch mit Bodentruppen gegen die Stellungen der Hisbollah vorgegangen, die Gegend ist verstärkt bombardiert worden. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind rund 15.000 Menschen in zwei Ortschaften von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Wegen zerstörter Brücken und Straßen könne kein Lebensmittel- oder Hilfstransport zu ihnen durchdringen.
Die Europäische Union (EU) erwartet, dass die Zahl der Vertriebenen bald auf eine Million steigen wird und stellte zehn Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. Das Welternährungsprogramm (WFP) der Uno erklärte, dass insbesondere im Süden des Landes Hunderttausende Libanesen zunehmend schwierigeren Zugang zu lebensnotwendigen Dingen hätten. Die Schäden in der Infrastruktur hätten die Lebensmittelversorgung mittlerweile fast vollständig unterbrochen.
"Sollte sich die Sicherheitslage weiter verschlechtern, werden noch viel mehr Menschen ihre Häuser verlassen müssen und damit humanitäre Unterstützung brauchen", warnte Naila Sabra, Regionaldirektor des WFP für den Nahen Osten und Zentralasien. Nach Angaben der libanesischen Regierung sind mittlerweile mehr als eine halbe Million Menschen wegen der anhaltenden Kämpfe zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz auf der Flucht. Viele der Menschen haben Zuflucht in Schulen oder Gemeindeeinrichtungen gefunden. Das Welternährungsprogramm arbeitet noch an einem Nothilfeplan, mit dem vor allem Frauen und Kindern geholfen werden soll.
Die US-Regierung gibt der Schiiten-Miliz Hisbollah Schuld an der prekären humanitäre Lage. "Wenn es eine humanitäre Krise gibt, ist dies die Verantwortung von Hisbollah", sagte Regierungssprecher Tony Snow. Die Kämpfer versteckten sich inmitten der Zivilbevölkerung, wodurch Angriffe auf Zivilisten schwerer zu vermeiden seien.
Die katholische Hilfsorganisation Caritas veranschlagt für einen Hilfseinsatz im Libanon mindestens 1,3 Millionen Euro. Benötigt werde das Geld für Notunterkünfte für mehrere zehntausend Menschen, Medikamente, Wasser und Nahrungsmittel.
3500 Deutsche bislang evakuiert
Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus dem Libanon läuft weiter auf Hochtouren. Allerdings sind in der Feriensaison Flugzeuge knapp. "Wir haben keine Maschinen, die irgendwo herumstehen, alle sind im Einsatz", heißt es etwa bei Air Berlin. Deswegen müssen oft Maschinen der Bundeswehr eingesetzt werden.
Flugzeuge der Luftwaffe brachten rund 430 Deutsche aus der syrischen Hauptstadt Damaskus und aus dem türkischen Adana nach Köln-Wahn. In Düsseldorf landete eine LTU-Maschine aus Damaskus mit 361 Libanon-Flüchtlingen, darunter 171 Kinder. Insgesamt wurden seit Freitag 3500 Deutsche aus dem Libanon evakuiert.
Nach Ansicht des Nahost-Experten Udo Steinbach sollte grundsätzlich ein UN-Einsatz im Libanon erwogen werden. Das könne jedoch nur mittelfristig geschehen mit dem Ziel, die Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu stabilisieren und zugleich die Autorität der libanesischen Regierung zu stärken, sagte der Leiter des Orient-Instituts in Hamburg dem „Mannheimer Morgen“ vom Freitag. Für diesen Fall sollte auch Deutschland in Erwägung ziehen, mit dabei zu sein. „Wir sollten unsere alte Scheu ablegen“, sagte Steinbach.
Als Voraussetzung für die Stationierung einer UN-Eingreiftruppe im Libanon gelten ein Waffenstillstand und die Zustimmung der Regierungen in Beirut und Jerusalem. Bislang galt ein Einsatz deutscher Soldaten in Nahost wegen der Nazi-Verbrechen an den Juden als Tabu.
„Nein zu sagen, geht dann wohl nicht mehr“
Der SPD-Außenpolitiker Gert Weisskirchen sagte der „Berliner Zeitung": „Wie soll sich Deutschland verhalten, wenn alle Ja sagen? Nein zu sagen, geht dann wohl nicht mehr.“ Auch SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow schloss eine Bundeswehrbeteiligung nicht kategorisch aus. „Aber das geht nur, wenn wir Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sind“, sagte er dem Blatt. Es dürfe nicht dazu kommen, dass ein deutscher Soldat auf einen Israeli schieße.
Ablehnend äußerte sich dagegen der CDU-Politiker Elmar Brok, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament. Eine UN-Truppe könne nur glaubwürdig sein, wenn sie auf beide Seiten abschreckend wirke: „Und genau das kann die Bundeswehr nicht.“ Der Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, Jerzy Montag (Grüne), befürchtet, dass eine Stationierung deutscher Soldaten „die Gefühle der Überlebenden der Shoah, die in Israel leben, sehr verletzen“ würde. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagte den „Ruhr Nachrichten": „Jetzt ist die Zusammenarbeit der wichtigsten internationalen Akteure gefragt.“ Es müssten zunächst die Voraussetzungen für einen schnellen Waffenstillstand geschaffen werden. Eine später mögliche internationale Truppe bräuchte jedoch ein robusteres Mandat als der Blauhelm-Einsatz.
Für den FDP-Bundestagsabgeordnete Markus Löning kommen deutsche Truppen im Nahen Osten nicht in Frage. Natürlich sei es schwierig, die Sicherung des Waffenstillstands zu fordern und gleichzeitig zu sagen: „Nicht mit uns“, räumte er in der „Leipziger Volkszeitung“ ein. „Aber wir als Deutsche sollten wirklich nicht die ersten sein, die Soldaten in den Nahen Osten schicken.“
Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat sich zurückhaltend über eine mögliche deutsche Beteiligung an einer UN-Truppe für den Nahen Osten geäußert. „Zunächst müssen wir alles tun, dass hier wieder Waffenstillstand eintritt“, sagte Jung im ZDF-„Morgenmagazin“. Darauf und auf die Freilassung der entführten israelischen Soldaten durch die Hisbollah und palästinensische Extremisten „sollten wir jetzt unsere Aktivitäten konzentrieren“
Angeblich BND längst im Einsatz
Nach Informationen der „Berliner Zeitung“ ist der Bundesnachrichtendienst (BND) schon seit mehreren Wochen aktiv an der Suche nach einer Konfliktlösung im Nahen Osten beteiligt. Der Auslandsgeheimdienst nutze seine Zugänge zu Hamas und Hisbollah mit dem Ziel, eine Freilassung der von radikalislamischen Milizen entführten israelischen Soldaten zu erreichen. Die BND-Operation werde in Abstimmung mit Russlands Auslandsgeheimdienst SWR durchgeführt. Darauf hätten sich die Außenminister Deutschlands und Russlands, Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Sergej Lawrow, geeinigt.
In einem Interview des Fernsehsenders Al-Dschasira sagte er am Donnerstag, nur durch indirekte Verhandlungen und einen Austausch gegen Gefangene würden zwei entführte Soldaten Israels freikommen. Die Verschleppung der beiden Militärs am 12. Juli hatte die israelischen Angriffe ausgelöst.
"Ich kann ohne zu übertreiben bestätigen, dass die Führungsstruktur der Hisbollah nicht geschädigt wurde", erklärte Nasrallah weiter. In der Nacht zum Donnerstag hatten israelische Flugzeuge einen mutmaßlichen Bunker angegriffen, in dem sich Führer der Organisation - möglicherweise auch Nasrallah - aufgehalten haben sollen. "Sie haben gesagt, sie hätten Hisbollah-Führer getötet und zahlreiche Mitglieder des Widerstands. Das ist war nicht wahr."
Die Hisbollah habe die israelischen Angriffe verkraftet. "All dieses israelische Gerede, dass sie 50 Prozent unseres Raketen-Potenzials und unserer Lager getroffen hätten, dieses Gerede ist alles falsch und Unsinn", sagte Nasrallah. "Es gibt immer noch Überraschungen, die wir in der nächsten Phase bereit halten werden."
Seit Beginn der israelischen Offensive wurden im Libanon mindestens 311 Menschen getötet. Auf israelischer Seite kamen durch Raketenbeschuss der schiitischen Hisbollah-Miliz 29 Menschen ums Leben. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Organisation so stark zu schwächen, dass sie nicht mehr zu Angriffen in der Lage ist.
Auf die Frage, wie lange die Offensive im Nachbarland noch andauern werde, sagte Olmert in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitung „Maariv": „Bis wir an einem Punkt ankommen, an dem der Nutzen des militärischen Einsatzes nicht mehr den Preis wert ist.“ Olmert führte seine Äußerungen nicht näher aus. Zudem war unklar, wann das Interview geführt wurde.
Israel hatte seine Offensive im Libanon vor mehr als einer Woche begonnen, nachdem die Hisbollah zwei israelische Soldaten verschleppt hatte. Seitdem sind bei Angriffen im Libanon mindestens 312 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Zivilisten. Zudem kamen 34 israelische Soldaten und Zivilisten ums Leben.
90 Prozent für Krieg
Die israelische Bevölkerung steht nahezu geschlossen hinter der Militäroffensive gegen den Libanon. Wie eine der Zeitung veröffentlichte Umfrage ergab, befürworten 90 Prozent der Israelis, dass ihre Armee mit den Angriffen fortfährt, bis die radikale Hisbollah-Miliz aus dem Süden des Libanon vertrieben ist. Erst dann sollten nach Ansicht der Befragten Verhandlungen über die Freilassung der zwei von der Miliz entführten israelischen Soldaten beginnen. 95 Prozent hielten die Reaktion der Armee auf die Entführung der Männer für gerechtfertigt, im Vergleich zu 86 Prozent zu Beginn der Woche.
Nur acht Prozent sprachen sich aktuell für ein Ende der Angriffe auf das Nachbarland und einen Beginn von Verhandlungen aus. Ob bei der Befragung israelische Araber miteinbezogen wurden, ist nicht bekannt. Sie machen rund 20 Prozent der Bevölkerung aus und sehen die Offensive zum Teil gespalten.
Verteidigungsminister rechnet mit einigen Wochen
Israels Verteidigungsminister Amir Perez sagte, sein Land habe nicht die Absicht, den Libanon wieder zu besetzen. Israel werde aber nicht zögern, bei seinen Einsätzen zu zeigen, dass es jeden Ort erreichen könne. Die Regierung sei fest entschlossen, „diesen Kampf entscheidend zu gewinnen“.
Der Chef des nördlichen Militärkommandos, Generalmajor Udi Adam, sagte der „Jerusalem Post“, die Armee werde „noch einige Wochen“ benötigen, um die Ziele der Militäroffensive erreichen zu können.
Israels Transportminister, Ex-Generalstabschef Schaul Mofaz, erklärte, die Hälfte des Militärpotenzials der Hisbollah sei vermutlich zerstört worden. Den Streitkräften müsse „gestattet werden, ihre Arbeit zu Ende zu bringen“.
CNN) -- Hezbollah leader Sheik Hassan Nasrallah apologized for an attack that killed two Israeli Arab children in northern Israel, saying the youngsters were "martyrs for Palestine."
In a Thursday interview with Arabic-language news network Al-Jazeera, Nasrallah accepted responsibility for the Wednesday attack, while conceding that an apology to the family was not sufficient.
"To the family that was hit in Nazareth -- on my behalf and my brothers', I apologize to this family," he said.
"Some events like that happen. At any event, those who were killed in Nazareth, we consider them martyrs for Palestine and martyrs for the nation. I pay my condolences to them."
As volleys of Hezbollah rockets have soared across the border for the last nine days, Israel has pounded Lebanon with artillery and airstrikes. Despite Israeli claims to the contrary, Nasrallah said the attacks have failed to faze Hezbollah politically or militarily.
"I can say at this moment, and assure without exaggeration, without psychological warfare, just facts, that the political leadership of Hezbollah has not been harmed," Nasrallah said. (Watch Nasrallah promise Hezbollah 'surprises' -- 1:17)
The Israeli military said Wednesday that it dropped 23 tons of bombs on a bunker housing Hezbollah senior leadership. On Thursday, the military said it estimated that its days of attacks had destroyed about half of Hezbollah's military assets.
Both claims are false, Nasrallah said.
"They are unable, up until this moment, to do anything to harm us, and I assure you of that," he said. "Hezbollah has stood fast and absorbed the strike and now is going to initiate and will deliver surprises that it promises. We keep other things for ourselves that we'll do later on."
He did say, however, that Hezbollah leaders' homes have been destroyed and their families displaced. On the other hand, several Israeli spies have been seized, he said.
Technical and intelligence failures have caused the Israeli military to strike the wrong targets, he said.
Asked if he was downplaying Hezbollah losses, Nasrallah flatly denied it.
"We don't hide our martyrs. Throughout history, we have not done so," he said. "You know Lebanon. There are no secrets in Lebanon."
After Israel announced that it had struck the bunker, Hezbollah said on its Al-Manar television station that Israel had hit an under-construction mosque, but caused no casualties.
Hezbollah, which is considered a terrorist organization by the United States and Israel but is lauded by many Lebanese for its social endeavors, became the target of Israeli assaults after the group's guerillas kidnapped two Israeli soldiers and killed three others during a cross-border raid July 12.
Though Israel has struck what it calls strategic points throughout Lebanon -- including airports, docks, roads, bridges and Hezbollah political offices -- Nasrallah said Thursday that his group is still operating calmly and methodically. (Watch Israeli pilots describe strikes -- 1:54)
Though some Israeli troops have crossed into Lebanon, Nasrallah said that a ground war had yet to begin.
"Fighters on the ground, up to now, they have not even begun," he said. "Our fighters who are present at the border, they have not made a great effort in the past few days."
Call for negotiation
Only "indirect negotiation" will bring about the return of the two kidnapped soldiers, Nasrallah said.
"Even if the whole world comes down, they will not be able to return the two Israeli soldiers unless we have an indirect negotiation," he said.
After the soldiers' abduction, Hezbollah demanded Israel open negotiations on a prisoner exchange. Israel rejected the demand, saying it would encourage more kidnappings.
Hezbollah enjoys backing from Syria and Lebanon, but Nasrallah denied during the interview that either country played a role in the current conflict.
"Hezbollah is not fighting for Syria. Hezbollah is not fighting for Iran. Hezbollah is fighting for Lebanon," he said.
"Hezbollah has always put the Lebanese interests first," he said. "We are a resistance on Lebanese land. We have prisoners in Israeli jails. We have the right to have them back."
Nasrallah said several times that Israel is a formidable opponent, especially considering that it possesses "the most powerful air force in the Middle East and one of the most powerful in the world, and they own the skies."
He further said it was "logical" that Lebanon has incurred more casualties than Israel because Israel has better military technology and, unlike Lebanon, its civilians have bomb shelters.
Israel's response to Hezbollah rocket attacks has been excessive because its goal is not to free the soldiers but "to eradicate Hezbollah and every other resistance in Lebanon," he added.
Israel, he said, would have found a pretext to launch the current offensive even if the soldiers had not been kidnapped.
"Israel was told by America to go ahead and finish this issue," he alleged. "This is what Israel is doing. This is what America needs to recreate the region anew."
As for a lack of support from some Arab nations, Nasrallah said he wasn't surprised because the international community has never supported Hezbollah. In their hearts, though, Arabs support the movement, he said.
Nasrallah concurred with Amr Moussa, the secretary-general of the Arab League, who said Saturday that the Middle East process was "dead." (Full story)
Soldat einer Bundeswehreinheit der Krisenabwehrkräfte bei Übung (dpa) | |
BND vermittelt angeblich bei Geiselbefreiung
Nach Informationen der «Berliner Zeitung» ist der Bundesnachrichtendienst (BND) schon seit mehreren Wochen aktiv an der Suche nach einer Konfliktlösung im Nahen Osten beteiligt. Der Auslandsgeheimdienst nutze seine Zugänge zu Hamas und Hisbollah mit dem Ziel, eine Freilassung der von radikalislamischen Milizen entführten israelischen Soldaten zu erreichen. Die BND-Operation werde in Abstimmung mit Russlands Auslandsgeheimdienst SWR durchgeführt. Darauf hätten sich die Außenminister Deutschlands und Russlands, Frank-Walter Steinmeier und Sergej Lawrow, geeinigt.
Der gewaltsame Konflikt im Nahen Osten hat in Deutschland eine Debatte über eine Beteiligung der Bundeswehr an einer eventuellen UN-Friedensmission ausgelöst. Nach Ansicht des Nahost-Experten Udo Steinbach sollte grundsätzlich ein UN-Einsatz im Libanon erwogen werden. Das könne jedoch nur mittelfristig geschehen mit dem Ziel, die Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu stabilisieren und zugleich die Autorität der libanesischen Regierung zu stärken, sagte der Leiter des Orient-Instituts in Hamburg dem «Mannheimer Morgen». Für diesen Fall sollte auch Deutschland in Erwägung ziehen, mit dabei zu sein. «Wir sollten unsere alte Scheu ablegen», sagte Steinbach. Als Voraussetzung für die Stationierung einer UN-Eingreiftruppe im Libanon gelten ein Waffenstillstand und die Zustimmung der Regierungen in Beirut und Jerusalem. Bislang galt ein Einsatz deutscher Soldaten in Nahost wegen der Nazi-Verbrechen an den Juden als Tabu.
Verteidigungsminister reagiert zurückhaltend
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) äußerte sich zurückhaltend über eine mögliche deutsche Beteiligung an einer UN-Truppe für den Nahen Osten geäußert. «Zunächst müssen wir alles tun, dass hier wieder Waffenstillstand eintritt», sagte Jung am Freitag im ZDF-«Morgenmagazin». Darauf und auf die Freilassung der entführten israelischen Soldaten durch die Hisbollah und palästinensische Extremisten «sollten wir jetzt unsere Aktivitäten konzentrieren».
Ablehnend äußerte sich der CDU-Politiker Elmar Brok, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament. Eine UN- Truppe könne nur glaubwürdig sein, wenn sie auf beide Seiten abschreckend wirke: «Und genau das kann die Bundeswehr nicht.»
Der Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, Jerzy Montag (Grüne), befürchtet, dass eine Stationierung deutscher Soldaten «die Gefühle der Überlebenden der Shoah, die in Israel leben, sehr verletzen» würde. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagte den «Ruhr Nachrichten» (Freitag): «Jetzt ist die Zusammenarbeit der wichtigsten internationalen Akteure gefragt.» Es müssten zunächst die Voraussetzungen für einen schnellen Waffenstillstand geschaffen werden. Eine später mögliche internationale Truppe bräuchte jedoch ein robusteres Mandat als der Blauhelm-Einsatz.
Für den FDP-Bundestagsabgeordnete Markus Löning kommen deutsche Truppen im Nahen Osten nicht in Frage. Natürlich sei es schwierig, die Sicherung des Waffenstillstands zu fordern und gleichzeitig zu sagen: «Nicht mit uns», räumte er in der «Leipziger Volkszeitung» (Freitag) ein. «Aber wir als Deutsche sollten wirklich nicht die ersten sein, die Soldaten in den Nahen Osten schicken.» (N24.de, dpa)
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Libanon-Konflikt: Hintergrund und Analysen
MÖGLICHE BODENOFFENSIVE
Israel fordert Bewohner Südlibanons zur Flucht auf
Die Anzeichen für eine Bodenoffensive der israelischen Armee verdichten sich: In einem dramatischen Appell fordert Israel alle noch verbliebenen Bewohner des Südlibanons auf, die Region so schnell wie möglich zu verlassen - "zu ihrer eigenen Sicherheit".
Beirut/Jerusalem/New York - Die Warnungen, die die israelischen Behörden und das israelische Militär seit gestern Abend im Süden Libanons verbreiten, müssen die Bewohner das Schlimmste befürchten lassen. In Radionachrichten, auf Flugblättern oder in SMS-Botschaften an lokale Amtsträger fordert Israel alle Zivilisten auf, die Region so schnell wie möglich zu verlassen - sonst riskierten sie ihr Leben.
Wie die britische Tageszeitung "The Times" und das US-Blatt "Los Angeles Times" berichten, drängt Israel die Menschen zur Flucht, um seine Offensive gegen die Hisbollah in aller Härte fortsetzen zu können - eine mögliche Bodenoffensive eingeschlossen. Alle noch verbliebenen Einwohner südlich des Flusses Litani, etwa 25 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel, sollten sich auf den Weg nach Norden machen, heißt es in den Warnungen. Israel werde "in Wort und Tat in den Dörfern des Südens" gegen die Hisbollah und Raketenangriffe vorgehen, lautete die im Militärsender al-Maschrik auf Arabisch ausgestrahlte Botschaft. "Deshalb müssen alle Einwohner Südlibanons südlich des Litani die Regionen zur eigenen Sicherheit sofort verlassen."
Die israelischen Truppen hatten ihre Angriffe auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon zuvor noch einmal verstärkt. Bei einem Gefecht mit Kämpfern der schiitischen Miliz wurden am frühen Morgen vier israelische Soldaten getötet. Das teilten die israelischen Streitkräfte mit. Die Soldaten hätten zu einer Einheit gehört, die jenseits der Grenze nach Hisbollah-Milizionären gesucht hätten. Sie seien in einen schweren Schusswechsel verwickelt worden, bei dem auch mehrere Soldaten verwundet worden seien. Auch die Hisbollah habe Verluste erlitten. In der Nacht waren zwei israelische Armee-Hubschrauber kollidiert, ein Pilot kam dabei ums Leben, fünf weitere Crew-Mitglieder wurden verletzt.
Normalerweise leben im südlichen Teil des Libanons, der das Hauptziel der israelischen Angriffe ist, etwa eine Viertelmillion Menschen. Rund 60 Prozent der Bevölkerung sind nach den nun schon neun Tage andauernden Militäroperationen bereits geflüchtet. Die israelische Warnung habe nun einen neuen Flüchtlingsstrom ausgelöst, schreibt die "Times". Hunderte hätten sich aus der Stadt Tyrus auf den Weg nach Norden gemacht. An ihren Autos befestigten sie weiße Laken oder Fahnen, in der Hoffnung, dass die Piloten der Kampfjets sie als Flüchtlinge erkennen. Rund 800 Ausländer hätten die Stadt auf dem Seeweg verlassen, heißt es in den Berichten.
Die Bewohner von Tyrus rechnen mit dem Schlimmsten. "Die Ausländer sind weg. Das heißt, jetzt fängt der Krieg richtig an", zitiert die "Times" einen besorgten Hafenarbeiter. Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte gegenüber der "LA Times": "Es ist zur Sicherheit der Menschen, dass sie nicht hier bleiben." Verteidigungsminister Amir Perez drohte bereits mit einer möglichen Bodenoffensive. Sein Land habe nicht die Absicht, den Libanon wieder zu besetzen. Israel werde aber nicht zögern, bei seinen Einsätzen zu zeigen, dass es jeden Ort erreichen könne. Die Einrichtung einer Pufferzone im Südlibanon wird immer wahrscheinlicher.
Israel beruft Reservisten ein
Übereinstimmenden Berichten israelischer Medien zufolge könnte eine Ausweitung der bisher begrenzten Bodenoperationen bereits kurz bevorstehen. Der hochrangige Brigade-General Alon Friedman sagte der Zeitung "Maariv", dass die israelische Armee zurzeit "massiv" Reservisten aktiviere. "Es ist möglich, dass wir die Bodenoperationen in den kommenden Tagen verstärken", sagte Friedman dem Blatt. Führungskreise in Jerusalem seien gestern Abend zu Beratungen über die Größe einer Truppe zusammengekommen, berichtete die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Der Kommandeur der Bodentruppen, Benny Gantz, vertrat gegenüber "Maariv" die Ansicht, dass Luftschläge beim Kampf gegen die Hisbollah nicht ausreichten. "So weh es tut, Soldaten zu verlieren, wir wollen, dass die Mission erfolgreich ist", sagte Gantz. Unter Berufung auf hochrangige Militärs berichtete "Maariv" zudem, dass die Hisbollah-Miliz im Südlibanon trotz der massiven Angriffe der letzten Tage noch nicht bedeutend geschwächt sei.
Eine Armee-Sprecherin gab jedoch heute bekannt, dass die Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel merklich nachgelassen hätten. Gestern seien nur rund 50 Geschosse im Norden Israels eingeschlagen. Dies sei verglichen mit den 140 Raketeneinschlägen des Vortages und dem durchschnittlichen Beschuss von 110 Raketen seit Beginn der Auseinandersetzungen am 12. Juli eine relativ geringe Zahl.
"Bis der Preis zu hoch ist"
Israels Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte in einem Interview mit "Maariv" an, den Krieg gegen die Hisbollah-Miliz so lange fortsetzen, bis der Preis dafür zu hoch ist. Auf die Frage, wie lange die Offensive im Nachbarland noch andauern werde, sagte Olmert: "Bis wir an einem Punkt ankommen, an dem der Nutzen des militärischen Einsatzes nicht mehr den Preis wert ist."
Der Regierungschef führte seine Äußerungen nicht näher aus. Israel hatte seine Offensive im Libanon vor mehr als einer Woche eingeleitet, nachdem die Hisbollah zwei israelische Soldaten verschleppt hatte. Seitdem sind bei Angriffen im Libanon mehr als 300 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Zivilisten. Zudem kamen 34 israelische Soldaten und Zivilisten ums Leben. Die Vereinten Nationen gehen von mittlerweile rund 500.000 Binnenflüchtlingen aus. Die Preise für Lebensmittel und Energie zum Kochen sind in die Höhe geschossen.
Nach einer Sitzung des Uno- Sicherheitsrats hatte Israel Forderungen nach einem Waffenstillstand erneut zurückgewiesen. Uno-Generalsekretär Kofi Annan hatte Israel und die Hisbollah zu einer sofortigen Waffenruhe aufgerufen. Vor dem Weltsicherheitsrat in New York warf er der Hisbollah vor, mit ihren Raketenangriffen auf Israel und der Verschleppung zweier israelischer Soldaten "ein ganzes Land als Geisel" zu nehmen.
Israel wiederum hielt Annan übertriebene, "exzessive" Gewaltanwendung vor, wenngleich er der Regierung in Jerusalem das Recht auf Selbstverteidigung zugestand. Der israelische Uno-Botschafter Dan Gillerman erklärte, Israel werde seine Militäraktion nicht vorzeitig abbrechen, sondern diese werde "so lange dauern, wie sie dauern wird".
Bomben auf die Brüder
Aus Nazaret berichtet Matthias Gebauer
Mahmud und Rabira starben, als eine Katjuscha-Rakete im israelischen Nazaret einschlug. Dass es Kinder traf, ist das brutale Gesicht des Kriegs. Dass beide Muslime waren, getötet durch eine Hisbollah-Rakete, macht den Fall zu einer der absurdesten Episoden eines hoffnungslosen Konflikts.
"Allah war es, der Mahmud und Rabira im Himmel haben wollte", sagt Nohad Talusi. Manchmal verstehe man ihn nicht, doch es werde schon einen Sinn haben. Die 44-jährige Mutter sitzt auf einem Sofa im zweiten Stock eines halbfertigen Hauses, trägt eine schwarze Abaja, ein langes Kleid bis zu den Knöcheln. Immer wieder weint sie, schluchzt, krümmt sich. Um sie herum hocken Freundinnen, Verwandte. Sie nippen an bitterem Kaffee, kauen auf Datteln. Es ist eine Trauerfeier.
Keine 24 Stunden ist es her, dass Nohad zwei ihrer acht Kinder verloren hat. Sie stand in der Küche des Hauses. Der dreijährige Mahmud und sein siebenjähriger Bruder Rabira spielten im Garten. Plötzlich, es war fünf Uhr nachmittags, knallte es laut. Metall-Splitter krachten gegen die Hauswand. Eine Rauchwolke stieg über den verwinkelten Gassen von Nazaret auf. Sie habe sofort gewusst, dass die beiden Kinder tot sind, sagt Nohad. Noch am gleichen Abend beerdigte sie ihre Söhne.
Was die Mutter auf Allah schiebt, ist ein Politikum. Zwei muslimische Kinder, getötet von einer Hisbollah-Rakete, das ist eine der absurdesten Geschichten vom neuen Krieg im Nahen Osten. Jeder der beiden Seiten weist die Schuld von sich, zeigt auf den anderen. Der Tod zweier kleiner Jungen, zwei von insgesamt 15 toten Zivilisten auf israelischer Seite, erzählt viel von der Ausweglosigkeit eines endlosen Konflikts mit ständiger Vergeltung und vor allem von den wenigen Chancen auf einen Frieden.
Kampf um die Deutungshoheit
Mahmud und Rabira waren noch nicht beerdigt, da hagelte es schon Reaktionen und Deutungen. Die Israelis sehen den Fall als Beweis, dass der Hisbollah alles egal ist. Prompt ließ das Büro von Premier Olmert ausrichten, deren Chef Nasrallah schieße auch auf die eigenen Leute. Im Ort hingegen protestierte der Bürgermeister wütend, in den arabischen Gebieten Nord-Israels fehle es an Warnsirenen. Israel seien die Muslime im eigenen Land schlicht egal, eben doch nur Bürger zweiter Klasse.
Seit einer Woche sind diese Klagen in Nordisrael zu hören. Es fehle an Bunkern und Schutz in den muslimischen Dörfern, klagen die Bürgermeister von Nazaret und vielen anderen Gegenden. Im Fall von Nazaret jedoch wurden die Alarmsirenen abgeschaltet. Neben Raketenalarm ertönten auch die Sirenen zum israelischen Unabhängigkeitstag. Damit wollten die Palästinenser nichts zu tun haben. Lieber verzichteten sie auf Sicherheit, als beim israelischen Patriotismus mitzumachen.
Bis Mittwoch fürchtete niemand in Nazaret die Katjuscha-Raketen der Hisbollah. Unterhalb des Highways 79 sollte es sicher sein, zu weit entfernt von der Grenze wähnten sich die 75.000 Einwohner. Ebenso sah man sich nicht als Ziel der Raketen der Palästinenser-Gruppe. Zwei Drittel der Bevölkerung der Geburtsstadt von Jesus sind Muslime. Fast jeder hat Verwandte im Libanon. Nazaret ist eine muslimische Stadt, mitten in Israel. Mit den Anhängern anderer Religionen hat man sich friedlich arrangiert.
Hamas-Flaggen mitten in Israel
"In unserem Pass steht Israel, doch wir sind Brüder der Araber", sagt der stellvertretende Bürgermeister Raji Mansour bei der Trauerfeier. Rund um das Haus, in den engen Vierteln Nazarets, wehen überall grüne Hamas-Flaggen. Im Radio ruft die arabische Sprecherin zur Solidarität mit den Brüdern im Libanon auf. Auch die Hisbollah hat viele Anhänger. Hinter vorgehaltener Hand zeigen sich einige bei der Trauerfeier stolz, Verwandte in den Reihen der radikalislamischen Kämpfer zu haben.
Die Trauer um die beiden kleinen Jungen wird in Nazaret schnell zur Nebensache am Donnerstag. Hunderte von Männern kommen in dem extra angemieteten Rohbau in der Nähe des Hauses der Familie vorbei. In Tranchen warten sie, um dem Vater der Jungen zu kondolieren. Unten im Erdgeschoss hat die Familie noch stapelweise Stühle bereit, doch im ersten Stock ist kein Platz mehr. Ein Stockwerk höher haben sich die Frauen eingerichtet. Drei Tage wird das weiter so gehen.
Scheich Kamal Hatib ist gekommen, um seine Sicht der Dinge deutlich zu sagen. Nur kurz redet der stellvertretende Chef der Islamischen Bewegung vor den Trauer-Gästen über die beiden Jungen. Dann wird der bärtige Mann zornig, gestikuliert wild herum. "Israel trägt die Schuld, Olmert und Perez haben Blut von Mahmud und Rabira an ihren Händen", schreit er fast, verfinstert seine Miene. Mehr als achtzig Männer lauschen der religiösen Autorität, selbst die Kinder sind plötzlich ruhig.
Nach der Trauer kommt sofort die Politik
Für den Scheich gibt es nur einen Schuldigen. "Wir haben viele Krisen mit Verhandlungen beigelegt", sagt er, "doch diesmal wollten die Israelis den Konflikt." Die letzten Tage hätten gezeigt, dass es nur um die Zerstörung des Libanon gehe. Die Hisbollah, die er offen unterstützt, müsse nun immer mehr Raketen abschießen, es sei eben Krieg. Der Tod der Jungen werde die Gruppe noch stärker machen, sie würden als Märtyrer in den Himmel einziehen. Danach spricht er ein kurzes Gebet.
So absurd es scheint, aber gegen die Hisbollah hegt niemand Hass. Alle anderen sitzen auf der Anklagebank. Europa und Amerika, weil sie nichts tun. Die Uno, weil sie Israel nur ermahne. Schnell geht es wieder um das große Bild. "Im Gazastreifen und im Libanon töten die Israelis Kinder und Frauen, in Nablus werden Häuser zerstört. Wieso spricht die Welt über die Katjuschas und nicht über die toten Zivilisten?", ereifert sich Siham Talusi, die Tante von Mahmud und Rabia.
Eine Etage tiefer redet sich der stellvertretende Bürgermeister in Rage. Auch er redet nur über Israel, nicht über die Hisbollah. Sofort müssten sich die Truppen aus dem Libanon zurückziehen, Wiederaufbauhilfe leisten. Alle nicken. Der Vater der beiden Jungen wirkt apathisch. "Ich habe mit der Politik nichts am Hut, die Verantwortung interessiert mich nicht, meine Kinder sind tot", sagt er mit leiser Stimme. Die Trauer-Gäste schütteln seine Hand. Danach erregen sie sich vor den Kameras über Israel.
Moderate Töne sind in Nazaret kaum zu finden. Nur ein Restaurantbesitzer redet offen darüber, dass er die Hisbollah für verrückt hält. "Die Anführer in diesem Krieg kämpfen doch nur noch für sich selbst, ihre Leute interessieren sie nicht mehr", schimpft er laut. Die Krise bekommt er seit einer Woche zu spüren. Touristen bleiben aus, alle anderen haben Angst. Nach seinem Namen gefragt, wird er zurückhaltender. "Nazaret ist voller Irrer, ich will keinen Ärger bekommen."
Raketenwarnung per SMS
In Krisen- und erst recht in Kriegszeiten sind aktuelle Informationen oft eine Frage des Überlebens. Franzosen und Schweden im Libanon wurden in den vergangenen Tagen per SMS von ihren Botschaften auf dem Laufenden gehalten. In Israel gibt es SMS-Raketenwarnungen.
Libanesin mit Handy vor ihrer Evakuierung: "Für alle anderen noch viel nützlicher"
Als vergangene Woche in Bombay bei einer koordinierten Anschlagsserie insgesamt sieben Bomben detonierten, bestand eine der ersten Reaktionen der Sicherheitsbehörden darin, den Zugang zu den Mobilfunknetzen einzuschränken.
Die Maßnahme sollte verhindern, dass weitere Bomben ferngezündet werden, hatte allerdings den Effekt, dass viele Betroffene weder Hilfe noch ihre Angehörigen erreichen konnten. Der IT-Sicherheitsexperte Bruce Schneier folgerte daraufhin: "Handys sind für Terroristen ein nützliches Werkzeug, aber für alle anderen sind sie noch viel nützlicher."
Schwedische und französische Staatsbürger, die sich im Libanon aufhielten, als der andauernde Konflikt begann, dürften Schneiers Aussage rundum zustimmen: Ihre Regierungen versorgten sie per SMS mit Informationen zur Lage und den Evakuierungsmöglichkeiten.
Evakuierungsinfos per SMS
Schwedische Medien berichteten gestern mit deutlich stolzem Tenor von Kanadiern, die in der sengenden Hitze vor ihrer Botschaft ausharren mussten, um auf dem Laufenden zu bleiben, während den Schweden in einem klimatisierten Hotel dank SMS keine Information entging.
Die gleiche Situation nur aus umgekehrter Perspektive wurde in australischen Medien geschildert, die der eigenen Regierung mangelhafte Kommunikation vorwarfen und die der französischen Regierung als vorbildlich lobten, da diese ihre Staatsbürger mehrmals täglich per SMS über den Stand der Dinge informiere.
Raketenwarnung für 4 Cent
SMS eignet sich für wichtige Mitteilungen insbesondere, weil die Kurznachrichten auch bei schwachen oder überlasteten Handy-Netzen noch relativ zuverlässig ihren Empfänger erreichen - und im Libanon ist auch die Mobilfunkinfrastruktur von den Zerstörungen durch israelische Luftangriffe betroffen.
Mit der relativen Zuverlässigkeit von SMS argumentiert unterdessen auch die israelische Firma Cellact (www.cellact.com), um einen speziellen SMS-Service im Norden des Landes zu vermarkten: Neben Werbe- oder Börsen-Neuigkeiten bietet Cellar auch SMS-Warnungen vor Raketenangriffen und anderen aktuellen Sicherheitsrisiken für rund vier Cent pro Textnachricht an.
Libanon: Werden uns gegen Invasion wehren.US-Außenministerin Condoleezza Rice plant Diplomaten zufolge am Sonntag in den Nahen Osten zu reisen, um sich für eine Entspannung im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz einzusetzen.
Ab Montag seien eine Reihe von Treffen geplant. Ziel des Besuchs sei eine Verminderung der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah, hieß es am Freitag in Washington. Israel soll aber offenbar die Fortsetzung der Militäroffensive ermöglicht werden. Denn von einer Waffenruhe war nicht die Rede.
: "Waffenruhe kontraproduktiv"
Trotz Druck der UNO und europäischer Partner hat es die US-Regierung bisher abgelehnt, zur Waffenruhe aufzurufen. Israel brauche die Zeit, um die Hisbollah zu zerstören, so Washington. Eine sofortige Waffenruhe wurde sogar als "kontraproduktiv" bezeichnet.
Fraglich ist, wie erfolgreich Rice angesichts dieser Position überhaupt zwischen den Konfliktparteien vermitteln wird können.
Bush und Blair diskutieren Libanon-KriseEin weiterer Hinweis, dass die Kämpfe nicht rasch zu Ende gehen werden, ist, das in einer Woche geplante Treffen zwischen US-Präsident George W. Bush und dem britischen Premier Tony Blair in Washington. Dabei soll über die Libanon-Krise beraten werden.
Der wichtigste und engste Allierte Bushs im weltweiten Antiterrorkampf ist in der aktuellen Nahost-Krise anderer Meinung als Bush. Im Gegensatz zu diesem tritt Blair für die rasche Entsendung einer internationalen Schutztruppe ein, um eine Waffenruhe herbeizuführen.
Beilin fordert Angriff auf Syrien
Der ehemalige israelische Vize-Außenminister Jossi Beilin fordert unterdessen im Konflikt mit der radikalen Hisbollah im Libanon auch Angriffe auf syrische Ziele.
Es sei wichtig, den "wirklich Verantwortlichen" zu treffen und "militärische Ziele in Syrien statt zivile Ziele im Libanon zu attackieren", so der linksliberale Mitinitiator des Osloer Friedensprozesses in den 90er-Jahren am Freitag im Interview mit der "Netzeitung".
Syrien ermögliche "die Aktion der Hisbollah im Libanon" und verhindere, dass die libanesische Armee die Grenze zu Israel kontrolliere.
Der Politiker räumte Fehler beim Vorgehen Israels ein. Zwar habe sein Land das Recht, auf die Raketenangriffe und die Entführung der Soldaten zu reagieren. "Aber unsere Reaktion - die Angriffe auf libanesische Zivilisten, Kraftwerke und die zivile Infrastruktur - war nicht richtig."
Libanon warnt Israel
Der libanesische Verteidigungsminister Elias Murr warnte unterdessen Israel vor einer Invasion. Die libanesische Armee sei bereit, das Land gegen feindliche Truppen zu verteidigen. "Die libanesische Armee wird Widerstand leisten und beweisen, dass sie Respekt verdient", erklärte der christliche Politiker am Freitag in Beirut.
Die multikonfessionelle Armee, die nach dem libanesischen Bürgerkrieg (1975-90) auch mit US-Hilfe neu aufgebaut wurde, setzt sich zu 40 Prozent aus Schiiten zusammen, die großteils mit der Hisbollah sympathisieren. Seit Beginn der israelischen Offensive vor zehn Tagen sind nach libanesischen Angaben mehr als 330 Libanesen, zumeist Zivilisten, getötet worden.