Elliot Spitzer, der damalige Generalstaatsanwalt von New York hätte gerne vier Männer in vier Räume gebeten, um sie getrennt voneinander vernehmen zu können: Ben Bernanke, Chef des FOMC der FED; Tim Geithner, einstiger Chef der New Yorker FED und heutiger Finanzminister; Hank Paulson, Ex-Chef von Goldman "Government" Sachs und Ex-Finanzminister; sowie Lloyd Blankfein, Chef von Goldman Sachs. Zum Glück für diese Herren stolperte Elliot Spitzer im März 2008 über seine Verstrickung in einer Prostituierten-Affäre.
Wahrscheinlich hätte ein solches Verhör zumindestens einen Teil der Verbrechen offengelegt, die diese Herren in den Zeiten vor und während der Finanzkrise begangen haben. Wenn es um die Rettung der eigenen Haut geht, dann würde auch bei dieser eingeschworenen Gemeinschaft wohl der Kannibalismus ausbrechen.
Diese Viererbande hat bereits so viel Schaden angerichtet und Betrug begangen, dass wohl die Mehrzahl der Geschädigten Rachegelüste entfaltet. Allerdings kann man dieser Gruppe nicht mit Methoden des freien Marktes entgegentreten. Eine Spekulation gegen die U.S.-Regierung, die FED und das anglo-amerikanische Banken-Kartell, angeführt von Goldman "Government" Sachs wird immer schiefgehen, solange sich diese Parteien untereinander wie eine Seilschaft absichern. Die FED kann Geld in beliebigem Umfang drucken, die U.S.-Regierung die Banken mit immer neuen Staatsschulden rekapitalisieren und FED sowie die Banken stellen über Finanz-Transaktionen sicher, dass die neuen Schulden der U.S.-Regierung auch wirklich einen Käufer finden.
Die Archilles-Ferse des Systems liegt in dem Real-Zinsniveau der U.S.-Staatsanleihen - insbesondere der 10-jährigen Treasury Bonds. Alle längerfristigen Schulden und Investments setzen auf dem Real-Zinsniveau der 10-jährigen Treasury Bonds auf - diese sind der "risikolose Benchmark" für alle Rentabilitäts-Berechnungen in der Wirtschaft. Eine wesentliche Erhöhung dieses Zins-Niveaus würde die auf ein hohes Mass an Verschuldung im Vergleich zum Eigenkapital basierenden Geschäftsmodelle ("Leverage") vieler Firmen oder sogar Industrie-Zweige pulverisieren.
Eine hohe Staatsverschuldung aktiviert auf der anderen Seite die wesentlichen Investoren in U.S.-Staatsanleihen, die für dieses Risiko einen erhöhten Zinssatz erzielen möchten. Diese Bond-Wächter oder bond vigilantes waren bis Mitte der 90er-Jahre eine natürliche Bremse für die ausufernde Staatsverschuldung. Geriete der Staatshaushalt in Probleme, so verlangten die Bond-Wächter höhere Zinsen und zwangen den Staat wieder zur Begrenzung seiner Ausgaben-Politik.
Aber wie können sich die Zinsen erhöhen, wenn sich o.g. "Seilschaft" gegenseitig absichert und über Bank-Käufe bzw Quantitative Easing die Zinsen der 10-jährigen Treasury Bonds unten hält ? Nun haben diese drastischen Massnahmen während der 90er-Jahre und Anfang des neuen Jahrtausends noch nicht gegriffen, trotzdem ist das Real-Zinsniveau von 8 Prozent auf die Hälfte gefallen. Von besonderer Haushaltsdisziplin konnte während dieser Zeit nun wahrlich keine Rede sein.
Das beobachtete Phänomen geht auf ein von J.M. Keynes 1930 während der Zeiten des Gold-Standards beobachtete Entdeckung zurück. Keynes hat beobachtet, dass die Zinsen der britischen Staatsanleihen während der Zeiten des Gold-Standards sich proportional zu den Grosshandels-Preisniveau bewegte. Die allgemeine Theorie hat erwartet, dass eine Abhängigkeit zwischen dem Zins-Niveau und der Inflations-Rate bestände. Da sich das jedoch nicht beobachten liess, bekam die Entdeckung den Namen "Gibson's Paradox".
Die Professoren Lawrence H. Summers (Harvard University - heute U.S.-Finanzberater) und Robert B. Barsky (University of Michigan) haben in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung im Jahre 1988 festgestellt: "A shock that raises the underlying real rate of return in the economy reduces the equilibrium relative price of gold and, with the nominal price of gold pegged by the authorities, must raise the price level. The mechanism involves the allocation of gold between monetary and nonmonetary uses. Our explanation helps to resolve some important anomalies in previous work and is supported by empirical evidence along a number of dimensions."
Ohne die weiteren Beobachtungen hier weiter zu beleuchten, kommen Barsky und Summers zu folgendem Schluss: "The price level under the gold standard behaved in a fashion very similar to the way the reciprocal of the relative price of gold evolves today. Data from recent years indicate that changes in long-term real interest rates are indeed associated with movements in the relative price of gold in the opposite direction and that this effect is a dominant feature of gold price fluctuations."
Gold Preise verhalten sich also in einem freien Markt umgekehrt proportional zu dem Real-Zinsen. Während des Gold-Standards bedeuten höhere Preise, dass eine Unze Gold weniger Waren kaufen kann. D.h. der relative Preis von Gold fällt. Da das Gibson Paradox aussagt, dass die langfristigen Zinsen mit dem Preisniveau steigen, sinkt der Preis von Gold mit einem steigenden langfristigen Zins-Niveau. Der Gold-Preis fällt also, wenn das Zins-Niveau steigt und er steigt, wenn das Zins-Niveau fällt.
Trägt man das Realzins-Niveau der 30-jährigen Treasury Bonds (Real-Zinsen := Nominal-Zinsen minus der Inflationsrate) gegen den invertierten Gold-Preis (d.h. der hohe Gold-Preis steht unten auf der y-Achse und der niedrige Gold-Preis steht oben auf der y-Achse) auf einer Zeitachse für den Zeitraum an den 70er-Jahren auf, dann wird man bis Mitte der 90er-Jahre eine starke Kongruenz zwischen den beiden Werten feststellen. Erst seit Mitte der 90er-Jahre kann man feststellen, dass die Real-Zinsen sinken, während auch der Gold-Preis sinkt (nach der Beobachtung sollte ein steigender Gold-Preis erwartet werden).
Mit der Drückung des Gold-Preises ab Mitte der 90er-Jahre wurde der o.g. Zusammenhang zwischen den Real-Zinsen und dem Gold-Preis ausgehebelt. Ein niedriger Gold-Preis soll den Bond-Wächtern ein hohes Real-Zinsniveau vorspielen. In Wirklichkeit war dieses Zinsniveau aber wesentlich geringer.
Die wirkliche Archilles-Ferse für das System ist es also, die Goldpreis-Drückung seit Mitte der 90er-Jahre zu beseitigen. Ist dies erfolgreich, dann werden die Real-Zinsen wieder auf das historisch beobachte Verhältnis zum Gold-Preis sinken. Das würde dann entweder eine weitere Aufwärtsbewegung beim Gold bedeuten, weil bei niedrigen Real-Zinsen das Geld aus Staatsanleihen in Gold fliessen wird. Oder die Real-Zinsen müssten steigen, um die Bond-Wächter vor den Umstieg in Gold abzuhalten. Diese Entwicklung kann das derzeitige System nur durch die Bereitstellung von Zentralbank-Gold leisten. Mit der Erschöpfung der Zentralbank-Goldvorräte wird dieses Drückungs-Instrument endgültig vertilgt werden.
Bisher können wir am Goldmarkt die Erschöpfung der Zentralbank-Goldvorräte nicht beobachten. Die letzten Tage und Wochen waren die Londoner Fixe stets schwach, d.h. die Verkäuferseite dominiert zur Zeit noch den physischen Goldmarkt. Auch heute stand Gold im asiatischen Handel wieder leicht unter Druck. Dieser Druck setzte sich im frühen Londoner Handel fort. Der A.M. Fix kam mit $908,50 (EUR 651,21) um $1 niedriger als letzten Freitag zustande.
Kurz nach dem A.M. Fix stieg Gold um etwa $3 auf das Schluss-Niveau vom Freitag an. Der sich nähernde P.M. Fix trieb Gold aber wieder auf das Vormittags-Niveau zurück. Der P.M. Fix kam mit $908,50 (EUR 652,47) um $4 niedriger als zum letzten P.M. Fix zustande. Zur Zeit kontrolliert das Zentralbank-Gold das Marktgeschehen in London. Im Anschluss stieg Gold dann bis zum Ende des Handels an der COMEX auf $922 an und beendete den Handel auf diesem Niveau. Die Zentralbanken müssen wohl die Short-Positionen des Gold-Kartells absichern, damit diese ihre Positionen günstig zurückkaufen können. Vielleicht hat aber auch der Ausstieg von einigen spekulativen Short-Teilnehmern den Gold-Preis angefeuert.
Egal, welcher Effekt den Anstieg des Gold-Preises hervorgerufen hat: Die Entwicklung kann erst dann als nachhaltig bezeichnet werden, wenn diese Preis-Impulse sich an den Londoner Marken (A.M. Fix und P.M. Fix) bestätigen sollten. Ansonsten ist Vorsicht angesagt.
Der USDX ist heute leicht auf 80,1 gefallen, während die Renditen der 10-jährigen Treasuries bei 3,3 Prozent verharrten. Der Quotient aus USDX und den Realzinsen fiel heute leicht auf 24,2 (Freitag: 24,3).
http://www.hartgeld.com/Ziemanns-gold-news.htm ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) "Selten war mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an dem beteiligt, was man Geschichte zu nennen pflegt!" (Samhaber) |