mit dem neuen US-Präsidenten Obama vollziehen die USA eine energiepolitische Kehrtwende, von der insbesondere deutsche Unternehmen hoffen, dass sie zu einer Revitalisierung der durch die internationale Kreditkrise ins Stocken geratenen Auftragsflut führen wird. Die Zeichen dafür stehen zumindest nicht schlecht, plant doch die neue Regierung in ihrem 825-Milliarden-US-Dollar schweren Konjunkturpaket einen nicht unerheblichen Anteil für die Förderung von alternativen Energie auszugeben. Der „Solaraktien"-Index TecDAX schlug sich gegenüber den anderen größeren deutschen Indizes DAX und MDAX in den letzten Tagen deshalb auch wesentlich besser. Fraglich ist jedoch ob die deutlichen Kursaufschläge in einzelnen Titeln wie zum Beispiel Phoenix Solar einen längeren Zeitraum überdauern oder ob es nicht sehr bald wieder zu einem größeren Rückfall bei den Aktienkursen kommt. Neben den USA versprechen zwar vor allem Japan und Frankreich sich als umsatzwirksame Nachfrager zu etablieren, die kurzfristig zu verkraftenden Auftragseinbrüche aus Deutschland und Spanien, den beiden bisherigen Hauptabnehmerländern, können diese Staaten aber noch nicht füllen.
Je nachdem in welcher Wettbewerbskategorie sich die handelnden Unternehmen befinden ist von einer mehr oder weniger stark schwankenden Entwicklung bei Umsatz und Gewinn auszugehen. Unternehmen, die wie Conergy oder Solon als Systemanbieter für die Gewinnung erneuerbarer Energien durch Photovoltaik, Solarthermie und Windenergie operieren, befinden sich in einem harten Konkurrenzkampf. Aufgrund der nachgebenden Rohstoffpreise wird es ihnen schwer fallen, das aktuelle Preisniveau zu verteidigen, ein künftiger Umsatzanstieg geht sehr wahrscheinlich zu Lasten der Gewinnmarge. Solarworld ist diesen beiden Unternehmen vor allem durch seine gute Vernetzung in den USA voraus und dürfte deshalb stärker vom Obama-Effekt profitieren. Wesentlich stabiler erscheint auch die Entwicklung bei den Herstellern von Solargroßkraftwerken wie Phoenix Solar und Solar Millennium zu sein. Die geplanten Investitionsanreize für US-Versorger und die Solarenergiepläne Frankreichs bescheren diesen Firmen ausreichend neue Großprojekte, um die Krisenzeiten solide zu umschiffen. Ähnliches gilt für die Zulieferer-Branche im Solarbereich.
Wesentlich kritischer sieht es hingegen für die Hersteller von Windkraftanlagen aus. Nicht jedes Land wird frei verfügbare Flächen so konsequent mit Windrädern zupflastern wie Deutschland. Grundsätzlich hängen viele Betriebe noch am Subventionstropf, sei es von privater und/oder staatlicher Seite. Die Finanzkrise trifft diesen Sektor deshalb wesentlich härter andere Energieträger. Andere große Industrieländer sind wegen des noch immer nicht zufriedenstellenden Wirkungsgrades der Windräder bisher noch sehr zurückhaltend bei dem Einsatz dieser Technik. Deshalb erfordert der Ausbau dieser Form der Energiegewinnung noch wesentlich höhere Forschungskosten. Aufgrund der aktuell sehr klammen Kassen bleibt die Windkraft, ebenso wie Biogas, wohl eher ein Stiefkind der Investoren. Aktien wie Nordex oder Biogas werden deshalb auch kaum von der Obama-Welle erfasst. Eine generelle Trendwende deutet sich im TecDAX noch nicht an, die Rallye der vergangenen Tage hat aber immerhin dazu beigetragen, den Totalabsturz vorläufig zu verhindern. Erst die nächsten vier bis acht Wochen werden zeigen, ob die aktuelle Stabilisierung Grundlage für einen nachhaltigeren Aufschwung schafft. |