na ganz so einfach ist es nicht. Natürlich ist jedes Opfer des Krieges eines zuviel, und ich würde es begrüßen, wenn den Hamasleuten ein Prozess gemacht würde, anstatt sie umzubringen, aber die Verhältnisse, sie sind nicht so. Das stelle ich bewusst an den Anfang, damit nicht die "och, die schrecklichen Bildchen" Fraktion wieder losjammert, die das Leid in der Welt nur wahrnimmt, wenn sie es als Hochglanzfoto sieht. Von diesen Emotionen auf Knopfdruck und mit dem Vorschlaghammer halte ich ziemlich wenig übrigens.
Ich glaube kaum, das die Proisraelfraktion aus einem latenten Schuldgefühl für eine "geschichte der verfolgung über jahrtausende" handelt. Abgesehen davon natürlich, dass insbesondere wir Deutschen gar nicht so weit zurückgehen müssen in der Zeit... Das ist mehr eine Perspektive für die "man muss auch mal einen Schlussstrich ziehen" Fraktion, die traditionell eher dem Gegenlager zuzuordnen ist.
Im Prinzip hat jeder Staat ein Selbstverteidigungs-und Existenzrecht, das ist eigentlich jetzt nicht die große Ausnahme, sondern eher die Regel. Daher erfreuen sich Kriege zwischen Staaten auch etwas größerer Beachtung, als Bürgerkriege, obwohl diese oft ebenfalls ausgesprochen grausam verlaufen. (ohne das es irgendwen interessiert) Insofern ist es das Selbstverteidigungsrecht eigentlich per se kein Argument, sondern im Grunde eine allgemein anerkannte Tatsache, die jedem Staat zusteht. Ob ein Staat sich in der Lage sieht, dieses Recht auszuüben, ist eine ganz andere Geschichte. Allerdings dürfte man kaum erwarten, das Israel mit gleichen Mitteln auf Agression reagiert, sondern im Rahmen seiner Möglichkeiten jedes zur Verfügung stehende Mittel einsetzen wird, das moralisch vertretbar ist. Es mag auch noch tausend weitere Gründe geben, warum jetzt und nicht später losgeschlagen wurde. Vielleicht der Amtswechsel, das Bushs Segen leichter zu haben schien (was natürlich wieder ein Vorurteil der Amiverachter ist). Vielleicht ist es auch ein Geschenk für Obama, der jetzt als Friedensfürst einen schnellen Waffenstillstand herbeiführen kann, damit die Lorbeeren bekommt, und Israel zu Dank verpflichtet sein wird. Vielleicht auch der Wahlkampf in Israel. Vielleicht auch die Hamas, die immer noch Geiseln hat. Vielleicht der Versuch, billigen militärischen Erfolg zu erlangen, um den Nimbus der Unbesiegbarkeit wiederherzustellen. Vielleicht auch das schwachsinnige "Bodenschätze in Gaza" Argument. Es gibt so viele potenzielle Gründe, das die Liste beliebig verlängerbar ist.
Zusammenfassend kann man daher sagen, dass es durchaus legitim sein kann, den Staat Israel zu unterstützen, ohne direkt in historische Dimensionen zu verfallen, kritikunfähig und gefühlskalt zu sein! Wenn die Historie bemüht wird, dann wird dieser Konflikt in der Tat ewig andauern, da beide Seiten genug Leid anführen können, um daraus ständig neuen Hass zu schöpfen. Also entweder friedliche Koexistenz (mehr ist eh nicht drin, da sollte man sich keine Illusionen machen) oder der große Knall im nahen Osten. Allerdings hoffe ich, dass selbst Staaten wie der Iran nicht so durchgeknallt sind, eine "endgültige Lösung der Judenfrage" anzustreben. Zum Schluss danke ich für die Aufmerksamkeit, und wünsche allen Lesern einen friedlichen Tag. |