Kulturideologischer Ausgangspunkt der anti-autoritären Erziehung und letztenendes der gesamten 68er Revolte war die freudianische Denkfigur, dass aus der systematischen Unterdrückung der Sexualität notwendig ein 'autoritärer Charakter' erwachse, der sich dann quasi kompensatorisch mit Freuden den Grossverbrechen des Faschismus zur Verfügung stellt, so wie man es wenige Jahrzehnte zuvor erfahren musste. Man wollte im Gegensatz zur bis 68 tonangebenden Schwarzen Pädagogik* Kinder zu freien Menschen erziehen, die zum Massenmord unfähig sind. Die fatale Konsequenz, mit diesem heroischen Motiv die straffreie sexuelle Ausbeutung von Kindern zu ermöglichen, war den Erfindern und Erstanwendern der anti-autoritären Erziehung nicht bewusst. Es wäre das letzte was sie gewollt hätten.
* Schwarze Pädagogik ist ein eher populärwissenschaftlicher, negativ wertender Sammelbegriff für Erziehungsmethoden, die mit Gewalt und Einschüchterung arbeiten. Der Begriff wurde 1977 von der Soziologin Katharina Rutschky mit der Veröffentlichung eines Buches unter gleichem Titel eingeführt, wobei der Ausgangspunkt die Kritik jener repressiven Pädagogik war, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts artikuliert wurde. Dabei geht es um eine Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, den Willen eines Kindes zu brechen und es mit Hilfe offener oder verborgener Machtausübung, Manipulation und Erpressung zum gehorsamen Menschen zu machen.
Dazu gehören alle intentionalen Handlungen, mit denen ein Kind unter Einsatz körperlicher oder seelischer Mittel zu bestimmten Handlungen bzw. zu einem bestimmten Verhalten gebracht werden soll, wie das Stellen von Fallen, Lügen, Verschleierung, Manipulation, Ängstigung, Liebesentzug, Isolierung, Misstrauen, Demütigung, Verachtung, Spott, Beschämung, Gewaltanwendung bis hin zur Folter. Psychoanalytisch betrachtet, zielt die schwarze Pädagogik darauf ab, ein starkes Über-Ich in der kindlichen Seele zu etablieren und zu festigen, wobei diese Form des Gewissens dafür sorgen soll, die Wertvorstellungen und Normen bzw. die moralischen Prinzipien, die von einem Menschen beginnend mit seiner frühkindlichen Entwicklung beigebracht und erworben werden, zu internalisieren, meist unter Zurückdrängung der Triebansprüche des Es. (Stangl, 2023).
Verwendete Literatur Stangl, W. (2023, 5. September). Schwarze Pädagogik. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/16400/schwarze-paedagogik. ----------- we can survive |