Das stimmt extrachilli, aber bei Conergy wurde mit der Stilllegung der Zellproduktion ein ganz wichtiger Schritt vollzogen, den man nicht außer Acht lassen sollte. Erstens drückt Conergy damit ihre Modulproduktionskosten und zwar sehr schnell und zweitens ist Conergy mit diesem Schritt für einen Zellproduzenten, sei es aus China oder Taiwan, wesentlich attraktiver geworden.
Ich habe ja schon vor über einem Jahr geschrieben, dass Conergy mit der Zellproduktion absolut nicht konkurrenzfähig ist und ein Jahr später wurde endlich dieser Schritt vollzogen. Conergy kann in China oder Taiwan ihre benötigten Zellen deutlich billiger einkaufen, als man sie auf den alten Zellfertigungslinie selbst herstellen könnte. Dadurch spart sich Conergy bei den Modulproduktionskosten meiner Schätzung nach so um die 0,20 $/W bzw. 0,15 €/W. Würde bei 180 MW eine Kostenersparnis von 27 Mio. € im Jahr ergeben ! Mit der Aufgabe der Zellproduktion dürfte Conergy gar nicht mehr allzu weit weg sein vom Break Even im Frankfurter Werk, insofern die Modulpreise nicht noch sehr weit runter gehen werden. In der Modulproduktion spielen die Entwicklungskosten, die neusten Fertigungslinien, die Größe und die Energiekosten nicht die ganz große Rolle wie bei den Zellen. Zumal ja Conergy noch wesentlich flexibler wird bei der Entwicklung neuer Module, denn da war man ja mit ihrer eigenen Zellproduktion schon sehr eingegrenzt beim Wirkungsgrad wie beim Zelldesign und jetzt kann man sich Zellen mit einem Wirkungsgrad über 18% oder sogar über 18,5% ganz einfach einkaufen. Der Kostenvorteil der Chinesen im reinen Modulbau ist auch bei weitem nicht so groß wie in der Zellproduktion. Zumal die Chinesen auch noch Transportkosten von 0,07 €/W nach Europa haben und die hat Conergy nicht.
Jedoch hat meiner Meinung nach Conergy ein größeres Problem im Projektgeschäft nach dem Strategiewechsel zu Anfang 2010, dass man nur eigene Module in ihre projektierten Solarparks einbaut. Da dürfte Conergy gegenüber den chinesischen multikristallinen Module nach wie vor deutliche Kostennachteile haben und man ist bei der Projektsuche natürlich daruch deutlich eingeengt. Da sind andere Projektierer deutlich im Vorteil gegenüber Conergy. Genau deshalb ist Conergy meiner Meinung nach im Projektgeschäft in den letzten 18 Monaten nicht gewachsen. Wobei es ein Projektierer immer schwer haben wird, der auch noch eigene Module baut. Da sind die reinen Projektierer wie juwi, Beltric, GP Joule, Phoenix Solar oder Solarhybrid eindeutig im Vorteil. Um im Projektgeschäft erfolgreich zu sein und nicht nur rd. 100 MW an Projektaufträgen im Jahr zu realisieren wie Conergy, müsste Conergy ihre Strategie wieder wechseln und auch andere Module wie vor 2010 verbauen. Die eigene Module dann nur noch für das wesentlich rentablere Aufdachanlagengeschäft verkaufen. Solon hat z.B. in Italien in dieser Woche ein 11 MW starkes Aufdachanlagen abgeschlossen. Im Aufdachanlagengeschäft sind die Margen erheblich höher wie bei Solarkraftwerken. Im privaten Aufdachanlagengeschäft sind sie dann noch höher, wie Solarworld es ja beweist. Das wäre für Conergy meiner Meinung nach die richtige Strategie um überleben zu können. Mit der Aufgabe der Zellproduktion ist der erste Schritt getan und der zweite müsste noch kommen.
Ganz schwarz sehen würde ich bei Conergy noch nicht, denn mit der jetzigen Schuldenlast könnten sie leben, aber wir stehen bei PV vor einem sehr wahrscheinlich scharfen Marktbereinigungsprozess und Conergy wird es verdammt schwer haben diesen Zeitraum überstehen zu können, denn mit einer Liquidität von 30 Mio. € kommt man nicht allzu weit. Wobei ich schon davon ausgehe, dass Conergy in Q3 und Q4 die Liquidität erhöhen wird, aber dann kommen die sehr schweren Monate Januar bis April und ob da die Liquidität ausreichen wird, das glaube ich nicht. Somit müsste dann entweder ein neuer Investor her, würde dann wohl eine weitere Kapitalerhöhung bedeuten, denn irgendwie müsste der Investor in Conergy Geld rein schießen, oder Conergy bekommt von einer Bank eine Zwischenfinanzierung, dafür müssten dann aber die aktuellen Conergy-Großaktionäre bürgen. |