Am Top im Februar hatte ich wegen des Corona-Virus eine Korrektur für möglich gehalten bzw. "in Aussicht gestellt", die bis SPX 3000 geht und im Extremfall sogar bis auf das Dezember-Tief 2018 im SP-500 bei 2400 runtergehen könnte. Diese Korrektur um rund 30 % ist nun bereits eingetreten - in einem auch mich überraschend hohem Tempo.
Die Viren-Problematik hat sich seit Mite Februar allerdings deutlich verschärft. Damals wütetet die Seuche fast nur in China, und des gab eine Nebenherd in Südkorea. Inzwischen haben wir eine Pandemie. Italien hat bereits mehr Tote als China, und halb Europa steht still. Nächste Woche dürften auch die USA gelähmt sein. Das es so dick kommen würde, hatte ich im Feb. nicht für möglich gehalten.
Meine bärische Prognose im Februar basierte vor allem auf den Wirtschaftsfolgen der Lockdowns in China, die dort den Konsum bremsen und in aller Welt Lieferketten unterbrechen. "Wenn sich die Voraussetzungen ändern, dann ändere ich meine Einschätzungen. Wie halten sie das, werte Kollegen?" soll Keynes mal gesagt haben....
Fakt ist, dass - trotz der starken 30 % Korrektur - der hypernervöse und hochvolatile Aktienmarkt noch immer keine Anzeichen einer Beruhigung zeigt. Jede kleinste Rally wird sofort wieder abverkauft, obwohl die Notenbanken bereits sämtliche Gelddruck-Register gezogen und Buchstaben-Ausbail-Suppen angerührt haben. Der Markt beginnt nun die Pandemie einzupreisen - mit wochenlangen Lockdowns rings um den Globus und erheblichen (Crash)-Gefahren für die Weltwirtschaft, inkl. USA (# 216).
Auf der Suche nach Infos, wie es jetzt wohl weitergeht, haben mich auch jetzt noch die bärischsten Analysen am meisten überzeugt. In # 201 habe ich - basierend auf dem Chart von Goldman Sachs - geschrieben, dass der Crash womöglich noch weitere 1000-SPX-Punkte weiterlaufen könnte, bis zur Marke von ca. 1400.
Das entspricht - gerechnet ab dem Top bei 3400 - einer 60 % Korrektur.
Wie es wirklich weitergeht, weiß sowieso niemand, weil gerade hinsichtlich des Virus alles im Nebel und in der Schwebe ist.
Ich halte es jedoch inzwischen für unwahrscheinlich, dass der Ausverkauf nun schon beendet ist.
Eine Bodenbildung könnte jetzt nur eintreten, wenn Wall Street zu dem Schluss käme, die Mega-Bailouts der Fed und der US-Regierung könnten die negativen Wirtschaftsfolgen der Lockdowns und sonstigen Virus-Folgen kompensieren. Der hypernervöse Markt zeigt jedoch, dass dies offenbar nicht der Fall ist. Dem Virus wohnt ohnehin ein fataler Mangel an Vohersagbarkeit inne, der für nachhaltige Verunsicherung sorgt. Nichts hasst die Börse mehr als Ungewissheit.
Das von mir genannte extreme Korrekturziel von SPX 1400 ist schon reichlich bärisch, weil es eine 60 % Korrektur ab ATH darstellt, während wir in der schweren Bankenkrise 2008 lediglich einen SPX-Rückgang um 56 % gesehen hatten. Um die Tiefs von 2009 zu unterbieten, müsste die Viren-Krise als noch schwerwiegender angesehen werden als die Bankenkrise, was Marketwatch im Artikel in # 216 ja auch bereits angedeutet hat.
Auch die von Kicky Quelle vorhergesehen extreme Korrektur um 74 % wäre theoretisch möglich, oder gar 90 % wie 1932 am Höhepunkt der Großen Depression. "Wäre möglich" heißt freilich nicht, dass es auch so kommt.
Prognosen solcher Art sollte man ohnehin icht mit Nachkommastellen, sondern eher der Größenordnung nach geben.
Bislang ging ich von einer Korrektur um maximal ein Drittel aus. Wegen der Pandemie wäre mMn nun auch knapp zwei Drittel "Korrektur" (ist dann eher eher Crash) drin. 1450 im SPX ist auch eine wichtige charttechn. Unterstützunge (ATH aus 2007). |