Kleinanleger sind gegenüber großen Fonds immer im Vorteil. Denn sie können sich oft innerhalb von Minuten von allen ihren Aktien trennen, ohne dass dies den Kurs deutlich beeinflusst.
Wenn hingegen ein milliardenschwerer Fonds seine Aktienbestände abstoßen will, kann dies bis zu mehrere Wochen dauern, sofern der Verkauf marktschonend durchgeführt wird - d. h. wenn der Fonds den Kurs nicht durch ein andere Marktteilnehmer erschreckendes riesiges Bid gleich zu Beginn (speziell bei dünn gehandelten Nebenwerten) in den Keller schicken will.
Dass die großen Fonds (und Leute wie W. Buffett) "buy-and-hold" praktizieren - und daher oft auch auf "predigen" - hat daher handfeste markttechnische Gründe. Sie haben aufgrund ihrer schieren Größe gar keine andere Wahl.
Wollen die Mega-Fonds einen großen Einzel-Posten loswerden, verkaufen sie diesen oft nicht über den freien Markt (wie NYSE, ARCA etc.), sondern "over the counter" (OTC). Buffett ruft dann einen großen Broker wie Goldman an und beauftragt ihn mit dem Verkauf. Goldman sucht dann seinerseits telefonisch nach einem Interessenten (z. B. einen großen Pensions-Fonds) und nutzt dabei die gute hauseigene "Vernetzheit". Diesem Interessenten bietet Goldmann dann z. B. 10 Millionen IBM-Aktien (ohne Nennung von Buffett) zu einem Kurs von z. B. 3 Dollar unter dem aktuellen Marktkurs als "Paket" an.
Bei großen OTC-Geschäften wechseln die Aktienpakete sozusagen "am Markt vorbei" den Besitzer, so dass es keine größeren Preisausschläge gibt. Der Abschlag im internen Paketangebot "simuliert" sozusagen den Preisverfall, der aus einem großen Verkauf via NYSE resultieren würde.
Es ist allerdings schon vorgekommen, dass Broker-Mitarbeiter das Insiderwissen ("Buffett will 10 Mio. IBM loswerden") dazu nutzen, um "auf eigene Kappe" zu spekulieren, z. B. dass IBM in obigem Beispiel fallen wird. Wird das publik, enden die Betreffenden allerdings bei Madoff in der Zelle.
Solche OTC-Geschäfte funktionieren allerdings nur in ruhigen Zeiten. Wenn bei Panik alle verkaufen wollen, bleibt in der Regel nur der freie Markt, der dann entsprechend stark einbricht. |