Ich teile weiterhin nicht eure Meinung, dass hier "dritte Kräfte" am Werk waren, um Wirecard zu zerschlagen. Die Verursacher/ Betrüger sind bzw. waren in Wirecard zu finden: im (Ex-)Vorstand und (Ex-)Führungskräften des Unternehmens. Da erfolgten Absprachen, um die Bilanzen jahrelang zu frisieren, mit aufgenommenen Krediten Firmen gezielt überteuert aufzukaufen und Scheinumsätze über round tripping zu fabrizieren, mit künstlich aufgeblähtem fake-cashflow.
All das diente dem Zweck, die Differenz des Geldes in andere Kanäle fliessen zu lassen, die nichts mit Wirecard zu tun hatten und um sich darüber selbst zu bereichern. Unter dem Deckmantel von Wirecard hatten diese Gauner damit jahrelang Erfolg. Es ist unfassbar, dass EY da nichts bemerkt haben will, das zweifel ich an.
Wenn EY auf die damals schon vorliegenden Betrugsvorwürfe reagiert hätte, wäre der Betrug in Wirecard nicht so immens geworden.
Wirecard schrieb seit Jahren Verluste, die von Jahr zu Jahr größer wurden (immer neue Kreditaufnahmen und anderweitige Fremdfinanzierungen (über Anleihen); viel Geld daraus versickerte immer wieder in Wirecard-externe Kanäle (Geldwäsche, Selbstbereicherung, etc.)
Die Erlöse aus dem Verkauf von Unternehmensteilen werden BEI WEITEM nicht ausreichen, um die Gläubiger (Banken + Anleihebesitzer) zu befriedigen.
Und auch wenn die FT heute darüber informierte, dass EY eine „unqualified audit opinion“ Anf. Juni d.J. vorbereitete, „conditional on a few actions from the company (das waren die verlangten Saldenbestätigungen, die EY am frühen Morgen des 18.06. letztlich als GEFÄLSCHT identifizierte), dann ist das keinesfalls damit gleichzusetzen, dass alles bei Wirecard in Ordnung war und Wirecard betrogen wurde!
Das komplette jahrelange Versagen von EY (bis hinein in den Juni 2020) bietet nun erst recht (nach dem heutigen FT-Report) eine Steilvorlage für die Anwälte bei Klagen gegen EY!
Der Kronzeuge Oliver Bellenhaus ist wohl gesprächig und wird (hoffentlich!) so einiges ans Tageslicht bringen, um Strafmilderung zu erlangen. |