...Wir kennen Trump nun bereits aus einer Amtszeit, wenn man dort eine Bilanz zieht, dann ist es eine recht durchwachsene, mit Höhen und Tiefen, die am Ende zumindest positiver ausgefallen ist, als seine Gegner befürchtet und an die Wand gemalt hatten, ..das kann man so weit dann auch ruhig einmal festhalten, wie ich meine.
Die Probleme und Risiken, die ich im Hinblick auf seine (zumindest) angekündigte Politik nun heraufziehen sehe, sind dabei in erster Linie folgende:
1. Ukraine Wie es da, nun weitergeht ist m.E. nicht so klar wie manche (z.B. unsere liebe Tante Frieda ;-)) meinen. Die Gefahr, dass er die Ukraine fallen lassen könnte, und zu einer nachteiligen Vereinbarung mit Putin drängen könnte, ist allerdings da.
Trump hatte allerdings ebenso verkündet, dass er Putin bei seinem Angriffskrieg nicht einfach als Sieger vom Platz gehen lassen könnte und er weitreichende Zugeständnisse machen müsste, ansonsten würde er die Ukraine bis unter die Zähne aufrüsten. In welche Richtung es hier nun am Ende geht, ist für mich letztlich eine Wundertüte. Es ist allerdings ein Punkt, der mir große Sorgen bereitet.
2. Naher Osten Seine Unterstützung für Israel ist noch entschiedener als die von Biden. Auf den ersten Blick ist das sicherlich erfreulich. Auf der anderen Seite war Biden mit seinem etwas zurückhaltenderem Support allerdings in seiner Art auch irgendwo ein mäßigender Faktor. Bei Trump ist u.U. zu befürchten, dass er auch radikalere und rigorosere Lösungen mittragen könnte. Auch dies ist ein Bereich der mir ein wenig Sorgen bereitet
3. Handelskrieg mit China Trump dürfte nun all-in dabei gehen, die Pole-Position der US-Wirtschaft gegenüber China zu verteidigen und die USA zum attraktivsten Unternehmensstandort der Welt machen zu wollen. Klingt ja erstmal super, und es dürfte ihm mit seiner Politik sogar gelingen.
Das Problem dabei, das ganze soll nicht zuletzt über gigantische Subventionen erreicht werden, die die Staatsverschuldung nach oben explodieren lassen werden. China beabsichtigt, dort mitzuziehen und am Ende könnte man sich gegenseitig immer wieder überbieten und damit in einen ökonomisch völlig disfunktionalen und potenziell katastrophalen Wettsubventionskreislauf geraten.
Trump könnte es dabei sogar gelingen, für die USA wirklich "goldene Zwanziger" einzuleiten, doch die langfristigen Nachteile dieser Politik wären potenziell hoch. Es könnte am Ende auch hier zu einer wirklich schweren great recession kommen (mit der dann allerdings erst sein Nachfolger seine Freude haben könnte).
Von diesem etwas prophetischen Szenario einmal abgesehen, dürfte seine Wirtschaftspolitik zudem hochgradig inflationär wirken. Die Zinsen würden dort also längere Zeit hoch bleiben.
4.Folgen für Europa Wenn die Zinsen in den USA hoch bleiben, kann indessen auch die EZB nicht wirklich mit den Zinsen heruntergehen (es würde ja keiner Europäische Anleihen kaufen, wenn er stattdessen auch US-Treasuries mit höherem Zins bekommen kann.)
Beim Subventionswettlauf zwischen USA und China kann Europa indessen nur an der Seitenlinie zuschauen. Da wir von vornherein gar keine Möglichkeiten haben, dieses disfunktional Spiel zu gewinnen, werden wir uns daran (hoffentlich) auch gar nicht erst beteiligen.
Wir werden uns allerdings mit einer weiteren Abwanderung von Unternehmen in die USA konfrontiert sehen, und im Hinblick auf die neuen US-Zölle, die nun kommen werden, wird auch unser Export in die USA darunter leiden.
Ergo werden wir uns nun stärker auf die europäische Binnenwirtschaft fokussieren müssen, und werden dabei auch wieder stärker auf ökonomisch effiziente als auf ideologisch getriebene Lösungen setzen müssen.
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Das wären jedenfalls so grob meine skizzenhaft gezeichneten Gedanken dazu. Jemand anderes mag die Probleme und Gefahren seiner neuen Amtszeit u.U. an anderen Stellen sehen, ich halte dann aber sehr viel mehr davon, sich mit konkreten Aspekten und Fragen zu beschäftigen, als eine nebulöse Lust auf Armageddon zu malen (die ich im Übrigen für überzogen, um nicht zu sagen, für etwas hysterisch halte).
..bringt einen ja letztlich auch nicht weiter
...weder wenn es darum geht, spezifische und konkrete Risiken zu erkennen, noch wenn es darum geht, auf jene Risiken in sinnvoller Weise zu reagieren. |