sind nicht einfache Fehlallokationen. Denn in ihnen werden insbesondere bei den Initiatoren und später bei den Trümmer-Sammlern gewaltige Gewinne generiert, oftmals auch Fortschritte erzeugt, nur selten reine Destruktion. Und ob es Blasen waren, zeigt sich für die Mehrzahl der Teilnehmer erst hinterher, denn der Effekt beruht meist auf einer durchaus reellen Basis. Das zunächst durchaus Richtige wird am Ende hemmungslos überbläht, bis der Zug entgleist und auch das Richtige mit sich reißt. Natürlich hatte z.B. Spanien das Potential eines gewissen Baubooms, es konnte auf sichere Touristikeinnahmen und Zuwanderung vertrauen, entwickelte industrielle Kerne und knüpfte in Südamerika an kulturelle Verbindungen an, die Staatsverschuldung war gering. Als der Zug rollte, wurden aber alle Begrenzungen des Tourismus und der Industrie vergessen, das Importvolumen stieg gewaltig über die Exportleistung hinaus an, weil man im Bau- und Bodenpreis-Boom zunächst schadlos stabiles Geld generieren und leihen konnte. Man brauchte dazu nur immer größere Banken.
"Blasen entstehen immer, weil zuviel an zu billigem Kapital irgendwann auf der Zeitachse notwendig in Anlagenotstand gerät." Nein, Blasen entstehen im wesentlichen innerhalb von stabilen Währungsgebieten durch regionale Bau- und Bodenpreis-Booms, die im Wesentlichen vom regionalen Bankensystem getragen werden. Kommen die ins Laufen, ziehen sie spekulaives Geld an, mit dem Erfolg springt aber auch spekulatives Geld ab. (in den USA wurde das mit den Verbriefungen, die man großvolumig weltweit verkaufte, vom einheimischen Bankensystem sehr systematisch als Betrug durchgeführt) Je nachhaltiger der Boom wirkt, desto mehr normale Investitionen kommen hinzu, die erst im Nachhinein und im Bankrott als spekulativ erscheinen.
Auch in den EMs satteln internationale Investoren auf den bereits laufenden Erfolg immer weiter drauf, bis die Geschichte u.U. als Blase platzt. Die Spekulanten-Kunst dabei ist der Einstieg vor den Massen, der Ausstieg noch während des Erfolgs und der Wiedereinstieg im Tal der Tränen. Das große Geld rouchiert die kritischen, aber ertragreicheren Märkte durch. Das hat mit "Anlagenotstand" wenig zu tun, den haben eigentlich nur die Waren-Überschussländer. Den globalen Markt eng bis in den Blasenbereich und Anlagenotstand hinein machen aber systematisch die Hochverschuldungs-Niedrigzinsländer, die in den Assetmärkten im In- und Ausland massiv spekulieren und investieren, allen voran die USA. Sie leben geradezu von Blasen und Trichtern, Übertreibungen, aber auch von erfolgreichen Entwicklungen woanders.
"Die Tragfähigkeit einer Verschuldung ist eine Funktion ihrer Bewertung durch die beteiligten Gläubiger. " Zunächst aber eine Funktion der realen Zinsleistungsfähigkeit, also der Netto-Wirtschaftsleistung und Besteuerungsmöglichkeit, auch der Tragfähigkeit von QE. Das beurteilen die Gläubiger im Kern.
"...die Staatsschuld der Stoff ist, der das Vermögen der Nationen repräsentiert. " Das kann so nicht sein, sonst könnte jede Nation sehr schnell sehr reich werden ;-o) Zunächst ist die Frage, wem die Staatsschuld gehört, in welchem Ausmaß also dem Ausland. Dann ist die Frage, ob die Nicht-Steuer-Leistung, die in der Schuldenaufnahme steckt, einen systematischen Grund hat, also z.B. Steuern im nötigen Umfang gar nicht erhoben oder Staatsleistungen reduziert werden können, ohne dass es zu schweren Wirtschaftseinbrüchen oder politischen Verwerfungen kommt. Wenn das so ist, ist aber bei schlechten Wachstumsperspektiven die Zinsleistung nicht gedeckt, außer durch die Notenpresse.
"Aus der Zinshöhe folgt noch nicht kausal ein entsprechendes Anlageverhalten. " doch. Wenn ich für 1% Geld bekomme, investiere ich auch in ein scheinbar sicheres 2%- Nettorendite-Geschäft oder statistisches Portfolio. Wenn ich für 2% Geld bekomme, wird dieses Geschäft nicht finanziert und ist tot, andere gelten als riskanter.
"Die für die Staatschuld relevante Zinshöhe zum langen Ende hin ist hingegen eine Funktion der Inflations- wie Konjunkturerwartungen. Die CBs haben hier allenfalls psychologischen Einfluss..." Nicht, solange sie per QE-Käufen und Nullzins für Banken erfolgreich eine Marktverengung für Longbonds durchführen und androhen können.
"Die Märkte sind irrational, weil ihre Akteure es sind - all den stets angeführten guten Gründen zum Trotz. Es bringt also nichts, ihnen das Lehrbuch vorzuhalten..." Akteure sind nicht irrational, ihre Interessen liegen weitestgehend offen, ihre Mittel sind weitestgehend bekannt, und sie sind in ihren Geschäften komplett vom Recht abhängig. Selbstverständlich kann man durch Rechtsetzung Märkte verändern. Märkte sind hingegen immer irrational, weil sie Rationalitäten der verschiedensten Akteuersklassen nur quantitativ vermitteln. |