Steinhoff hat in dem Circular bereits genau darglegt, wie sie sich das WHOA Verfahren vorstellen.
Zunächst mal zur Idee des WHOA Das WHOA wurde eingeführt um insbesondere Unternehmen zu retten, die - rettenswert sind, also grundsätzlich funktionieren würden, positives EBITDA, Gewinne (ohne Zinslast), etc. aber - durch zu hohe Schulden/Verbindlichkeiten nicht aus dieser Schuldenfalle herauskommen
Also ein Perfect Fit bei Steinhoff, sogar ein Paradebeispiel
Steinhoff's WHOA Vorschlag Der WHOA Vorschlag von Steinhoff ist dagegen genau das Gegenteil von dem, wofür das WHOA eingeführt wurde: Steinhoff will auch im WHOA eine 50% plus 1 Aktie Mehrheit für die New Topco durch Ausgabe neuer Aktien zu 0,01€ erzwingen. Danach beschließt die New Topco alles das, was wir jetzt hoffentlich am 22.03.2023 ablehnen, und überträgt alle Assets auf die New Topco, Steinhoff Holding wird zur leeren Hülle, und das alles mit dem kleinen Unterschied, dass die Aktionäre dann nicht einmal 20% durch CVRs an den Dutch Trusts erhalten sollen. In dem Steinhoff WHOA Vorschlag steht allerdings kein Wort darüber wie das helfen sollte. Es gibt keine Hinweise auf Schuldenreduktion, keine Hinweise auf günstigere Zinssätze, keine Hinweise darauf wie das operative Geschäft höhere Margen abwerfen soll. Ausschließlich der Faktor Zeit soll helfen, dass man die Holding besser VERWERTEN kann. Das ist aber nicht der Sinn des WHOA, denn hier geht es um RETTUNG eines Unternehmens und nicht um die Maximierung des Gewinns der Gläubiger.
Das alleine sollte bereits zur Ablehnung des WHOA führen. Denn die Wertsteigerung der Assets im Wettlauf mit den auflaufenden Zinszahlungen ist ja offensichtlich in den letzten 5 Jahren nicht aufgegangen. Also wieso glaubt man, dass drei oder fünf weitere Jahre helfen würden? Und das auch noch in der aktuellen Lage der Weltwirtschaft und dem politischen Umfeld?
Mit einem Punkt hat Steinhoff Recht. Tatsächlich können die Stakeholder im WHOA Verfahren unterworfen werden, wenn sie so oder so nicht "im Geld" sind. Wir die Aktionäre könnten dem Steinhoff Vorschlag vermutlich nicht widersprechen, da wir auch im Falle einer Insolvenz vermeintlich leer ausgehen.
Was hier aber unerwähnt bleibt, ist, dass die Gläubiger sich einem Beschluss zu einem Schuldenschnitt durch ein WHOA auch unterwerfen müssten, da die Gläubiger nur dann widersprechen könnten, wenn sie nachweisen können im Falle einer Insolvenz mehr Geld zu erwirtschaften als durch eine WHOA Restrukturierung. Hmm, aber im Moment wird doch gerade argumentiert, dass es ein 3,5 Mrd. Gap von Schulden zu Assets gibt. Bei einer sofortigen Verwertung würden danach die Gläubiger ja nur 6,5 Mrd. erhalten. Wenn man also einen alternativen WHOA Vorschlag machen würde, bei dem die Gläubiger z.B. nur 7,5 Mrd. bekommen, müssten sie sich dem unterwerfen, da das immer noch 1 Mrd mehr ist als bei Insolvenz.
DARUM NUN MEIN/UNSER VORSCHLAG Eine echte Sanierung und Rettung der Steinhoff Holding kann nur erfolgen durch Zutun aller Stakeholder
1. Steinhoff unternimmt alle sinnvollen Schritte zur Schuldenreduktion a) Auskehrung aller denkbaren Cash-Reserven zur Schuldensenkung b) Reduzierung der Holding-Kosten (Verschlankung, Reduktion der Gehälter, Kostenreduktionsprogramme in allen erdenklichen Bereichen, etc. ) c) Sinnvolle und moderate Asset-Verkäufe (man will ja noch im Business bleiben) d) IPOs von MattressFirm und Greenlit Brands
2. Die Gläubiger tragen ihren Beitrag zur Sanierung bei, durch a) SCHULDENSCHNITT von mindestens 2 Mrd, aber bis zu 3 Mrd. Euro b) Günstiger Zinssatz für die deutlich verringerte Schuldenhöhe, mit deutlich geringerem Ausfallrisiko. Vorschlag: 7,5%
3. Die Aktionäre tragen bei durch a) Die Erlaubnis eines Debt/Equity Swaps durch Ausgabe zusätzlicher Aktien, als Eigenkapital an die Gläubiger (Leichte Verwässerung). Das könnte aus meiner Sicht z.B. 2,1 Mrd. zusätzliche "nicht stimmberechtigte" Aktien an die Gläubiger sein.
Dies ist summa summarum ein wirklich faires WHOA Verfahren, bei dem alle Stakeholder Federn lassen. Keiner könnte widersprechen, da jeder am Ende mehr hätte als bei einer Insolvenz herauskäme, und das Wichtigste: Steinhoff würde für die Zukunft blendend aufgestellt sein, also wirklich im Sinne des WHOA gerettet werden.
Ergebnis: Steinhoff Holding hat: - ca. 5 Mrd. Schulden zu 7,5% Zinsen mit einer Zinslast von anfänglich 375 M Euro p.a. , danach stark fallend - EBITDA (auch ohne Zukunftsphantasie) von ca. 1,2 Mrd. Euro p.a. - Tilgung der Schulden mit ca. 800 - 900 M Euro p.a. - Schuldenfreiheit nach ca. 5 Jahren - Ausgegebene Aktien ca. 6.3 Mrd. - Bei einer dann realistischen Marktkapitalisierung von ca. 5 Mrd. ergäbe das einen Wert von ca. 0,80 € je Aktie (trotz Verwässerung). Auch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass dann sogar die Gläubiger mit Ihren 2,1 Mrd Aktien eine Wiedergutmachung ihres Schuldenschnitts von fast 1,7 Mrd Euro erfahren würden.
Mit diesem oder einem vergleichbaren WHOA Vorschlag muss die SdK möglichst zeitnah bei Steinhoff oder direkt bei einem niederländischen WHOA Gericht aufschlagen. Wir müssen hier in die Führung gehen und nicht Steinhoff (aka Erfüllungsgehilfe der Gläubiger) den ersten Schritt machen lassen. |