Jetzt ist "JJ Uno" nur noch "Bruno"
Seit "Bruno" tot ist, ist erst recht der Bär los.Wer hat den in Tirol und Bayern marodierenden Braunbären erschossen? Diese Frage unterliegt im Moment strengster Geheimhaltung. "JJ1" ist zum Popstar des - verfrühten - Sommerlochs geworden. Und allerorts scheint die Trauer um jenes Tier groß, das viele liebevoll nur "Bruno" nannten.
Der bayrische Umweltstaatssekretär Otmar Bernhard (CSU), der am Montag die Kunde vom erlegten Bären an die Öffentlichkeit bringen sollte, wollte die Frage nach der Identität des Jägers nicht lüften. Auch zu Vermutungen, an der Jagd sei ein Polizeibeamter beteiligt gewesen, äußerte sich Bernhard nicht.
"Es sind Jagdkundige, und dabei bleibt es", ergänzte lediglich Ministeriumssprecher Roland Eichhorn. Zur Art und dem Kaliber der Waffe sagte ein Vertreter des Miesbacher Landratsamtes, es habe sich um ein hochwildtaugliches Gewehr gehandelt.
Drohungen nach Bärenabschuss Nach dem Abschuss von "Bruno" gingen beim Landesjagdverband Bayern am Montag zahlreiche Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen ein.
"Der Bär ist tot, es leben die Mörder", hieß es nach Angaben von Verbandssprecher Thomas Schreder in einer E-Mail. Ein anderer E-Mail-Schreiber habe sich nach Namen und Adressen der Jäger erkundigt, die den Bären "ermordet" hätten - "das Gleiche soll nun mit denen geschehen". Schreder sagte, er werde wegen der Drohungen die Justiz einschalten. "Ich leite das weiter an die Staatsanwaltschaft."
Insgesamt seien binnen kürzester Zeit nach "Brunos" Tod rund 100 E-Mails bei dem Verband eingegangen. Unter anderem hätten sich Rechtsanwälte gemeldet, die den Verband klagen wollten.
Der Jagdverband hatte mit Bedauern auf den Abschuss des Bären reagiert, ihn jedoch auf Grund von "Brunos" atypischem Verhaltens als notwendig angesehen.
Es gibt nach Ministeriumsangaben bereits Morddrohungen gegen die Schützen und gegen Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU).
Ende des Bären-Theaters Nach über fünfwöchiger Jagd war Braunbär "Bruno" Montagfrüh in Bayern von Jägern erschossen worden. "JJ1", wie der aus Norditalien stammende Jungbär offiziell hieß, sei um 4.50 Uhr aus rund 150 Meter Entfernung auf der Rotwand im Gemeindegebiet von Schliersee erlegt worden, teilte Bernhard zu Mittag in Schliersee mit.
"Er war sofort tot", sagte der CSU-Politiker und ergänzte, "Bruno" sei schmerzlos erlegt worden.
35 Schafe gerissen "JJ1" hatte seit seinem Auftreten im deutsch-österreichischen Grenzgebiet an die 35 Schafe gerissen und zahlreiches Federvieh verspeist sowie Bienenstöcke aufgebrochen. Weil er immer wieder in teils dicht besiedeltes Gebiet eindrang, galt er als "Problembär".
Der zweiwöchige Versuch finnischer Bärenjäger, "Bruno" lebend zu fangen, misslang. Nach seiner genetischen Untersuchung soll "Bruno" präpariert und im Münchner Museum "Mensch und Natur" ausgestellt werden.
Der Weg zum finalen Schuss "Der Braunbär 'JJ1' ist um 4.50 Uhr erschossen worden", beginnt eine Mitteilung des bayerischen Umweltministeriums über das jähe Ende von "Bruno".
Bernhard schilderte auf einer eigens in Schliersee anberaumten Pressekonferenz vor Dutzenden von Medienvertretern, dass das derzeit wohl populärste Tier Deutschlands und Österreichs am Sonntagabend am Rotwandhaus gesehen wurde.
Daraufhin hätten sich drei Jäger auf den Weg in die Region gemacht und den Bären im Morgengrauen aus rund 150 Meter Entfernung nahe der Kümpflalm unterhalb des Rotwandhauses erschossen.
Abschuss für Staatssekretär rechtens Bernhard ließ keinen Zweifel daran, dass die amtliche Verfügung zum Abschuss von "Bruno" zum Todeszeitpunkt bereits in Kraft gewesen sei.
Die Allgemeinverfügung sei veröffentlicht und damit gültig gewesen, sagte der CSU-Politiker. Er rechtfertigte den Abschuss des Tieres zum jetzigen Zeitpunkt mit "Drohgebärden gegenüber Wanderern". "Bruno" habe sich in voller Größe auf die Hinterbeine aufgerichtet. "Die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes war deutlich gestiegen", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. "In Abwägung der Sicherheit und des Artenschutzes blieb keine andere Möglichkeit", so Bernhard.
"Dieser Anlass ist kein schöner", sagte der Bärenbeauftragte des Ministeriums, Manfred Wölfl. Aber "Bruno" sei zur Futtersuche mindestens elf Mal in Siedlungsräume eingedrungen. "Dies hat uns immer Sorgen gemacht." Zum Abschuss von "JJ1" unmittelbar nach Abreise der finnischen Bärenjäger meinte Wölfl, der seit Wochen auf der Spur von "Bruno" war: "Dass es so schnell ging, hat uns überrascht."
Gewicht in Portionen bestimmt Noch am Montag wurde der mit einem Fahrzeug nach München gebrachte Kadaver von "Bruno" zerlegt und genetisch untersucht. "Wir messen sein Gewicht in Portionen", sagte Bärenfachmann Wölfl.
Eine DNA-Analyse werde vier bis fünf Tage dauern. "Wir gehen aber schon jetzt davon aus, dass es 'JJ1' ist", beantwortete Wölfl eine Frage nach der tatsächlichen Identität des erschossenen Bären.
Wo soll der Bär hin? Unterdessen ist bereits ein Streit über den Ausstellungsort des toten Bären entbrannt. Während die bayerische Staatsregierung "Bruno" im Museum "Mensch und Natur" in München, wo auch der vor 170 Jahren erschossene letzte in Bayern frei lebende Braunbär steht, herzeigen will, beansprucht ihn Schliersees Bürgermeister Toni Scherer für seine Gemeinde.
Das Tier müsse im örtlichen Bauernhofmuseum ausgestellt werden, forderte der parteifreie Kommunalpolitiker.
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