Verteilungsfragen - Börsen- und Politik-Aspekte

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neuester Beitrag: 21.07.23 22:24
eröffnet am: 08.01.19 13:41 von: Anti Lemmin. Anzahl Beiträge: 7126
neuester Beitrag: 21.07.23 22:24 von: Shlomo Silbe. Leser gesamt: 1761436
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05.02.19 10:52
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80400 Postings, 7509 Tage Anti Lemmingweiterer Auszug:

Holldack: ...Und man darf nicht vergessen, dass Venezuela als „Hinterhof der USA“ seit Langem einem sehr konsumistischen Gedankengut ausgesetzt ist. Alles, was über den TV-Bildschirm flimmert, war durch den nordamerikanischen Traum geprägt: Telenovelas, Schönheitswahlen, Werbung. Chávez hat gesagt, dass es darum gehe, sich zu entwickeln, aber nicht dem Entwicklungsmodell der USA zu folgen. Nichtsdestotrotz hat die Regierung dann mitunter das Gegenteil getan – und zum Beispiel Flachbildschirme importiert. Sie hat also kaum Wege gefunden, die Konsumorientierung zu durchbrechen.

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A.L.: Tja, die Macht der (Konsum-)Ideologie, die auch anderenorts (Kuba) im Wege stand.  

05.02.19 14:18

71524 Postings, 6016 Tage FillorkillVWL-Studium fördert den Neoliberalismus

'Denn die Entscheidungen und Empfehlungen von neoklassisch ausgebildeten Ökonominnen und Ökonomen beeinflussen die Lebensumstände von Millionen Menschen – meist negativ..'

Auf Wiki kann man dazu lesen:

...Neoliberalismus ist die Bezeichnung einer breiten und heterogenen theoretischen Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich August von Hayek gerechnet werden...Vornehmlich in seiner ordoliberalen Ausprägung gilt der deutsche Neoliberalismus der 1930er und 1940er Jahre als eine wesentliche theoretische Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft, die allerdings mit größerem Pragmatismus insbesondere hinsichtlich der Konjunktur- und Sozialpolitik eigene Akzente setzte.[9]...

https://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus

Also genau jene theoretische Grundlage, aus der beispielsweise AL oder auch die schöne Sahra ihre Munition im unermüdlichen Kampf gegen 'den Neoliberalismus' beziehen.


 
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05.02.19 17:19
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7523 Postings, 2660 Tage CoshaVertrauensverlust in die Währungen

und wohin der führen kann.oder:
Alternative Wege in den Ruin

https://www.heise.de/newsticker/meldung/...e-Passwoerter-4297210.html

 

05.02.19 17:54
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1976 Postings, 3072 Tage MyDAX@AL/Venezuela

" Sie hat also kaum Wege gefunden, die Konsumorientierung zu durchbrechen."

Der Weg funktioniert weltweit nicht. In Venezuela wären sie mittlerweile froh wenn denn die Versorgung mit Toilettenpapier einwandfrei funktionieren würde.
Die Konsumorientierung kommt von unten. Also von der Bevölkerung. Durch Misswirtschaft und Korruption hat man es dort geschafft dass die Menschen in weiten Teilen der Bevölkerung gar nichts mehr zum Konsumieren haben. Und das Land sitzt auf den weltgrößten Ölvorräten.
 

05.02.19 17:58

1976 Postings, 3072 Tage MyDAXVertrauensverlust in die Währungen ?

Es ist eine Vertrauensverlust in die Kryptowährungen, nicht in die Währungen allgemein.
Im letzteren Fall würde Gold durch die Decke gehen. Ist aber nicht der Fall, obwohl die Goldbugs dies seit ungezählten Jahren herbeisehnen.
 

05.02.19 19:06
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80400 Postings, 7509 Tage Anti LemmingVenezuela - seit langem geplanter Regime-Change

https://www.heise.de/tp/features/...plante-Regime-Change-4296802.html

Was in Venezuela politisch versucht wird, hätte woanders einen Nato-Verteidigungsfall zur Folge

Man stelle sich vor, die russische Regierung würde Marie Le Pen als neue Präsidentin Frankreichs anerkennen. Sie war als Präsidentschaftskandidatin Macron klar unterlegen. Doch Putin verweist im vorgestellten Szenario auf die wochenlangen Proteste der Gelbwesten-Bewegung und die Ergebnisse von Umfragen, die demonstrieren, dass Macron massiv Vertrauen in der Bevölkerung verloren hat.

Darüber hinaus würde Putin die massive Polizeirepression gegen die Demonstranten vorbringen. Er würde erklären, dass der Einsatz gefährlicher Waffen zu schweren Verletzungen von Demonstranten geführt habe. Zudem würden mit Ausnahmegesetzen die Grundrechte in Frankreich eingeschränkt. Daher habe die bisherige französische Regierung jede demokratische Legitimität verloren und werde von Russland nicht mehr anerkannt.

Eine solche Erklärung der russischen Regierung würde sofort den Natorat auf den Plan rufen. Der Verteidigungsfall würde ausgerufen....  

05.02.19 19:09

80400 Postings, 7509 Tage Anti Lemming# 303

Die "schöne Sarah" kritisiert den Neoliberalismus treffender, als Fillorkill hier weismachen will.  

05.02.19 19:14

80400 Postings, 7509 Tage Anti LemmingWer Knappheit an Ressourcen

oder auch an Geldmitteln negiert bzw. leugnet (wie fill), hat mMn einen grundlegenden Fakt jeglicher Wirtschaftstheorie, die ja immer auch Verteilungsgerechtigkeit zum Thema hat, nicht begriffen.

D.h. ohne Knappheit könnte Streit um Geld und/oder Ressourcen überhaupt nicht aufkommen.

Alle würde nur den ganzen Tag Musikvideos anschauen und sich die gebratenen Turbo-Hähnchen ins Maul fliegen lassen.

 

05.02.19 20:09

80400 Postings, 7509 Tage Anti LemmingD.h. die umgekehrte Umverteilung,

nämlich jene von oben nach unten, wird den Reichen wegen Knappheit der Mittel durchaus ein wenig wehtun, z. B. über den von der US-Linken Ocasio-Cortez angedachten US-Spitzensteuersatz von 70 %.

Aus Neuverschuldung lässt sich das kaum finanzieren, man muss schon ran an den Reichen-Speck.  

05.02.19 21:32
1

71524 Postings, 6016 Tage FillorkillDie "schöne Sarah" kritisiert den Neoliberalismus

Na, du wischt das so mit einer Handbewegung beiseite. Ich finds schon ein wenig prekär, wenn man den Neolib auf der Grundlage neoliberaler Ideologien angreifen will. Früher hiess es mal: Die herrschenden Gedanken sind die Gedanken der Herrschenden.  
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06.02.19 10:48
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80400 Postings, 7509 Tage Anti LemmingBei "Aufstehen" geht es um Pragmatismus

Viele gebeutelte Ossis sind zur AfD übergelaufen, weil die neue Partei sich (fälschlicherweise) als "besorgte" Alternative zu den großen Alt-Parteien darstellt. Als eine Partei, die wirklich etwas für biodeutsche Loser im Osten tun will. Die Überläufer haben womöglich die Illusion, die AfD werde ihren Hartz-IV-Satz erhöhen, weil sie ja "Biodeutsche" sind und diese Erhöhung qua Geburt nach "einem langen, arbeitssamen Leben auch verdient" hätten.

Tatsächlich alerdings wird die AfD als strammrechte, erzkapitalistische Partei eher Hartz-IV-Rechte einschränken. (Adam Konrad von der AfD hatte sogar mal vorgeschlagen, Hartzern die Wahlberichtigung zu entziehen.)

Die AfD greift dabei gern auf die in der Ex-DDR verbreiteten Klischees und Vorurteile zurück, Hartz-IV-Empfänger seien "Sozialschmarotzer" und "nur zu faul, sich Arbeit zu suchen". Denn: "Wer wirklich arbeiten will, findet auch Arbeit". Mithin auf diesen ganzen ausgrenzenden, missgünstigen Kleinbürger-Scheiß, der in 40 Jahre DDR-Kontrollstaat die Köpfe verkäst hat.

Die einzige wirkliche gemeinsame Schnittstelle zwischen AfD und den Ossis ist die Ausländerfeindlichkeit. Wie in Trump-USA werden "die vielen Ausländer" (in D. bevorzugt "die Flüchtlinge") für eine in Wahrheit ganz anders gelagerte Misere der über 50-jährigen Globalisierungsverlierer verantwortlich gemacht. Der Hohn ist, das die Zahl der Flüchtlinge in den neuen Bundesländern oft unter 1 % der Bevölkerung liegt.

Wagenknecht und LaFontaine wollen diese Wählerschaft, die früher teils links gewählt hatte, nicht einfach aufgeben, sondern ihnen eine echte Alternative liefern. Das finde ich als Ansatz im Prinzip gut. Problematischer ist, dass "Aufstehen" eben auch Themen der AfD wie Einwanderungsbegrenzung für Flüchtlinge auf dem Programmzettel stehen hat, wenn auch mit sehr viel differenzierter Argumentation. Im Kern vertritt auch "Aufstehen" die These, dass ausufernde Masseneinwanderung den Sozialstaat aushöhlt. Diese These ist nicht von der Hand zu weisen. Ihr sollte im Prinzip jeder zustimmen, der Geld und Ressourcen für knapp und nicht beliebig vermehrbar hält.

"Aufstehen" begründet dies im Kern immer noch links. Rechts an der Argumentation ist, dass der hiesige Sozialstaat als ein höherwertiges Rechtsgut eingestuft wird als ein Recht der Flüchtlinge (im Sinne von "Internationalismus") auf offene Grenzen für eine Flucht nach Europa. Dies sei laut Aufstehen aber unabdingbar, eben weil die Wirtschaftsordnung der Welt noch kapitalistisch sei.  

06.02.19 10:54
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110916 Postings, 9023 Tage KatjuschaAL, bist du eigentlich Ossi?

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06.02.19 12:10
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6546 Postings, 5235 Tage Murmeltierchen#313

A.L.´s karma hatte scheinbar andere pläne gehabt.  - die erfahrung ossi - hat er leider verpasst.
dafür muß man schon einige gute taten vorweisen können. der vorteil jedes gebürtigen vor 89 ossis ist, mindestens  einen zusätzlichen blickwinkel erfahren zu haben, sowas ist immer nützlich.
egal, A.L. kopf hoch, maybe next life !

 

06.02.19 13:21
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110916 Postings, 9023 Tage Katjuschana zumindest scheint er alles über Ossis zu wissen

na ja, ich will mal nicht weiter provozieren, sondern mal auf #312 eingehen.


Zunächst mal, hat AL ja in einigen Dingen durchaus recht, beispielsweise dass es in der DDR ein gewissen kleinbürgerliches Milieu gab oder das es Ossis gibt, die die AFD tatsächlich wählen, weil sie denken es wäre eine soziale Alternative, so dumm das erscheinen mag. Aber "der Ausländer nimmt uns die Arbeit weg" ist halt nicht tot zu kriegen, erst recht wenn man (wie es AL in seiner Verteidigung von "Aufstehen" ja auch tut) von knappen Ressourcen ausgeht. Sind die bildungsarmen Schichten also entweder doch nicht so doof, oder sollte man vielleicht eher mal "Aufstehen" kritisch hinterfragen?

Aber erstmal zu dem, was mich an AL nicht nur beim Thema Ossis stört. Er pauschalisiert und selektiert! Und das ist immer schlecht, egal, ob das den Zugang zu Dingen ist, die seine kritische Haltung zu US-Märkten bestätigen (man sucht so immer nach Dingen, die die Meinung zur US-Konjunktur und US-Politik bestätigen) als auch was Ossis angeht, denen man bestimmte Denkmuster oder Verhaltensweisen zuschreibt, was man dann mit Dingen abgleicht, die man irgendwo liest. Ob AL mal mit Ossis gesprochen hat, weiß ich nicht. Ich bin Ossi und unterhalte mich daher auch logischerweise öfter mit jedweder Coleur in politischer und sozialer Hinsicht. Wenn AL also beispielsweise zurecht auf das Kleinbürgertum hinweist, find ich es erstaunlich, dass er darauf dann den Spruch "Wer wirklich arbeiten will, findet auch Arbeit" zurückführt. Denn den hab ich bisher nur von Wessis gehört, beispielsweise Herbert Grönemeyer in seinen Liedern aus den 80er Jahren, wo er sicher nicht über die DDR und den Ansichten der dortigen Bürger gesungen hat. Die DDR-Bürger hatten ja generell Arbeit, aber ihnen war immer bewusst, worauf das zurückzuführen ist, genau wie ihnen nach der Wende schnell bewusst wurde, dass eben nicht jeder, der hart arbeitet im Kapitalismus eine Arbeit findet. Daher ist der Spruch bei Ossis ganz gewiss nicht verbreitet, den AL ihnen zuschreibt.
Das Kleinbürgertum erkennt man bei Ossis dann schon eher an der Frage der Ausländerfeindlichkeit. Interessanterweise zieht sich das durch alle sozialen Klassen. In meinen Gesprächen mit anderen Ossis stelle ich immer wieder fest, dass gerade die eher sozial begünstigten (im Gegensatz zu den 90er Jahren) auf Ausländer und insbesondere auf Muslime schimpfen. Heute ist die rechte Bewegung ja eher weniger eine, die sich aus sozialer Ausgrenzung speist, sondern vielmehr über kulturelle Unterschiede und dem Ablehnen des "Systems" (Politiker, Medien), was die eigene Meinung aufgrund der Ablehnung durch den Gegner vertieft (Polarisierung). Klar gibt es auch immernoch Leute, die an der Tafel anstehen und meinen, dass sie wenig haben, während die Ausländer angeblich alles geschenkt bekommen. Aber da könnte "Aufstehen" ja ansetzen und den Kampf reich gegen arm (oben vs unten) statt Deutscher vs Ausländer (zur Seite blicken) propagieren. Stattdessen fischt Aufstehen, auch wenn differenzierter, im Gewässer der Rechtspopulisten, und das halte ich für arg gefährlich. Aber viel mehr macht mir Sorge, dass eher die gut situierten Ossis (meist Leute im Alter zwischen 40 und 70) mit guten Jobs und vernünftigen Renten auf die Flüchtlinge schimpfen. Und das hat glaub ich wenig mit Verteilungsängsten zu tun, sondern mit diversen Vorurteilen gegenüber Südländern im allgemeinen, egal ob das Religion, Sicherheitsfragen, kulturellen Fragen betrifft. Es vergeht kein Familientreffen oder Geschäftsessen etc., wo nicht irgendwer meint, wir holen uns den Terror ins Land, Islam hat hier nix zu suchen und außerdem könne sich Deutschland das nicht leisten. Wenn man dann mal nachfragt, ob sie selbst schon schlechte Erlebnisse mit Syrern hatten oder sie etwas an ihrem Geldbeutel bemerken, kommt zwar keine Antwort, eben weil sie finanziell/sozial gut gestellt sind und kaum mal Ausländer zu Gesicht bekommen, aber dann verweist man eben auf Stadtviertel in Berlin wo Sodom und Gomorra herrscht und außerdem sich alles finanziell ja erst in einigen Jahren negativ bemerkbar machen würde. Die Frage ist, wieso das im Osten ausgeprägter ist. Ich glaub da darf man nicht pauschalisieren. Es hat einerseits sicher mit dem Umgang mit Ausländern zu DDR-Zeiten zu tun. Die lebten eher für sich am Stadtrand und waren von vornherein als Vertragsarbeiter deklariert, und die russischen Soldaten wurden zwar als arme Schweine aber letztlich als Besatzer wahrgenommen, jedenfalls von vielen Bürgern. Andererseits hat es aber sicher auch mit der Zeit nach der Wende zu tun. Das Thema darf man nicht unterschätzen. Solche extremen sozialen Umbrüche sind abgesehen von Kriegszeiten wohl kaum ein zweites Mal in Europa zu finden. Das hat jeder von uns Ossis mitgemacht. In meiner Familie führte es zu Selbstmord und tödlichen Krankheiten. In anderen Familien führte es zu Wut und manchmal offensichtlich auch Hass, der sich dann gegen den vermeintlich leichten Gegner Ausländer richtete. Und viele derjenigen, die damals in diese Hassspirale kamen, sind eben genau die heute 40-70jährigen, die ich vorhin ansprach. Obwohl sie es heute sozial halbwegs geschafft haben, haben sie ihre Vorurteile gegenüber Ausländern und auch ihre Wut auf Politiker und das parlamentarische System nicht ablegen können, das ihnen damals nicht helfen konnte und (wenn man es unter Lobby-Aspekten betrachtet)auch nicht helfen wollte. Selbst ich, der all diese Denkweisen ablehnt, kann mich da ja zumindest mal reinversetzen. Als ich politisch aktiv wurde (als 13-14jähriger zur Wendezeit 1989), da herrschte Aufbruchstimmung, da hat man sich die Sitzungen der Volkskammer und es Runden Tisch angeschaut. Man hatte das Gefühl der Mitbestimmung, der kulturellen und der Reisefreiheit, und auch der politischen Mitbestimmung. Und dann passierte innerhalb von 2-3 Jahren so viel, was all das zunichte machte, egal ob die langweiligen Bundestagssitzungen mit Fraktionszwang, wo PDS-Vertreter abgekanzelt wurden, egal ob die hohe Arbeitslosigkeit, die faktisch jede Familie betraf, egal ob (für mich als Linken zumindest) die Äußerungen von Vertriebenenverbänden, die ernsthaft noch über die Rückgabe der Ostgebiete diskutierten, oder für mich als Ossi manchmal völlig unverständliche Dinge in Fragen von Frauenrechten (Artikel 218, der damals stark diskutiert wurde) oder Verbote bestimmter Musik, etc. Da wurden damals noch Dinge auf den Index gesetzt, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Ich will mit all dem nur sagen, so toll und verheißungsvoll, wie die politische Wende auf uns Ossis wirken sollte wie wir es anfangs dachten, war es leider bei weitem nicht. Und manch ein Ossi wird da nur ernüchtert gewesen sein (wie ich), manch ein Ossi hat sich dann dem Rechtsradikalismus zugewendet, auch weil natürlich Wessis mit ihren Führungskräften das (genau wie heute wo die meisten AFD-Spitzen Wessis sind) damals im Osten Propaganda machten und das mit sozialen Problemen und der Flüchtlingskrise durch den Balkankrieg und Russlanddeutsche zusammen fiel. Dazu die Vertragsarbeiter, die noch vorhanden waren. Da gab es viel, an dem man sich abreagieren konnte. Ich will das gar nicht entschuldigen, aber manch Wessi sollte sich mal die Umstände betrachten, die zu all dem geführt haben. Ich bezweifel nicht, dass eine Ursache auch im Umgang in der DDR mit Ausländern als auch dem übergestülpten Antifaschismus lag, der nicht wirklich gelebt wurde. Aber die frühen 90er Jahre sollte man nicht vergessen, zumal damals auch im Westen Reps und DVU in den Parlamenten saßen, und Spitzenpolitiker der Union teils erbärmliche, ausländerfeindliche Aussagen machten und in der Konsequenz die Asylgesetze verschärft wurden. Viele Probleme von heute, was sich nicht integrierte fühlende Ausländer betrifft, haben auch damit zu tun, wie bundesdeutsche Politik gemacht wurde, und zwar nicht erst in den 90er Jahren. Wieso zeigen denn viele Ossis (ob zurecht oder zu unrecht) mit dem Finger auf Parallelgesellschaften in westdeutschen Innenstädten? Da hat doch die bundesdeutsche Politik der 70-90er Jahre total versagt. Das die Türken sich hier nicht als Deutsche fühlen konnten, lag auch daran, dass die Deutschen und deren Politiker das schlichtweg auch nicht wollten und auch nicht förderten. Das sieht man doch noch heute, wenn man mit jungen Deutschtürken spricht. Die fühlen sich als Deutsche zweiter Klasse. Und das nicht zu unrecht. Und dann wundert man sich, wenn manche von ihnen Erdogan wählen und unter sich bleiben, was wir dann als Parallelgesellschaft wahrnehmen.  
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06.02.19 13:28
2

80400 Postings, 7509 Tage Anti Lemming# 313

Nein, ich bin Wessi, geboren in Norddeutschland.  

06.02.19 13:31
2

80400 Postings, 7509 Tage Anti Lemming# 314

Meine "ergänzenden Blickwinkel" hab ich mir im außereuropäischen Ausland besorgt, und zwar umfänglich.

In der DDR war ich zur Zeit Ihrer Existenz nie, weil ich keine Lust auf den Zwangsumtausch hatte und auch kein großes Interesse an diesem Staat an sich.  

06.02.19 14:12
1

23965 Postings, 8412 Tage lehnaAL scheint Wagenknecht Fan zu sein

Die Oberlinke lobte die Errungenschaften der DDR, sprach Erich Honecker „bleibenden Dank“ aus. Selbst die Stalin- Ära fand sie gut.
Die Frau ist krank, sehr krank.
https://www.tagesspiegel.de/politik/...-gerade-seite-3/5288928-3.html
Und natürlich lobte sie den Tropensozialismus in Venezuela, der mittlerweile Millionen in die Flucht treibt und 1 Million % Inflation verursachte.
Ganz toll, gell AL....  

06.02.19 14:17
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80400 Postings, 7509 Tage Anti LemmingKatjuscha # 315

"den Spruch 'Wer wirklich arbeiten will, findet auch Arbeit" habe ich bisher nur von Wessis gehört"

Das trifft aus den von Dir genannten Gründen sicherlich zu für die Zeit vor 1989, als in der DDR systembedingt (noch) Vollbeschäftigung herrschte. Ich beziehe mich jedoch auf die Zeit nach 2000, als der westdeutsche Kleinbürgermief samt seiner Vorurteile (transportiert u. a. via Bildzeitung und Fernsehen) auch schon im Osten eingesickert war. Arbeitslose wurde mit Beginn der Agenda-2010 Zeit teils regelrecht gemobbt. Die Wurzel dieser Hass-Tradition gegen alles Schwache ist sicherlich weit früher zu suchen: Im Preußentum, in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und in der Nazizeit, als es die dt. Teilung ja noch nicht gab. Gerade in der Nazizeit hatten ja auch Sprüche von "Asozialen" und "arbeitslosem Gesindel" Hochkonjunktur. "Asozial" war sogar ein Vorwand, jemanden ins KZ zu stecken.

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"was mich an AL nicht nur beim Thema Ossis stört: Er pauschalisiert und selektiert! Und das ist immer schlecht, egal, ob das den Zugang zu Dingen ist, die seine kritische Haltung zu US-Märkten bestätigen oder..."

Ich halte die Gesellschaft im Osten wie im Westen für pluralistisch, vielschichtig und vielgesichtig. Pauschalurteile tragen wenig dazu bei, der individuellen Unterschiedlichkeit gerecht zu werden, die es hier wir dort gibt.. Meine Ossi-Kritik bezieht sich auf u. a. auch jene kleinbürgerliche, rechtslastige Untergruppe (Subkultur), die jetzt aus Frust AfD wählen will - also Pegida-Anhänger und einige Arivaner, die AfD-freundlich im "Ökonomenthread" posten.

Ich kenne persönlich einige Leute aus den heutigen neuen Bundesländer (die dort auch noch leben), die völlig unpolitisch sind und das auch schon zu DDR-Zeiten waren. Die haben (wie im Westen) meist einen ziemlich fatalistischen Standpunkt: "Wozu soll ich mich über irgendetwas aufregen, man kann ich sowieso nichts ändern kann."

Unter Alt-Ossis positiv aufgefallen sind mir hingegen die Historiker, die die Geschichte der Nazizeit und deren Vorgeschichte/Entstehung weit präziser und nachvollziehbarer dargestellt hatten. West-Historiker neigten immer dazu, Hitler als "Betriebsunfall der Geschichte" im ansonsten wunderbaren Kapitalismus hinzustellen. Im Osten wurde die Nazizeit weit treffender als Diktatur des Monopolkapitals gekennzeichnet.

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noch zum USA-Bärenthread:

Der USA-Bärenthread ist 2007 entstanden, weil sich damals die US-Housing- und Bankenkrise abzeichnete. Die Krise kam dann auch 2008/2009. Der Thread wurde jedoch auch weiterhin häufig frequentiert, obwohl mit den Banken-Zusammenbrüchen die Prognose aus dem Eingangsposting bereits erfüllt war.

Dass der BT-Thread bis 2019 aktiv weiter geführt wird, sollte nicht damit gleichgesetzt werden, dass die Protagonisten "die ganze Zeit short" waren immer noch von den im Eingangsposting formulierten Prämissen ausgehen. Die Zeiten haben sich seitdem verändert. Gründe, pessimistisch zu sein, gibt es freilich immer noch zur Genüge. Es ist auch legitim, an der Börse eher optimistisch oder eher pessimistisch zu sein. Wer da falsch liegt, zahlt ja selber die Zeche (oder ihm entgehen halt "nur" mögliche Long-Gewinne).

Der Bärenthread wurde ab 2010 zu einem Sammelbecken für Leute, die eher bärische Auffassungen hinsichtlich der Entwicklung der Weltwirtschaft vertreten und daher natürlich auch entsprechende Artikel posten. Genauso wie im Daimler-Thread Leute positiv zu Daimler posten und im Apple-Short-Thread negativ zu Apple. Viele Bärenthread-Poster stehen zudem den Machenschaften und Manipulationen der Zentralbanken kritisch gegenüber. Weiterer gemeinsamer Nenner ist Kritik an der wirtschaftlichen (Inflationierung, Überschuldung) und politischen (Trump) Entwicklung in USA.  

06.02.19 14:25
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110916 Postings, 9023 Tage Katjuschana das klingt ja schon differenzierter

nur noch kurz zur ersten Sache.

Also wie gesagt, dass es in der DDR viel Kleinbürgertum gab, ist unbestritten. Der von dir verwandte Spruch mag natürlich auch hier eingesickert sein, aber ich bezweifle, dass er weiter verbreitet ist als im Westen. Insofern hab ich einfach den Zusammenhang nicht verstanden, den du da zum Kleinbürgertum im Osten herstellen wolltest.

Aber ansonsten kann ich dir schon weitestgehend folgen. Zur "Aufstehen" Bewegung müsste man nochmal extra diskutieren. Ich bin bei dem Thema Sammelbewegung ja eher für die europaweite Diem25 von Varouvakis. Aber gut, in Deutschland zu klein und unbekannt, um bedeutend zu werden, zumal sie wegen ihrer internationalen Ausrichtung von manchem Klientel eh nicht beachtet wird, die "Aufstehen" ja erreichen will. Allerdings ist es für mich einfach eine grundsätzliche Frage, das eine linke Sammlungsbewegung immer auch einen internationalen Charakter haben sollte. Das ist ja deshalb schon mal einer der Punkte, weshalb ich mit "Aufstehen" so meine Probleme habe.
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06.02.19 14:32
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2432 Postings, 6061 Tage nopanic#315

ideologie statt Realitätssinn.Bin seit 30 Jahren als Arzt bzw. Notarzt in türkischen Haushalten in einer deutschen Großstadt mit gewachsener rießiger türkischer Parallel_ bzw. inwischen  gefühlter Gegengesellschaft unterwegs. Fernseher läuft überall ausnahmslos auf türkisch im staatlichen Erdoganmodus während man die Patienten untersucht.Dazwischen die Oma und die Kinder.Man beobachtet,zieht seine Schlüsse,hält die Klappe und wohnt in einer besseren Gegend. und liest von seiner Integrationsbringschuld.
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Es wird böse enden (Werner Enke)

06.02.19 14:37
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80400 Postings, 7509 Tage Anti LemmingLehna - # 318

Ich stehe Wagenknecht und "Aufstehen" ambivalent gegenüber, wie ich ja auch in # 312 zum Ausdruck brachte.  

06.02.19 14:46
1

23965 Postings, 8412 Tage lehnaAmbivalent ist kritisch, ok

Sollte diese Frau jemals hier was zu melden haben, dann Gute Nacht.
Früher hing bei Sarah der Ulbricht in der Bude-- heute dürfte Che von der Wand lächeln.
Durch ihr telegenes Auftreten kann sie natürlich jede Menge Schwärmer einfangen- das ist die Gefahr...
 

06.02.19 15:00
2

110916 Postings, 9023 Tage Katjuschagenau nopanic, Integrationsbringschuld

Also ich les davon hauptsächlich nur im Zusammenhang mit Deutschtürken und anderen Ausländern, die sich doch bitte integrieren sollen. Das die deutsche Politik da 30 Jahre lang geschlafen hat, ist doch kaum Thema.

Im übrigen bitte nicht immer Selbstgeißelung! Niemand behauptet, irgendwelche Einzelpersonen wie du hätten eine Integrationsbringschuld. Eher ist es doch umgekehrt, wie dein Posting ja beweist, da du ja offensichtlich denjenigen vorwirfst, sie würden sich nicht integrieren, bei denen du arbeitest.

Mal abgesehen davon. Also ich hab im Ausland in keiner Parallelgesellschaft gelebt, aber dort trotzdem deutsch gesprochen und wenn möglich deutsches Radio gehört. Halte ich für normal. Hauptsache man kann nach einer Weile die Sprache des Landes, in dem man lebt, um sich im Alltag zurecht zu finden. Was man zuhause spricht und hört, sollte jedem selbst überlassen sein. Zumal ich davon ausgehe, dass es auch mindestens 50% der Deutschtürken weitestgehend im Freundeskreis deutsch sprechen. das man zuhause mit den Eltern, die vielleicht schlechter deutsch sprechen, eher türkisch spricht, find ich logisch. Würde es mir aber natürlich anders wünschen.
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06.02.19 15:12

5399 Postings, 5009 Tage toni1111@ lehna

bist du sicher das sie nicht die Sarah mit der Merkel verwechseln?

von Merkel liest man nichts in der Propaganda der ÖRR , sie muss ja eine muster Schülerin und sehr systemkonform gewesen sein, sie hat ja da studiert.

was Sarah aus bekannten gründen nicht hat.
ist doch komisch nee?    

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