Über das Raucherentwöhnungsmittel, das als Champix auf den Markt kommen soll, hab ich hier schon zig mal geschrieben. Es ist eins der sechs Mittel, die bis zum Sommer kommen. Zwei hatten wir dieser Tage schon (Exubera, Sutent). Kommen also noch Champix und drei weitere. Exubera und Champix sind dabei die wohl interessantesten.
Ein (reicher) Freund von mir, dem ich Pfizer bei 18 Euro als Langfristanlage empfohlen hatte und der sechsstellig dabei ist, sieht nach den von mir vorgetragenen Bedenken (Zocor-Konkurrenz für Lipitor ab Juni) keinen Grund, aus Pfizer auszusteigen. Er lebt von seinen Kapitalerträgen, und die 4,5 % Zinsen auf Pfizer (die sich bei seinem Einstieg zu 18 ergeben), sind für ihn an sich schon interessant genug. (Wo bekommt man sonst soviel Zinsen?). Er würde seine Pfizer allerdings auch dann nicht verkaufen, wenn sie im Herbst nach einer Gewinnwarnung wegen Lipitor auf 16 Euro fielen - die Dividenden-Rendite ändert sich dadurch ja nicht, da die Dividende selbst bei Umsatzrückgängen von Lipitor um die Hälfte noch durch die Gewinne abgesichert wäre. Wer so an Pfizer rangeht, kann die Aktie wirklich lange halten.
Für Trader hingegen ist es interessanter, bei Erreichen (vermuteter) charttechnischer Widerstände rauszugehen und erst nach stärkeren Rückschlägen (so sie denn kommen) wieder reinzugehen. Sollten die Rückschläge NICHT kommen, ist das auch kein Problem, weil es Tausende Aktien gibt, unter denen man wählen kann. Und es gibt immer welche, die gerade wegen irgendwelcher Probleme (ungerechtfertigt tief) im Keller sind.
Für mich wäre z. B. TUI interessant, wenn nach einem Bombenattentat wie auf Dscherba mal wieder Massen-Stornierungen kämen oder wegen SARS oder Vogelgrippe Panik aufkäme. Intel ist ab 20 Dollar interessant, weil die eine interessante Prozessor-Pipeline (in 65-nm Technik) haben und damit vom Erzrivalen AMD Marktanteile zurückerobern dürften. Headwaters, die trotz 100 % Gewinnsteigerung gerade korrigieren, ist nach Bodenbildung interessant (siehe mein Thread). Nach einem Börseneinbruch ist fast alles interessant, insbesondere Banken und Versicherungen, aber auch Index-(Hebel)-Papiere. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.
Als Trader kann man in Sondersituationen nach starken Rückschlägen relativ schnell viel Geld einsammeln (z. B. der 20 %-Anstieg von Pfizer seit Dezember). Nach diesen Anstiegen geht es dann meist nicht so zügig weiter. Geht es also nicht nur um die absolute Gewinnhöhe, sondern um "hohe Gewinne pro Zeiteinheit", ist das Traden nach meiner Erfahrung einträglicher. Wenn ich Aktien als langfristige Investition (zum Halten) empfehle, ist es kein Widerspruch, wenn ich als Trader aussteige. Mein Freund wird mit meinem Tipp gut fahren, ich selber hab andere Strategien. Kein Problem, finde ich.
Rechnerisch: 5 x 20 % im Jahr ist äquivalent zu 1 x 100 %. Die ersten 20 % sind nach steilen Abstürzen in der Vergangenheit aber meist problemloser zu erzielen als die dann (zu 100 %) noch fehlenden 80 %.
Letztlich ist es für die persönliche Rendite völlig wurscht, ob man Pfizer, Intel, TUI, Jenoptik, Medion, Gold, Öl-Futures, Schweinbäuche oder japanische Yen tradet. Es muss nur steigen - und zwar möglichst schnell. Ich hab zu Pfizer keine persönliche Bindung. Zu Schweinbäuchen auch nicht.
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