die Frage stellt sich tatsächlich, zuvor wie auch jetzt noch: Warum ließ und lässt Porsche das zu? Die Antwort der meisten Medien dazu war völlig idiotisch, diese Fokussierung auf die Verschuldung machte vor einem Jahr und vor zwei Jahren keinen Sinn und macht heute genauso wenig Sinn. Jeder gute Spekulant hätte einen Teil der VW-Aktien mit einem horrenden Gewinn verkauft und wäre sofort vom dicken Minus ins noch dickere Plus gekommen. Offensichlich wollten die Familien aber nicht verkaufen und nutzten die Situation vielmehr dazu, einen Machtkampf zu ihren Gunsten zu entscheiden. So weit, so schlecht, aber das ist nun ja schon gegessen. Inwieweit heute eine Verschmelzung noch Sinn macht, ist eine andere Frage. Die Familien haben die Kontrolle über VW bereits, mehr Kontrolle ist nicht drin. Abgesahnt haben Sie auch. Mission accomplished. Deshalb denke ich nicht, dass eine weitere Plünderung der eigenen Aktionäre (Porsche) auf der Agenda steht, warum auch? Aus reinem Sadismus? Logisch wäre es aus meiner Sicht, dass man nun wieder das Image verbessern möchte, nicht zuletzt bei den eigenen Aktionären. Vor der KE sowieso, wobei sich hier die Frage stellt, ob die KE möglicherweise in viel geringerem Umfang durchgeführt wird, da die Kriegskasse allmählich wieder voller wird und sich die Perspektiven stark verbessert haben. Und wenn man sich VW anschaut: Der Kurs hat unter der KE nur sehr kurz gelitten und ist heute viel höher als zuvor. Die Antwort des Porsche-IR-Fritzen sollte man nicht überinterpretieren (weder positiv und schong gar nicht negativ), das war ein Standardschreiben nach heutigem Stand. Fazit: Die Porsche-Aktie stand vor zwei Jahren höher als heute, auch damals schien sie stark unterbewertet, weil der VW-Anteil nicht bei der Bewertung berücksichtigt wurde. Damals galt aber der Kurs von VW als extrem überhöht (zurecht), die Risiken der Fusion (Beherrschungsvertrag) wurden wegen des Machtkampfs und des Kapitalbedarfs unter den besonderen Bedingungen der Finanzkrise und der Spannungen zwischen Porsche und den Banken als hoch eingeschätzt (zurecht), das Fallen des VW-Gesetzes galt trotz der offensichtlichen Verletzung des EU-Rechts als fragwürdig (zurecht), weil Niedersachsen über die Politik massiv Einfluss nahm. Außerdem war das Kerngeschäft von Porsche und der ganzen Branche im freien Fall, was gegen die Aktie sprach (zurecht). Die Börse hatte also recht mit ihrer Skepsis gegenüber den Porsche-Plänen. Aber der Wahnsinn war ja, dass die Aktie gar nicht soviel verloren hat danach, als wirklich alles den Bach runter ging. Das alles war offensichtlich schon eingepreist! Und heute? Der Kurs ist nicht weit von den Tiefstständen (und die kamen durch das Wahrwerden des worst case scenario!) entfernt, die Skepsis der Märkte ist geblieben... und die Lage? 1. VW-Kurs ist nicht mehr überhöht, Abschreibungen und Buchverluste werden von Buchgewinnen abgelöst. 2. Das Kerngeschäft brummt. 3. Die Streitereien sind weitgehend geklärt, das VW-Gesetz überhaupt kein Thema mehr. 4. Die Banken hofieren Porsche und VW wieder. Geblieben ist die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Fusion und ein paar wenig aussichtsreiche Klagen. Jeder kann nun selbst die Schlussfolgerungen daraus ziehen, ob der Kurs mittelfristig eher steigen oder fallen wird. Rechtfertigt das immer noch eine Bewertung nach dem worst case? |