der gute Herr Professor Weimann erzählt ziemlich viel Halbwissen.
Seine Aussage, dass Dtl. einen Sonderweg geht, ist schlichtweg falsch. Klimasubventionen gibt es auch in anderen Ländern, u.a. in Ländern wie China noch sehr viel mehr als in Dtl.
Auch falsch ist seine Rechnung mit der PV-Anlage. Laut seiner Aussage hat das sogar zu mehr CO2 geführt, weil das CO2 für die Produktion aufgewendet werden musste. Prinzipiell finde ich die Ausweitung des CO2-Emissionsrechtehandels gut und richtig, doch lässt er sich der genannten Schwierigkeiten eben nicht als Allheilmittel verwenden. Nicht grundlos konnte der Emissionshandel eben nicht ausgeweitet werden, weil sich die Umsetzung in der Praxis schwierig bis unlösbar gestaltet.
Was mir aber gar nicht gefällt ist die Schlampigkeit seiner getätigten Aussagen. Das lässt meiner Meinung nach leider eine ideologische Motivation vermuten, bei der er sich die Sache zurechtlegt, wie er es braucht.
Hier einige Beispiele:
Seine Aussage, dass die PV-Anlage durch die Produktion in China mehr CO2 erzeugt, finde ich sehr fraglich. Denn richtig wäre, dass die Anlage über die Jahre deutlich mehr CO2 einspart als sie bei der Produktion erzeugte. Genau darum geht es. Seine Schlussfolgerung aber ist, dass die Einsparung von Öl an anderer Stelle zu einem Mehrverbrauch führte. D.h. was er damit indirekt sagen will ist, dass wir in Dtl. lieber mehr Öl verbrauchen solle, damit sich Indien & Co. weniger Öl leisten können, sich das System quasi selbst reguliert. All das soll dann günstiger sein als all die Klimasubventionen. Doch auch diese Rechnung ist eine Milchmädchenrechnung, denn wenn wir die Klimasubventionen streichen und jeder konsumiert und z.B. Gas und Öl verbrennt wie er lustig ist, dann steigt die Nachfrage nach Öl und Gas und die Preise steigen. Wohin das führen kann, haben wir 2022 eindrucksvoll sehen können. Es hatte das Potenzial, Millionen Haushalte und viele Unternehmen in den Ruin treiben zu können. Dass das nicht passiert ist, ist eben den Klimasubventionen zu verdanken. D.h. wenn man sich die Klimasubventionen spart, zahlt man dann eben bedingt einer höheren Nachfrage höhere Energiepreise, so dass die Einsparungen, die der Herr hier propagiert, unrealistisch sind bzw. davon aufgefressen werden. Ohne die vielen Windräder und PV-Anlagen hätten wir in der Energiekrise sehr viel mehr Gas und Kohle aufwenden müssen, hätte vor allem die Industrie noch sehr gelitten.
Auch seine Aussage, dass diese PV-Module in China zu 80% mit Kohlestrom produziert werden, ist falsch. Der Anteil lag 2022 bei 66,5% ( https://www.gtai.de/de/trade/china/specials/...baren-energien--829268 ). Auch das zeigt die Schlampigkeit seiner Analyse, seiner Schnellschüsse.
Eine weitere Aussage, dass wenn wir weniger Öl in Dtl. verbrauchen, dafür Andere mehr verbrauchen. Er behauptet, dass das Absenken ohnehin nur in Europa funktioniert hat. Auch das ist leider faktisch nicht haltbar. Selbst beim größten Klimasünder USA sinkt der Ölverbrauch seit Anfang der 2000er-Jahre. Das gilt für alle anderen westlichen weitentwickelten Industrienationen. Auch das zeigt leider wieder seine Schlampigkeit.
Sein Alternativvorschlag ist die Regelung über einen CO2 Emissionshandel, den man quasi auf Alles ausweiten solle. Damit könne man dann fliegen wohin man will und kaufen was man will.
Da könnte ich jetzt das Totschlagargument bringen, dass das nur funktioniert, wenn die ganze Welt mitmacht und der Effekt verpufft, wenn das nur Europa macht.
Aber das größere Problem und die Schwachstelle beim Emissionshandel ist, dass CO2-Emissionen an vielen Stellen nur sehr vage geschätzt werden können. Es ist einfach, den CO2 Ausstoß eines Kraftwerks zu bestimmen, weil man hier relativ genau weiß, wie viel Kohle verbrannt wurde. Anders gestaltet es sich, wenn ich z.B. eine Bohrmaschine kaufe. Wie viel CO2 hierfür aufgewandt wurde, lässt sich nur sehr grob schätzen, da man die Herstellungsverfahren nicht genau kennt. Ist die Bohrmaschine in Asien gefertigt worden, dann gestaltet sich das noch viel schwieriger. Auch das Plastikspielzeug, Made in China, verursachte CO2. Auch hier lässt sich der CO2-Fußabdruck nur sehr vage bestimmen.
Und immer wenn sich etwas nur sehr vage bestimmen lässt, lädt es zu Trickerseien ein, wird Lobbiismus dazu führen, dass der CO2-Fußabdruck sehr optimistisch geschätzt wird. D.h. für die Bohrmaschine werden dann eben nur 50% oder weniger an CO2 angerechnet.
Die EU würde dann Zertifikate in Höhe von z.B. 100mio.T CO2 bereitstellen, doch im Endergebnis würde durch Trickerseien der Ausstoß nur auf dem Papier sinken, die Konzentration in der Atmosphäre dennoch weiter, wahrscheinlich sogar schneller steigen.
Ferner würde es wahrscheinlich zu einer Reihe von juristischen Prozessen führen, weil der Hersteller sein Produkt benachteiligt sieht. Kommt es zu Krisen, ist es ein Leichtes, ein solches System einfach auszusetzen, womit der Mechanismus verpufft.
Am Ende ist und bleibt die subventionierte PV-Anlage, welche das Kohlekraftwerk ersetzt, etwas Handfestes. Und solange wir in Dtl. pro Kopf weit über dem globalen Durchschnitt liegen, sollten wir nicht auf Andere schauen, sondern erstmal vor unserer eigenen Tür kehren.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/...ndern-je-einwohner/ |