Der Spekulant, Interview mit Rainer Jacken, 07.12.2005:
3. Gute Fluxx-Quartalszahlen Links + Quartalszahlen im Plan + Sportwetten auf Lotto-Terminals? + Kursziel 14 Euro (aktuell 8,04 Euro)
Die September-Quartalszahlen des Lotto-Vermittlers Fluxx (WKN 576350, Ticker FXX, ISIN DE0005763502) bestätigten die gute Unternehmensentwicklung. Der Bruttoumsatz lag bei 25,0 Mio. Euro (Q3/2004: 22,2 Mio. Euro), der Nettoumsatz bei 5,3 Mio. Euro (4,3 Mio. Euro), das EBITDA bei 1,4 Mio. Euro (0,8 Mio. Euro) und das Nettoergebnis bei 467.000 Euro nach 414.000 Euro in der Vorjahresperiode. Damit entwickelt sich das 'alte' Geschäft der Online-Vermittlung von 'Lotto 6 aus 49' nach Plan. Da im Q3 keine nennenswerten Jackpots ausgespielt wurden, fehlten somit auch externe Impulse..
Aus unserer Sicht besonders spannend ist die Zukunft der Firma, die durch den stationären Lotto-Vertrieb geprägt sein wird. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass Fluxx sich eine goldene Nase verdienen wird mit dem Verkauf von Lottoscheinen in Supermärkten, an Tankstellen und an anderen hochfrequentierten Orten. Derzeit wird fast 90 % des Lotto-Umsatzes über die rund 26.000 Lottoannahmestellen in Kiosken abgewickelt. Gerade Nichtraucher, die nicht zu den Dauerlottospielern zählen, kann Fluxx mit seinem Angebot ansprechen. Wir schätzen, dass dieses Geschäftsmodell in einigen Jahren 10-20 % des gesamten deutschen Lotto-Umsatzes ausmachen kann. Wesentlich zurückhaltender sind die Einschätzungen von Analysten wie SES Research. Diese erwarten zwar auch einen erheblichen Marktanteil, allerdings das dauert noch eine Weile. So erwartet SES für 2007 erst einen Marktanteil von 2,9 %, für 2008 einen von 4,0 % und für 2009 einen von 6,5 %.
Damit sind wir beim derzeitigen Problem der Fluxx-Aktie angekommen: Die Supermarkt-Expansion dauert. Fluxx meldet, dass die Firma in den nächsten zwei Jahren 2.000 Supermärkte, Tankstellen und andere Einzelhändler mit Lotto-Terminals ausstatten möchte und dass bereits die ersten 1.000 Terminals bestellt wurden. Die Auslieferung dieser Terminals soll demnächst beginnen und im ersten Halbjahr 2006 abgeschlossen sein. Obwohl die Produktion der Geräte und Arbeiten wie das Aufstellen und Warten der Terminals ausgelagert wurden, dauert es einfach seine Zeit. Im unten stehenden Interview mit dem Vorstand finden Sie wahrscheinlich einige Antworten zu den Fragen, die Sie sich jetzt wohl gerade stellen.
Hier die aktuellen Gewinnschätzungen von SES Research. Die Analysten haben wegen der langsamer als erhofften Supermarkt-Expansion Umsatz- und Ergebnisprognosen leicht reduziert, allerdings ihr Kursziel von 11 Euro auf 11,90 Euro erhöht sowie die Aktie von 'Marketperformer' auf 'Outperformer' aufgestuft. First Berlin Research hat übrigens nach den Quartalszahlen die 2006er und 2007er Schätzungen beibehalten und stuft die Aktie weiterhin mit Kursziel 13,30 Euro mit 'Kaufen' ein.
Sportwetten auf den Lotto-Terminals?
Auf einer Investorenkonferenz berichtete uns Finanzvorstand Stefan Hänel von einer interessanten Idee, die man bei Fluxx derzeit durchplant. Fluxx könnte über die 'Vertriebsstruktur' der Lotto-Terminals nicht nur Lotto verkaufen, sondern auch andere Produkte mit guter Gewinnmarge. Etwa am Tag eines Deutschland-Fussball-Länderspieles würde sich eine Sportwette auf dieses Spiel anbieten. Sollte dieses Produkt rechtzeitig marktreif sein, könnte Fluxx bereits während der Fussball-Weltmeisterschaft (9.6.-9.7.2006) zusätzliche Einnahmen erwirtschaften.
Fazit
Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Fluxx-Aktie mittelfristig unser Kursziel von 14 Euro erreichen wird. Kurzfristig war die Aktie zuletzt kontinuierlich unter Druck. Dies konnte man speziell bei zwei Ereignissen beobachten. Als Fluxx am 3.11. und 8.11. die (positiven) Kooperationen mit dem Ölkonzern Orlen und dem Fernsehsender Premiere meldete, brachte dies nicht Kursanstiege, die man angesichts dieser Meldungen hätte erwarten können. Ein klares technisches Schwächezeichen, das sich weiter bestätigt hat, wie man dem im Tief bis auf 7 Euro abgerutschten Kurs entnehmen kann. Insofern war es gut, dass wir bei 9 Euro einen Stoppkurs gesetzt hatten und damit mit den beiden Fluxx-Positionen einen Gewinn von +239 % bzw. +13 % realisiert hatten.
Wir werden Fluxx weiter fest im Auge behalten und über News berichten. Wir werden die Aktie vermutlich auch wieder einmal ins Musterdepot aufnehmen, wollen aber im Moment abwarten, wo sich die Aktie einpendelt. Basierend auf den derzeitigen Analystenschätzungen von ca. 0,30 Euro Gewinn/Aktie in 2006 und etwa 0,60 Euro Gewinn/Aktie in 2007 würden wir die Aktie bei einer Schwäche auf einem Niveau von 6/7 Euro wieder für unser Musterdepot kaufen. Fluxx Homepage
Aktuelle Fluxx Nachrichten
Xetra-Orderbuch von Fluxx
4. Frage an Fluxx-Vorstand: Wie geht's weiter? Links Vielen Aktionären geht der Aufbau der Lotto-Terminals in den Supermärkten langsamer voran als erhofft. Deshalb gibt es auch eine Konsolidierung beim Aktienkurs. Wir haben deshalb den Vorstandsvorsitzenden und Firmengründer von Fluxx, Rainer Jacken, zu den aktuellen und zukünftigen Entwicklungen befragt.
DER SPEKULANT: Herr Jacken, Sie besitzen mit dem künftigen Angebot von 'Lotto 6 aus 49' in Supermärkten und Tankstellen ein hochinteressantes Produkt. An wie vielen Supermärkten und Tankstellen ist dieses bereits im Einsatz und wann erwarten Sie die erste grössere Lieferung von Geräten? Wie viele sollen wie schnell aufgestellt werden?
RAINER JACKEN: Wir haben die Testphase mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Hierbei ging es im Wesentlichen darum, die Technik und die Prozesse auf Herz und Nieren zu testen und zu optimieren sowie geeignete Verkaufsförderungsmassnahmen zu identifizieren. Innerhalb der Pilotphase haben wir sukzessive weitere Terminals installiert; wir können aber sicherlich noch von keiner signifikanten Menge sprechen.
Parallel haben wir uns intensiv mit dem Aufbau der Organisation für unser Direkt-Lotto-Projekt befasst. Mit Jan-Schmidt Wussow haben wir einen sehr erfahrenen Leiter für diese Unit gefunden, der die Einzelhandelswelt aus dem Effeff kennt und herausragende Marketingexpertise für dieses Segment mitbringt.
Im August haben wir - nachdem die ersten Testergebnisse unsere Erwartungen bestätigen konnten und wir die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Roll-outs erfolgreich abgeschlossen haben - die ersten 1.000 Terminals bei unserem Lieferanten KEBA in Österreich in Auftrag gegeben. Die ersten Geräte werden in diesen Tagen geliefert. Unser Logistikpartner Bechtle wird dann mit der Ausrüstung der ersten Standorte beginnen.
DER SPEKULANT: Sie haben kürzlich eine Kooperation mit dem Mineralölkonzern ORLEN veröffentlicht. Die Polen betreiben in Deutschland rund 500 Tankstellen, an denen das von Fluxx vermittelte 'Lotto 6 aus 49' angeboten werden soll. Das macht 500 neue Terminals oder ist es bei manchen Tankstellen vielleicht sinnvoll, ein zweites Terminal aufzustellen?
RAINER JACKEN: Das ist ja gerade das Interessante bei Tankstellen: In der Regel haben die Stationen ein oder zwei Kassen. Ein Terminal kann von beiden Kassen aus bedient werden, davor - also für den Kunden sichtbar - wird der Lottoschein-Dispenser mit dem Monitor platziert. Der Kunde wird also unweigerlich auf unser Angebot stossen. Damit erhöht sich natürlich die Ausschöpfung pro Terminal, die für uns eine ganz wesentliche Grösse im Businessplan ist.
DER SPEKULANT: Sie haben gemeldet, dass Sie bislang 1.000 Terminals bestellt haben. Wäre es nicht sinnvoll, 'auf Verdacht' gleich weitere 1.000, 2.000 oder 5.000 Geräte zu bestellen, damit diese im Rahmen weiterer Kooperationen aufgestellt werden? Die Zeit zwischen Bestellung und Aufstellung eines Terminals beträgt ja etwa ein halbes Jahr.
RAINER JACKEN: Für uns steht momentan der Vertrieb an erster Stelle und wir schauen uns unsere potenziellen Partner sehr genau an, ob sie zu unserem Modell passen. Wir werden dieses neue Geschäftsfeld strukturiert, Schritt für Schritt aufbauen. Weitere Vorabbestellungen von Terminals, die wir jetzt noch nicht installieren können, würden überdies zu einer zu hohen Kapitalbindung ohne adäquate Verzinsung führen.
DER SPEKULANT: Wir wären davon ausgegangen, dass es nach einem (erfolgreichen) Testlauf bei EDEKA Nord rasch zu Vereinbarungen mit anderen EDEKA-Gesellschaften kommt. Warum gibt es noch keine Verträge mit weiteren Supermarkt-Ketten?
RAINER JACKEN: Wir stehen mittlerweile mit vielen Einzelhandelsketten in intensivem Kontakt. Aber wie gesagt, wir schauen uns unsere Partner sehr genau an und loten aus, welche Struktur sich mit unseren Vorstellungen und den regionalen Marktgegebenheiten verträgt.
DER SPEKULANT: Sie konnten mit dem Fernsehsender Premiere eine Kooperation abschliessen. Was genau ist geplant?
RAINER JACKEN: Die Kooperation mit Premiere ist das bislang noch fehlende Glied in unserer Vertriebsstrategie, die im Kern vorsieht, über etablierte Partner mit umfangreichen Endkundenbeziehungen das bekannte Produkt Lotto zu vermitteln. Wir sind gross geworden mit der Online-Vermittlung, haben ein erfolgreiches Tippgemeinschaftsprodukt im Direktvertrieb und haben vor kurzem mit Lotto im Supermarkt den stationären Vertrieb initiiert. Was fehlte, war ein starker Partner, mit dem wir das Medium TV als Plattform für die Vermarktung unserer Produkte nutzen können. Wir halten Premiere für den bestmöglichen Partner in diesem Umfeld, da hier bereits das Konzept 'Zuschauer zu Kunden machen' bestens funktioniert und Premiere als zukünftiger Player im Glücksspielmarkt exzellent positioniert ist.
Zunächst werden wir im Dezember mit der Vermarktung von Tippgemeinschaften über den neuen Sender PREMIERE WIN starten. Anfang nächsten Jahres folgt dann die Online-Glücksspiel-Plattform für PREMIERE WIN, auf der wir unsere gesamte Lotto-Produktpalette anbieten werden. Weitere Felder der Zusammenarbeit sind angedacht, allerdings noch nicht spruchreif.
DER SPEKULANT: Sie haben eine Mehrheitsbeteiligung an der spanischen DigiDis Digital Distribution Management S.L. erworben. Wie ist die Strategie in Spanien? Sie planen über die spanische Tochter dann auch den Einstieg in Italien bzw. in andere Märkte. Können Sie uns dies auch näher skizzieren?
RAINER JACKEN: Spanien - genauso wie Italien - sind ideale Zielmärkte für unser Business-to-Business-Modell, in dem wir unsere Produkte und Dienstleistungen anderen Unternehmen zur Verfügung stellen, die bereits über umfangreiche Endkundenbeziehungen verfügen. Der spanische e-Commerce-Markt ist im Vergleich zu Deutschland noch deutlich unterentwickelt und bietet noch erhebliches Potenzial. Und Spanien und Italien sind mit einem jährlichen Umsatzvolumen von 11,4 bzw. 14,9 Mrd. Euro die grössten Lottoländer in Europa.
Mit DigiDis haben wir ein Unternehmen akquiriert, dessen Management die Gepflogenheiten der südeuropäischen und lateinamerikanischen Lotteriemärkte bestens versteht. Anders als in Deutschland haben die spanischen Lottospieler zum Beispiel viel mehr Vertrauen zu den grossen Lottoannahmestellen als zu gewerblichen Vermittlern. Unsere neuen spanischen Kollegen müssen dies wissen, schliesslich waren sie als Geschäftsführer federführend beim Aufbau der Tipp24-Tochter ventura24.
Unser erstes gemeinsames Projekt ist die Überarbeitung der Seite 'www.loterias.com', das spanische Pendant zur deutschen 'lotto.de'-Domain. Hier bieten wir in Kooperation mit einem Partner zunächst die beliebte spanische Weihnachtslotterie 'El Gordo' an. Das Businessmodell ist identisch mit unserem in Deutschland: Neben Vermittlungsprovisionen, die wir von der Lotterie erhalten, erheben wir Handlinggebühren vom Kunden, so dass wir in der Summe eine attraktive Marge auf die vermittelten Spieleinsätze erzielen, die wir dann mit dem Partner teilen.
Unser Ziel ist es, weitere grosse Lotterie- und Onlineportal-Partner in Spanien zu gewinnen und dieses Modell von Spanien aus in weitere Länder zu transferieren.
DER SPEKULANT: Stichwort Sportwetten. Glauben Sie, dass es noch rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft eine Liberalisierung in Deutschland geben wird? Wie sind Ihre Pläne?
RAINER JACKEN: Wir glauben nicht, dass die Glücksspielwelt in Deutschland in einem halben Jahr komplett anders aussehen wird. Wir denken aber schon, dass sich das Bundesverfassungsgericht, das sich Anfang November in einer ersten Anhörung ein klareres Bild über die momentanen Missstände machen konnte, noch vor der WM zu Wort melden wird. Die Branche rechnet mit einer Urteilsverkündung zum aktuell verhandelten Fall im Frühjahr 2006.
Natürlich würden wir uns über liberalere Marktbedingungen freuen und wir halten diese im europäischen Kontext auch für unausweichlich. Auf der anderen Seite sind wir als Vermittler von staatlich lizenzierten Glücksspielen in Deutschland sehr gut positioniert. Auf Basis unserer europäischen Sportwettlizenzen könnten wir aber schon heute jederzeit unsere marktreife Sportwetten-Plattform live schalten. Und wir werden dies auch unabhängig vom Urteil des Bundesverfassungsgerichts tun. Solange die rechtliche Lage in Deutschland noch unklar ist, werden wir dieses Angebot nur noch nicht in Deutschland vermarkten.
DER SPEKULANT: Ihr deutscher Mitbewerber, Tipp24, ist seit kurzem auch börsennotiert. Sehen Sie dies als eher positiv oder negativ für Fluxx bzw. die Fluxx-Aktie?
RAINER JACKEN: Grundsätzlich begrüssen wir es, dass einer unserer Hauptwettbewerber in Deutschland nun auch an der Börse ist, weil dies die Transparenz deutlich erhöht. Der Finanzmarkt kann Marktwachstum, Margensituationen sowie wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen besser einschätzen. Allerdings warnen wir davor, FLUXX direkt mit Tipp24 zu vergleichen. Das Kerngeschäft, also die Online-Vermittlung von Lotto und Oddset, sind zwar sicherlich vergleichbar. Aber in der Strategie und in der zukünftigen Ausrichtung unterscheiden wir uns erheblich. Insbesondere unser breiter Vertriebsansatz jenseits des Internets - also Direktvertrieb von Tippgemeinschaften, Lotto im Supermarkt - und das grössere Produktangebot bieten uns und unseren Investoren deutlich höhere Wachstumschancen.
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