"wenn jemand privat und im stillen Kämmerchen raucht, ist mit das egal. ... Wenn er aber mich (!) vollqualmt ist das nicht mehr seine Freiheit, sondern eine Einschränkung meiner Freiheit. Und dagegen habe ich etwas."
Im Prinzip einverstanden. Klar sollte man möglichst niemand anderem schaden.
Allerdings wäre es dann auch nicht mehr unproblematisch, falls ein BEV inklusive Herstellung und Verschrottung ein Umweltproblem wäre. Oder falls du Ski oder Motorrad fährst, und ich deine vorzeitige Invalidität finanzieren muss. Oder wenn Musk auf ein Steak nach NY fliegt.
Vorsicht also. Mit deiner primitiven Argumentation kann man praktisch alles verbieten. Weil praktisch alles was wir tun, jemand anderem schadet, wenn wir nur lange genug danach suchen. Auch wenn wir nur Musik spielen, auf dem Balkon grillen oder im Wald spazieren gehen. Hast du dir schon mal konkret vorgestellt, wie viele Lebewesen, Pflanzen und Tiere wir mit jedem Schritt in der Natur umbringen? Oder gar du mit deiner Radfahrerei (Ich nehme an, dass du nicht bevorzugt auf asphaltierten Ausfahrtstraßen Rad fährst, sondern irgendwo in der Natur oder wenigstens Nebenwegen).
Vor gut 25 Jahren habe ich mal mit meinen Reitern einen jahrelangen Verwaltungsgerichtsprozess wegen Reitverboten geführt. Unglaublich mühsam und teuer. Aber schließlich gewonnen. Weil Behörden, Bauern, Jäger und Naturschützer was gegen reiten in der Natur hatten. Die Behörden waren simple Dorf-Schultes (Bürgermeister auf Hochdeutsch), die uralte Rechnungen mit dem Reiterhofbesitzer und den Generationen vor ihm austrugen. Die Bauern waren einfach so gegen uns, weil sie Reiter an ihr früheres Sklavendasein erinnerten, und in der Tat ab und zu mal tatsächlich ein Pferd vor Schreck zwei Sprünge in ein Feld macht. Die Jäger, weil wir angeblich ihre Rehe und Wildschweine aufscheuchen, und sie sie dann nicht mehr so einfach abknallen können. Die Naturschützer - ganz besonders absurd -, weil wir angeblich bevorzugt auf ihren heiß erkämpften 30cm-Ackerstreifen reiten und dort Wildblumen und Insekten zertreten.
Letztere, die Naturschützer, waren die härteste Klientel, weil die ideologisch beseelt waren und glaubten, irgendwie die Welt, also ihre Wildblumen und Insekten, retten zu müssen. Mit allen anderen konnte man vernünftig reden. Ein Bier mit den Schultes, ein überzeugendes Wegekonzept, eigene Leistung zum Unterhalt der Wege, Entschädigungen für die Bauern. Jäger eher unbedeutend. Mit den Ideologen/Naturschützern aber völlig aussichtslos. Weil beseelte, vollkommen blinde Ideologen.
Letztlich hat das Gericht kühl entschieden, dass Reiten in DE seit Jahrhunderten überall frei ist bis auf begründete Ausnahmen. Punkt.
Was lernen wir daraus? Dass Ideologien aller Art das Letzte sind, was wir brauchen. Sondern dass es um einen vernünftigen Interessenausgleich geht.
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