United Internet mischt den DSL-Markt auf
Erwerb von 20 Prozent an Versatel - "Strategische Positionierung" - Apax prüft "Optionen" - Aktien von Freenet und Drillisch unter Druck hei Frankfurt - United Internet steigt mit 20 % beim Telekom-Anbieter Versatel ein und heizt damit die Konsolidierung des heiß umkämpften DSL-Marktes weiter an. Zugleich hält sich der Internet-Konzern "alle Optionen offen", auch das Engagement bei Freenet weiter auszubauen, obwohl die gemeinsam mit Drillisch kontrollierte Holding MSP ihren Call auf das Vatas-Paket an Freenet verfallen lässt.
Die Aktien von Freenet und Drillisch gerieten daraufhin unter Druck. Freenet büßten 2,4 % auf 15,62 Euro ein, Drillisch gaben 3,4 % auf 6,05 Euro nach. United Internet teilte mit, man verfolge "mit der Beteiligung eine strategische Positionierung im Rahmen der erwarteten weiteren Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes". Das Unternehmen zahlte im Durchschnitt 14,46 Euro je Versatel-Aktie, insgesamt 127 Mill. Euro, und behielt sich eine weitere Aufstockung vor. Versatel-Titel haussierten daraufhin in der Spitze mit knapp 20 % auf 24,61 Euro. Dem Vernehmen nach hat United Internet bis zu 20 Euro je Aktie gezahlt.
Analysten halten daher ein Angebot an die außenstehenden Versatel-Aktionäre vorläufig für unwahrscheinlich, weil United Internet diesen nicht den Durchschnittspreis, sondern den gezahlten Höchstpreis bieten müsse. Ein Erwerb von Versatel biete für United Internet zudem kaum Synergien, so dass sich kein hoher Kaufpreis rechtfertigen lassen. Trotz Abbruch der Gespräche zwischen Freenet und United Internet gilt der Service-Provider weiterhin als vorrangiges Ziel von United Internet. Die UI-Aktie kletterte 2,7 % auf 15,80 Euro.
Dafür spricht, dass das Unternehmen seine Interessen in der gemeinsam mit Drillisch kontrollierten Holding MSP weiterverfolgt. Deren direkter Anteil an Freenet steigt sogar auf 10 %, nachdem Drillisch seine restlichen 4 % noch eingebracht hat. Zuvor hatte sich United Internet mit 10 % an Drillisch beteiligt und damit die finanzielle Position des Unternehmens, das die Mobilfunkaktivitäten von Freenet erwerben will, weiter gestärkt. Die jüngst abgeschlossene Kapitalerhöhung von Drillisch war mit einem Erlös von 106 Mill. Euro unter den Erwartungen geblieben. Dabei spielte auch eine Rolle, dass der Drillisch-Kurs kurz vor Festsetzung des Bezugspreises unter Druck geraten war, nachdem United Internet die gerade verkündeten Kooperationgespräche mit Freenet zum Erwerb des DSL-Geschäfts - und damit die Aufspaltung des Konzerns - wieder abgebrochen und somit den schon sicher geglaubten Deal abgeblasen hatte. Grund waren zu hohe Preisforderungen von Freenet für den von United Internet begehrten DSL-Kundenstamm. Trotzdem glauben Analysten nicht, dass das Tischtuch zwischen United Internet und Freenet zerschnitten ist. Auch wenn zunächst darauf verzichtet wurde, die Beteiligung durch den Erwerb des 18,45 %-Pakets von Vatas auszubauen, dürfte hier noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.
Gespräche ohne Ergebnis
Gleichwohl hat United Internet nun erst einmal bei Versatel Nägel mit Köpfen gemacht. Wie mitgeteilt wurde, gab es bereits vor dem Versatel-IPO und auch danach Verhandlungen mit dem Großaktionär Apax, die jedoch ergebnislos verlaufen seien. Aus Apax-nahen Kreisen heißt es, der Finanzinvestor habe keine Anteile verkauft und prüfe "verschiedene Optionen" für sein Paket. Dazu zähle der Verkauf an einen strategischen Investor, aber auch eine weitere Arrondierung der Beteiligung durch den Erwerb weiterer Stadtnetzbetreiber.
Versatel entstand aus der Zusammenlegung von Stadtnetzbetreibern und ist in zwölf Bundesländern sowie 32 der 50 größten Städte mit eigenem Netz vertreten. Das Unternehmen gilt seit längerem als Übernahmekandidat, umso mehr, als die zu 29 Euro platzierte Aktie zwischenzeitlich auf 10 Euro abgestürzt war. Branchenexperten halten es allerdings für wahrscheinlicher, dass Konkurrenten wie Telef¢nica oder Arcor Versatel erwerben, als dass United Internet zum Zuge kommt. Für den Reseller, der jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag an Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom oder Telef¢nica zahlt, wäre Versatel möglicherweise wegen des hochwertigen Netzes interessant. Dennoch winken alternativen Netzbetreibern höhere Synergien beim Kauf von Versatel. Daher gilt es als wahrscheinlich, dass Telecom Italia bzw. Telef¢nica oder auch Arcor einen höheren Preis für Versatel bieten können.
http://www.boersen-zeitung.com/online/redaktion/aktuell/bz231107.htm |