Einzelhandel baut weitere 30.000 Arbeitsplätze ab
Der klassische Einzelhandel setzte in der ersten Jahreshälfte 174,4 Mrd. Euro um, 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders dramatisch ist die Lage in der Möbelbranche Große Flaute besonders in der Möbelindustrie Foto: dpa Düsseldorf - Der deutsche Einzelhandel wird bis zum Jahresende weitere 30.000 Arbeitsplätze verlieren. "Die Überlebensfähigkeit vieler Betriebe ist nur noch durch Stellenabbau zu sichern", sagte der Präsident des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hermann Franzen. Nach einer Umfrage im Einzelhandel will mehr als jedes vierte Unternehmen Arbeitplätze streichen. Franzen bedauernd: "Wer fünf, zehn oder mehr Prozent an Umsatz verliert, muss seine Kosten drücken, wo er kann."
Nach den Worten Franzens und seines Hauptgeschäftsführers Holger Wenzel muss der Handel "im schwächsten Jahr in der Geschichte" darüber hinaus mit der größten Insolvenzwelle seit Kriegsende rechnen. Selbst Preissenkungen und Rabattaktionen, notwendige Mittel im Überlebenskampf, haben nicht zum erhofften Erfolg geführt. Bis Jahresende rolle eine Pleitewelle ohnegleichen auf den Handel zu. In der ersten Jahreshälfte waren es bereits 4200 Insolvenzen, bis zum Jahresende werden es mehr als 8000 sein. Dazu kämen 16.000 so genannte stille Schließungen als Folge von Problemen mit Alter und Nachfolge, Kreditzusagen und Miethöhe. Ende letzten Jahres gab es noch 430.000 Unternehmen mit 2,83 Millionen Beschäftigten.
Entgegen früheren Befürchtungen hat der Handelsverband seine Frühjahrsumsatzprognose für das Gesamtjahr 2002 nicht korrigiert. Franzen geht weiterhin von einem Umsatzrückgang von nominal 1,8 Prozent, preisbereinigt von 2,75 Prozent (Vorjahr: plus 1,1/minus 0,6 Prozent) auf 373 Mrd. Euro aus. Dem mit minus 1,7 Prozent "günstigeren Juli" scheint die Branche für die nächste Zukunft nicht zu trauen. "Das Loch ist zwar nicht mehr so tief, aber es bleibt doch ein Loch", sagte Franzen. Auch im nächsten Jahr wird es allenfalls zu einem nominalen Plus von einem Prozent kommen, was dann einer realen Null gleichkommt. Selbst in den Jahren 2004 bis 2006 sieht Holger Wenzel nur Wachstumsraten "um ein, vielleicht mal zwei Prozent herum".
Der klassische Einzelhandel setzte in der ersten Jahreshälfte 174,4 Mrd. Euro um, 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Die fehlenden 8,5 Mrd. Euro sind überwiegend gespart worden. Die Flaute hat alle Handelssparten, Größenklassen, Geschäftslagen und fast alle Vertriebsformen betroffen. Nur sieben Prozent aller Betriebe haben nach einer Umfrage Umsatzzuwächse von fünf Prozent und mehr realisiert, darunter vor allem Discounter, aber auch einige Fachgeschäfte. In drei Vierteln aller Betriebe ist im ersten Halbjahr der Umsatz mehr oder minder krass gesunken. Besonders dramatisch ist die Lage in der Möbelbranche. Py.
|