Oslo – Die vermehrte Bildung von Feinstaub und Ozon, zu der es infolge der Emission von Stickoxiden aus Dieselmotoren kommt, verursacht in Europa pro Jahre 10.000 vorzeitige Todesfälle, von denen die Hälfte dem „Dieselgate“ zuzuschreiben sind, also dem Verstoß gegen die Abgasnormen durch leichte Nutzfahrzeuge mit Dieselmotor, deren Stickoxidausstoß im Alltag weit über den Testergebnissen liegt. Zu diesem Ergebnis kommen Modellberechnungen in Environmental Research Letters (2017; 12: 094017).
In Europa gibt es mehr als 100 Millionen Diesel-PKW, doppelt so viele wie im Rest der Welt zusammen. Dies war lange Zeit politisch gewollt, da Dieselmotoren weniger CO2 emittieren als Benzinmotoren. Der Ausstoß von Stickoxiden ist jedoch deutlich höher, so dass heute etwa 40 Prozent aller Stickoxid-Emissionen auf den Straßenverkehr zurückzuführen sind. Ein wesentlicher Anteil davon entfällt auf Diesel-PKW, die im Alltagsbetrieb vier- bis siebenfach mehr Stickoxide emittieren als in den Tests, für die VW (und vielleicht noch andere Hersteller) eine Schummel-Software in ihre PKW eingebaut haben.
Schwierige Auswertung Jan Eiof Jonson vom Meteorologischen Institut Norwegens in Oslo und Mitarbeiter haben jetzt den Versuch unternommen, den Anteil des „Dieselgate“ auf die vorzeitigen Todesfälle zu berechnen. Dies ist kein einfaches Unterfangen. Zum einen müssen meteorologische Daten (zur Stickoxid-Emission) mit den Ergebnissen epidemiologischer Studien (zu den Auswirkungen von Feinstaub und Ozon auf das Sterberisiko) kombiniert werden. Zum anderen sind die direkten Folgen der Stickoxid-Emissionen auf die Gesundheit kaum untersucht. Die Forscher haben sich deshalb auf die gesundheitlichen Folgen von Feinstaub und Ozon beschränkt, deren Bildung durch die Stickoxid-Emissionen begünstigt werden. |