Vor einem Jahr hatte ich einen Eintrag zu Aurelius verfasst, der eigentlich recht gut ankam. Es handelt sich um den Eintrag #2526 (S.102). Dieser wurde von ncl gelöscht am 8.12.17. mit dem Hinweis: "Einige Ihrer Inhalte sind mittlerweile von Aurelius nachweislich widerlegt worden." Ein Widerspruch ist nicht mehr möglich. Könnte mir jemand sagen, was genau falsch war? Anbei nochmal der Eintrag, der gelöscht wurde. Würde mich interessieren wo mein Fehler lag. Vielen Dank im Voraus.
"Das größte Argument was derzeit für mich gegen Aurelius spricht, ist das Verhalten des Managements. Insbesondere hinsichtlich der Verkäufe im Dezember. Ich glaube da besteht hier auch einige Verwirrung und ich versuche mal - so gut es geht - das zusammen zu fassen, was hier diskutiert wird und was an Fakten zu haben ist. Falls ich irgendwo falsch liege, lasst es mich gerne wissen.
Nach meiner Recherche bin ich mir sehr sicher, dass Dr. Markus bei weitem nicht die 12,6% der Anteile an Aurelius hält, die angenommen werden, falls er vor dem Verkauf im Dezember keine Anteile verkauft hat. M.E. hält er recht sicher unter 1%. Auch scheint er wirklich sehr ungerne Steuern zahlen zu wollen.
Am 12.12.16 hat die Lotus AG ca. 2,1 Mio. Aktien deutlich unter Kurswert verkauft. An wen ist unbekannt. Hinter der Lotus AG steht, laut GB von Aurelius 2016, Dr. Markus. Er dort Vorstand und seine Frau Vorsitzende des Aufsichtsrats. Mindestens 94,9% der Lotus AG werden von Dr. Markus und seinen Kindern gehalten (siehe unten). Wer die übrigen 5,1% hält, weiß ich nicht. Möglich wäre aber ein weiteres Familienmitglied von ihm. Beim CC vom Donnerstag verweigerte er eine Auskunft über die Höhe seiner Beteiligung. Ich habe zwar noch nicht unendlich viele Geschäftsberichte gelesen, aber bisher hatte ich immer den Eindruck, dass ein Unternehmen die Anteile, die der Vorstand hält, offen kommuniziert. Das hat wohl nicht nur mich stutzig gemacht. Für den Verkauf wurde als Grund beim CC am Donnerstag die "Besteuerung von Dividenden in Deutschland" angegeben.
Hier käme m.E. in Betracht, dass die Lotus AG weniger als 10% der Anteile an Aurelius gehalten hat und deswegen nach § 8b IV KStG die erhaltenen Dividenden nochmals hätte versteuern müssen. Die 2,1 Mio. Stück waren jedenfalls weniger als 10% der ca. 31,6 Mio. ausstehenden Aktien. Das würde aber auch heißen, dass die Lotus AG vor dem Verkauf maximal ca. 3,1 Mio. Aktien gehalten hat, falls sein Argument Sinn ergeben sollte. Das die Lotus AG 2016 weniger als 3,1 Mio. Aktien hielt, halte ich für nicht sehr unwahrscheinlich. Aber der Reihe nach:
Um zu verstehen, wie viele Aktien Dr. Makrus hält, muss man verstehen, wie er diese hält und welche Gesellschaften er beherrscht und benutzt. Dabei fallen insbesondere 2 Gesellschaften auf:
Die Lotus AG und die Ventus GmbH
Ich hatte/habe echt Schwierigkeiten zu durchschauen, was die Lotus AG eigentlich macht. Die Webseite von denen ist ja nicht gerade aussagekräftig. Im GB 2016 von Aurelius findet man als interessante Information nur, dass die Lotus AG im Jahr 2016 ca. 3 Mio. Euro von Aurelius für einen Geschäftsbesorgungsvertrag (S. 222 GB Aurelius 2016) bekam. Die Lotus AG hält laut GB der Lotus Ag von 2015 ca. 20% der "Aurelius Mittelstandskapital GmbH" an der Aurelius 51 % hält. Da hinter der Lotus AG Dr. Markus steht, muss jeder selbst beurteilen ob ihn das stört oder ob er hier einen Interessenkonflikt sieht. Zu anderen Beteiligungen wird auf die die Schutzklausel gemäß § 286 Abs. 3 Satz 2 HGB hingewiesen (GB Lotus AG 2015). In früheren Geschäftsberichten wurde hier die Aurelius AG aufgeführt (Lotus AG GB 2012 + 2013).
Laut Bundesanzeiger hält die Ventus GmbH seit 2014 mehr als 25% an der Lotus AG (in Wirklichkeit hält sie fast 95 %, siehe unten). Die Webseite der Ventus GmbH ist ähnlich "aussagekräftig" wie die der Lotus AG.
Nach etwas Recherche ( https://gesellschafterliste.kompany.de/p/at/352964s ) findet man aber die Gesellschafter von 2010:
"KAPITAL: EUR 35.000; STICHTAG für JAb: 31.12.; GesV vom 13.08.2010 ; GF: (A) Dr. Dirk Markus ( 15.01.1971 ), vertritt seit 13.10.2010 selbständig; GS: (A) Dr. Dirk Markus ( 15.01.1971 ), Einlage EUR 21.539; geleistet EUR 10.769,50; (B) Gert Purkert ( 31.07.1970 ), Einlage EUR 13.461; geleistet EUR 6.730,50"
Gert Pukert ist ausgeschieden (2011) und Dr. Markus wurde Alleingesellschafter. Darauf hat Dr. Markus 47.450 Aktien der Lotus AG eingebracht, was heißt, dass ihm knapp unter 95% der Lotus AG gehörten, weil diese 50.000 Aktien ausstehend hat (so auch GB Aurelius 2013 Punkt 6.13). Der Beteiligungssatz von 94,9% würde Sinn ergeben, falls die Lotus AG Immobilien hält, um die Grunderwerbssteuer zum umgehen, wenn Anteile an der Lotus AG übertragen werden. Da die Lotus AG einige Sachanlagen (2015 ca. 8 Mio. Euro) hat.
"Der Alleingesellschafter Dr. Dirk Markus hat in Anrechnung auf die Hälfte der Kapitalerhöhung 47.450 Stück auf inhaber lautende Stückaktien ohne Nennbetrag an der "LOTUS Aktiengesellschaft", Grünwald, BRD, (Amtsgericht München HRB 147963) als Sacheinlage eingebracht."
Dann hat er seine Kinder beteiligt und er hält nur noch 10% an der Ventus GmbH und seine Kinder 90%. Ein Schelm wer hier denkt, dass es dabei um die deutsche Erbschaftssteuer ging...
"GESELLSCHAFTER/IN: (A) Dr. Dirk Markus ( 15.01.1971 ), Einlage nun EUR 3.600; geleistet nun EUR 3.600; (C) Frederik Anil Markus ( 07.09.2001 ), Einlage EUR 10.800; geleistet EUR 10.800; (D) Julian Raffael Markus ( 28.10.2004 ), Einlage EUR 10.800; geleistet EUR 10.800; (E) Annika Florentine Markus ( 02.09.2006 ), Einlage EUR 10.800; geleistet EUR 10.800."
Im Ergebnis sind die Lotus AG und die Ventus GmbH also wohl Vermögensverwaltungsgesellschaften von Dr. Markus und seiner Familie.
Berechnung der Aktienanzahl von Dr. Markus
Laut GB 2013 von Aurelius hielt Dr. Markus 8.387.850 Aktien an Aurelius direkt und indirekt. Die Lotus AG, die Dr. Markus zu 94,9% gehört hält laut GB von 2013 25,9 % an Aurelius also 8.205.120 Aktien. Daraus folgt, dass Dr. Markus 2013 ca. 7,787 Mio. Aktien von Aurelius indirekt über die Lotus AG hält. Folglich bleiben ca. 600.000 Aktien, die er außerhalb von Aurelius halten kann.
Im GB 2014 von Aurelius steht, dass er nun 6.150.250 Aktien direkt und indirekt an Aurelius hält. Der GB der Lotus AG von 2014 schweigt zur Beteiligung an Aurelius (§ 286 Abs. 3 Satz 2 HGB). Der Kurs von Aurelius ist von Ende 2013 bis Ende 2014 um keine 10% gestiegen. Das Eigenkapital der Lotus AG aber um ca. 100%. Ich gehe stark davon aus, dass durch den teilweisen Verkauf der Anteile die stillen Reserven des Aurelius-Anteils aufgedeckt wurden. Die Finanzanlagen stiegen um knapp 100% von 37 Mio. in 2013 auf 70 Mio. in 2014 und das obwohl mindestens 1.6 Mio. Aktien verkauft wurden, wenn man davon ausgeht, dass er auch die anderen 600.000 Aktien verkauft hat. Das Umlaufvermögen der Lotus AG stieg 2014 um ca. 40 Mio. was ca. dem Verkaufswert von 1,6 Mio. Aktien an Aurelius entspricht. Daher würde ich vermuten, dass er 2014 die 600.000 anderweitig gehaltenen Aktien verkauft hat und 1,6 Mio. seiner anteiligen (95%) Aktien über die Lotus AG. Das ist allerdings eine eher unsichere Vermutung. Ich vermute, dass die Lotus AG 2014 ca. 6,5 Mio. Aktien an Aurelius gehalten hat.
Im GB 2015 der Lotus AG sieht man, dass die Finanzanlagen wieder um 40 Mio. auf nun ca. 110 Mio. zulegten. Das spricht m.E. erneut für eine Aufdeckung stiller Reserven. Besonders interessant ist erneut, dass das Umlaufvermögen um 60 Mio. Euro zunimmt. Wertpapiere steigen von 0 auf 22 Mio. und der Kassenbestand um 35 Mio. Meine einzige Erklärung wo das Geld dafür herkommen kann, ist ein Verkauf weiterer Aurelius Aktien durch die Lotus AG in 2015, da das Geld nicht in dem Umfang aus Dividenden kommen kann. Daher vermute ich, dass die Lotus AG 2015 zwischen 1,5 und 2,5 Mio. Aurelius-Aktien verkauft hat (Das ist eine sehr grobe Schätzung, da ich nicht Steuern, Verkaufspreis, andere Erträge und Dividenden richtig abschätzen kann). Das hieße, dass die Lotus AG 2015 nur noch ca. 4 - 5 Mio. Aktien an der Aurelius AG halten kann und dies alle Aktien, die Dr. Markus (mittelbar) besitzt, sind.
Mit dem Verkauf im Dezember von 2,1 Mio. Aktien, bleiben m.E. bestenfalls noch ca. 2-3 Mio. Aktien über, die die Lotus AG besitzt kann, falls nicht schon welche im ersten Halbjahr 2016 verkauft wurden, die nicht meldepflichtig waren. Das würde man wohl erst im Geschäftsbericht der Lotus AG von 2016 sehen, der aber wohl etwas auf sich warten lassen wird.
Im GB 2013 der Lotus AG zeigt sich, dass die Lotus AG Anteile an verschiedenen Fonds und ETF’s besitzt. Ich gehe mal davon aus, dass Dr. Markus diese aufgestockt hat und sein mit Aurelius verdientes Geld einfach breiter und sicherer anlegen wollte, was ja auch völlig nachvollziehbar ist.
Dr. Markus hält nur 10% an der Ventus GmbH und seine Kinder 90%. Die Ventus GmbH hält 94,9 % an der Lotus AG. Die einzige Frage, die nicht sicher beantwortet werden kann ist, wie viel Anteile die Lotus AG an Aurelius hält. Ich denke, dass es maximal 2 – 3 Mio. Aktien seien können. Das würde heißen, dass, wenn Dr. Markus seine oben erwähnten 600.000 Aktien schon verkauft hat, nur noch 200.000 – 300.000 Aktien auf ihn entfallen würden. Vor dem Hintergrund, dass er wohl massig Erbschaftssteuer gespart hat, noch einige Aurelius-Aktien 2015 und 2014 verkauft hat und seinen Kindern fast alles gehört, muss man sich nicht wundern, dass er so auf die Frage nach seiner Beteiligung an Aurelius reagiert.
Etwas komisch finde ich auch, dass die Lotus AG einem Vorstandsmitglied (Dr. Markus?) 28 Mio. Euro geliehen hat (GB Lotus AG 2013). Das klingt für mich so, als ob jemand die Ausschüttungen nicht besteuern wollte.
Ergebnis
Dr. Markus hält m.E. deutlich weniger Aktien als vermutet und hat seinen Anteil 2014 - 2016 zu Kursen, die möglicherweise unter den jetzigen liegen, drastisch reduziert hat, wieso sollte man als Kleininvestor jetzt zu diesen Kursen kaufen?
Falls ich mich irgendwo verrannt habe oder jemand hier eine andere Erklärung hat, würde mich es sehr freuen, diese zu hören. Natürlich kann sich hier auch der ein oder andere Fehler eingeschlichen haben..." |