01. Juli 2008 Der Dax ist auch an seinem Geburtstag schlecht drauf
Da half auch die Torte nicht, die Börsenchef Reto Francioni und Finanzminister Peer Steinbrück am Dienstag auf dem Parkett anschnitten: Der Dax-Index gibt an seinem 20. Geburtstag deutlich nach. Gerüchte um eine Gewinnwarnung bei der Deutschen Bank, Spekulationen um weiteren Kapitalbedarf im Bankensektor sowie die andauernde Angst vor einer längeren Phase konjunkturellen Stillstands setzen dem Geburtstagskind zu.
Der Dax fällt um 1,8 Prozent auf 6301 Punkte und nähert sich damit seinem Jahrestief vom März bei 6167 Zählern. Der MDax fällt um 2,55 Prozent auf 8805 Punkte und der TecDax um 2,2 Prozent auf 754 Zähler.
Die Bilanz für das erste Halbjahr ist bitter: 20 Prozent hat der Dax eingebüßt, zwei Aktien - Hypo Real Estate und Deutsche Börse - sind nur noch halb so viel wert wie zu Beginn des Jahres. „Das Umfeld ist mit einer hohen Inflation und einer sich abschwächenden Konjunktur einfach schlecht, da mag keiner in Aktien investieren“, fasst ein Händler die Stimmung zusammen. Einige Anleger seien auch über eine mögliche Eskalation der Spannungen zwischen dem Iran und Israel über das Atomprogramm der Regierung in Teheran besorgt. Dies halte auch den Ölpreis auf dem hohen Niveau von über 141 Dollar je Fass amerikanischen Leichtöl.
Gerüchte um Banken verschlechtern miese Stimmung weiter
Gerüchte über die Senkung der Gewinnprognosen fallen gerade bei den Banken Händlern zufolge sofort auf fruchtbaren Boden. Am Dienstag trifft es die Aktien der Deutsche Bank, die um fünf Prozent auf 52,08 Euro und damit auf das niedrigste Niveau seit Herbst 2003 abstürzen.
„Da gibt es Gerüchte über eine Gewinnwarnung“, sagt ein Händler. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab. Schon in der vergangenen Woche hatten Spekulationen über eine Kapitalerhöhung die Aktien des Frankfurter Branchenprimus belastet.
Hinzu kommen Händlern zufolge die andauernden Spekulationen über den weiteren Kapitalhunger der Banken weltweit. So löste die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung der Schweizer Großbank UBS Angst vor einer weiteren Kapitalerhöhung und damit eine neuerliche Abwärtsspirale bei der Aktie der Bank aus.
UBS sacken um sechs Prozent bis auf 20 Franken ab und liegen damit um einen Franken unter dem Ausgabepreis der letzten Kapitalerhöhung. Der Kurs markiert den tiefsten Stand der Aktie seit der Fusion von UBS und Schweizerischem Bankverein 1998.
Auch die im Dax notierten Commerzbank-Aktien fallen um knapp vier Prozent, Allianz - Mutterkonzern der Dresdner Bank - verlieren 2,4 Prozent. Die Verliererliste im Stoxx50 liest sich wie ein Who is Who im europäischen Bankensektor. Händler verweisen auch darauf, dass aus den Vereinigten Staaten Abgabedruck komme. Am Vortag waren Lehman während der regulären Börsensitzung angesichts von Gerüchten über einen möglichen Verkauf um elf Prozent eingebrochen. Nachbörslich zogen sie wieder an, nachdem Morgan Stanley eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte.
T-Aktie gibt Halt
Ebenfalls unter Druck stehen wieder einmal die Aktien des Chipherstellers Infineon, die um zehn Prozent auf 4,98 Euro einbrechen. Damit tragen die Titel die rote Laterne im Dax. Händlern verweisen auf einen Analystenkommentar, wonach der Technologiekonzern nicht als attraktives Übernahmeziel gesehen wird. „Das nimmt Fantasie aus der Aktie“, sagt ein Börsianer.
Unter Druck stehen auch ThyssenKrupp mit Abschlägen von 3,8 Prozent auf 38,35 Euro. Händler verweisen zur Begründung auf die drastischen Preiserhöhungen für Eisenerz, die Rio Tinto bei asiatischen Stahlkochern wie Posco und Nippon Steel durchgesetzt habe. Salzgitter büßen 4,6 Prozent auf 111 Euro ein.
Gegen den Trend stemmen sich am späten Vormittag nur wenige Titel. Eine Empfehlung der amerikanischen Investmentbank JP Morgan machten die T-Aktie zur Stütze für den Dax. Die Titel steigen um ein Prozent auf 10,50 Euro. Im ersten Halbjahr zählen sie aber mit einem Minus von 30 Prozent zu den größten Verlierern. Auch RWE profitierten von einem Analystenkommentar und legen 1,8 Prozent zu.
In der zweiten Reihe verlieren Kuka 6,5 Prozent auf 19,30 Euro oder GEA 3,7 Prozent auf 21,61 Euro. Für Rheinmetall geht es um 4,3 Prozent auf 43,93 Euro nach unten. Gegen den Trend steigen die zuletzt stark gebeutelten Wirecard im TecDax um 4 Prozent auf 8,47 Euro.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Dow Jones, Bloomberg, Reuters, dpa-AFX, F.A.Z |