Das Kapital: France-Telecom-Aktionäre sollten mal nachrechnen
Hut ab. Thierry Breton leistet exzellente Arbeit. Seit Dezember hat er für die France Telecom 14 Mrd. Euro refinanziert und schon damit den Schuldendienst bis 2004 fast im Sack.
Durch die Begebung neuer Aktien sollen noch 15 Mrd. Euro hinzukommen, mit denen die bilanzierten Finanzverbindlichkeiten von netto 68 Mrd. Euro getilgt werden können. Zudem sollen bis 2005 kumuliert 15 Mrd. Euro aus dem operativen Geschäft zum Abstottern der Kredite abgezwackt werden. Und aus Beteiligungsverkäufen dürften wenigstens noch 2 Mrd. Euro dazu kommen. Die Nettoschulden würden also bis Ende 2005 in Richtung 40 Mrd. Euro fallen, was dem etwa 2,2fachen des dann erwarteten Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Goodwill (Ebitda) entspricht.
Soweit die Theorie. Doch verlangt der Plan, dass 2004 und 2005 jeweils elf bis zwölf Prozent des Umsatzes für die Tilgung hängen bleiben. Sparen will Breton beim Einkauf, bei den Anlageinvestitionen und bei den betrieblichen Kosten. Doch insbesondere die in Bezug auf Letztere formulierten fünf Initiativen sind - bis auf das Werbebudget - wenig konkret. Mit einem Beschäftigungsabbau ist es in Frankreich so eine Sache, und falls der Staat erneut einspringt, müsste Brüssel langsam unruhig werden.
Der wichtigste Einwand, den keiner zu bedenken scheint, ist aber die Konkurrenzsituation. Mit Margendruck ist der Plan jedenfalls kaum vereinbar. Dass der Wettbewerb dereinst zunimmt, ist jedoch selbst in Frankreich programmiert, da Telefondienste auch dort ein Massengut sind, dessen Grenzkosten in die Nähe von Null tendieren.
Nach der Kapitalerhöhung hätte die Aktie einen Börsenwert von gut 37 Mrd. Euro. Eingedenk der großen Unsicherheiten ist das eine äußerst stolze Hausnummer. Seien wir für einen Moment bescheiden und begnügen uns trotz der Risiken mit einer erwarteten Dividendenrendite von fünf Prozent ab 2006. An den Analystenprognosen gemessen, würde allein die entsprechende Ausschüttung die France Telecom dann etwa 3,3 Prozent des Umsatzes kosten. Und irgendwann werden die Franzosen auch mal wieder investieren müssen, wenn sie nicht im Wettbewerb untergehen wollen. In der Euphorie um die Staatshilfen und den neuen Chef haben die Anleger das vorerst übersehen, wie die Kursverdreifachung seit Ende September zeigt. Da kann Breton nur hoffen, dass die Kapitalerhöhung über die Bühne geht, bevor die Investoren zu rechnen anfangen. Sonst wird er am Ende mit dem Hut herumgehen müssen, um die Bezugsrechte unterzubringen.
Pinault-Printemps-Redoute
Zuerst die gute Neuigkeit: Serge Weinberg, der Chef von Pinault-Printemps-Redoute (PPR), plant nicht, die noblen Kostüme von Gucci in Zukunft selbst zu entwerfen. Für das Tagesgeschäft sollen weiter Domenico de Sole und sein Stardesigner Tom Ford verantwortlich sein. Das gilt auch nach dem versprochenen Angebot von PPR an die Minderheitsaktionäre ab März 2004.
Leider gibt es auch eine ganze Menge von schlechten Nachrichten. Gucci leidet unter Kriegsängsten und Konjunkturschwäche. Der langsam genesende Pflegefall Yves Saint Laurent dürfte erst 2004 profitabel werden. Dass Gucci den selbst für ein Luxushaus extravaganten dreifachen Umsatz kostet, liegt nur an den Zusagen von PPR. Immerhin werden die doch etwas "billiger" als vielerorts befürchtet. PPR kauft ja wacker Gucci-Aktien am freien Markt. Bei einem Kurs von 86 Euro bleibt das günstiger als der für 2004 zugesagte Preis von 101,5 $ je Aktie, auch wenn man die Refinanzierung berücksichtigt. Die Beteiligung liegt bereits bei knapp 60 Prozent. Ohnehin entwertet die Dollarschwäche das Angebot. Doch noch immer wären für die restlichen 40 Prozent 3,8 Mrd. Euro hinzublättern. Und unter dem schwachen Dollar leiden ja auch Gucci und einige der weniger noblen Sparten, die verkauft werden sollen.
Allen voran Rexel. Der Wert der 72-prozentigen Beteiligung am Elektrogroßhändler ist nach den katastrophalen Zahlen am Dienstag auf 950 Mio. Euro geschrumpft. Ohne einen nachhaltigen Aufschwung dürfte sich die 163 Mio. Euro teure Restrukturierung kaum rechtzeitig lohnen, um bei einem Verkauf noch in diesem Jahr zu helfen. Für die Baumaterialientochter Pinault Bois, den afrikanischen Auto- und Arzneivertrieb CFAO und das verbliebene Geschäft mit Bürozubehör dürften derzeit - großzügig gerechnet - nur etwa 2 Mrd. Euro zu erzielen sein.
Da ist nicht einmal klar, ob die Dividende auch 2004 gesichert ist. Die ist mit einer Rendite von 4,1 Prozent inzwischen eine wichtige Stütze für die Aktie geworden. Aber Weinberg hat bei den bisherigen Veräußerungen viel Geschick bewiesen und die Nettoschulden auf 4,95 Mrd. Euro gedrückt. Mit neunfachem laufenden Konsensgewinn bewertet, wäre PPR daher zweifellos eine günstige Wette auf einen schnellen Aufschwung. Nur ist das ja leider nichts Neues. |