Wirtschaftswachstum Europa kühlt ab, China überhitzt Die EU senkt ihre Wachstumsprognosen für die Euro-Zone. Ganz anders China: Dort wird die Wirtschaft deutlich stärker zulegen, als von der Regierung gewünscht. Längst droht eine Überhitzung mit dramatischen Folgen. Brüssel/Shanghai - Die Wirtschaft in der Euro-Zone wird in der zweiten Jahreshälfte nach Einschätzung der EU nicht ganz so kräftig zulegen wie bislang angenommen. Für das dritte Quartal senkte die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose auf 0,4 bis 0,8 Prozent. Zuvor hatte sie 0,1 Prozentpunkte mehr erwartet. Auch die Prognosen bis Anfang 2007 fielen um jeweils rund 0,2 Prozentpunkte niedriger aus: Im vierten Quartal erwartet die Kommission nun einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 0,2 bis 0,7 Prozent und am Jahresanfang 2007 sogar nur noch 0,0 bis 0,5 Prozent
Ein ganz anderes Bild zeigt derzeit die chinesische Wirtschaft: Sie wird nach jüngsten Prognosen in diesem Jahr um 10,5 Prozent wachsen. Im kommenden Jahr dürfte die Wachstumsquote dann auf 10,1 Prozent zurückgehen, wie mehrere Zeitungen berichten. Sie berufen sich auf eine Studie der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, die ein Einschreiten der Regierung gegen die Überhitzung der Konjunktur fordert. Sie schlägt eine „angemessene“ Anhebung der Zinssätze, eine Reform des Devisenhandels und stärkere Kontrollen des Immobilienmarktes vor.
Erklärtes Ziel der Regierung ist ein Wirtschaftswachstum von 8,0 Prozent. Doch schon im vergangenen Jahr lag die Quote bei 10,2 Prozent. Deshalb wurden die Leitzinsen in diesem Jahr schon zwei Mal angehoben. Experten befürchten infolge der überhitzten Konjunktur eine Finanzkrise und einen Anstieg der Inflation. Andererseits wird ein relativ hohes Wachstum angestrebt, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Armut in den ländlichen Regionen abzubauen.
WELT.de/AP/dpa
Artikel erschienen am 11.10.2006
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