Wie im Artikel unten angedeutet, könnte man Pessimisten auch als philosophische Minimalisten bezeichnen: Sie erwarten wenig und im Zweifelsfall Schlechtes - und werden daher immer wieder positiv überrascht! Das Enttäuschungspotenzial ist bei ihnen daher deutlich niedriger als bei notorischen Optimisten.
Dies steht im krassen Gegensatz zu dem, wie einige Poster hier (selber offenbar latente Miesepeter) die Börsen-Pessimisten sehen. Sie hätten, so wurde behauptet, die "Anleitung zum Unglücklichsein" verinnerlicht, zimmerten sich aus negativen Versatzstücken ein irreales Negativ-Weltbild zurecht und seien auch ansonsten auf die eine oder andere Weise psychisch gestört [...erkennbar schon daran, dass sie Charts nicht richtig lesen können, die links unten im Kasten anfangen und rechts oben aufhören... ;-)) ].
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Verweis auf einen der größten Pessimisten unter den deutschen Philosophen, Arthur Schopenhauer...
http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schopenhauer
..., von dem der ultra-zweifelnde Satz stammt: "Lieber Gott, wenn es dich gibt, rette meine Seele, wenn ich eine habe." Schopenhauers Philosophie gipfelt in der Aussage, es sei besser, gar nicht erst geboren zu werden, weil die Leiden auf dieser Welt die Freuden bei Weitem übersteigen: Man vergleiche nur, sagt der Denker sinngemäß, den unsäglichen Schmerz eines Tieres, das von einem anderen gefressen wird, mit der (vergleichsweise lauen) Freude des Tieres, das dieses verspeist. Tatsache jedoch ist, dass Schopenhauer de facto ein äußerst genußvolles und ausschweifendes Leben führte (mit Wein, Weib, Gesang) und seinen Pessimismus in keinster Weise in Lebenpraxis umsetzte - sich als NICHT um die Freuden des Daseins betrog.
Hier nun der Artikel aus dem Handelsblatt, der belegt, dass auch die Börsen-Bären keinesweges immer griesgrämige Psychopaten sein müssen [ich zähle mich selber zu den "Lust-Bären"...] und ebenfalls die Freude (zumindest den Galgenhumor) auf ihrer Seite haben. Ihre Freude wird 2008 vermutlich sogar noch größer, da Schadenfreude bekanntlich die schönste Freude ist ;-)).
HANDELSBLATT - City Talk
Glückliche Pessimisten Von Michael Maisch
Pessimisten gelten im allgemeinen als griesgrämige, verbitterte Zeitgenossen – völlig zu unrecht, denn zumindest einen Vorteil genießen die Miesepeter im Vergleich zu ihren notorisch zuversichtlichen Antagonisten: Pessimisten erleben weitaus öfter angenehme Überraschungen als Optimisten.
Und weil die Vorfreude auf eine schöne Überraschung bekanntlich die schönste Freude ist, wollen wir hier zum Ausklang des Jahres einmal eine Liste des Schreckens aufstellen, von jenen Ereignissen, die wir uns für 2008 ganz sicher nicht wünschen, die uns aber trotzdem die gute Laune verderben könnten. (Ja, auch Pessimisten können gute Laune haben, sehr oft sogar.)
Sollte die Wirtschaftsgroßmacht USA in eine Rezession rutschen, wäre das schon fast keine Überraschung, mehr. Das wäre schon eher der Fall, wenn die großen Zentralbanken die Zinsen zwar weiter senken, die große Kreditkrise sich aber trotzdem ausbreiten würde. Auf die Märkte für Autofinanzierungen und Kreditkartenschulden zum Beispiel; oder auf die empfindlichen Immobilienmärkte in Spanien und Großbritannien und am Ende auch auf den schon seit Jahren ungewöhnlich stabilen Markt für Unternehmensanleihen. Spätestens, wenn die seit langem prognostizierte Wende des Kreditzyklusses wirklich kommt, würde wohl auch den noch immer zuversichtlichen Investoren an den Börsen der Optimismus endgültig vergehen.
Ein unwahrscheinliches Szenario? Warum sollten sich die mächtigen Notenbanken ausgerechnet bei der mit soviel Energie und Wagemut bekämpften Kreditkrise als zahnlose Tiger erweisen? Weil im Finanzwesen Klischees leider fast immer stimmen, und eines dieser Klischees besagt nun einmal, dass das Wohlergehen der Märkte vom Vertrauen der Investoren abhängt. Und das ist leider gründlich zerstört. Umgekehrt wird natürlich genau so ein Schuh daraus: Solange das Vertrauen der Investoren da ist, können die Notenbanken einen Boom mit ihren Werkzeugen kaum ausbremsen.
Das zeigt ein simpler Blick in die Vergangenheit. Während des langen Aufschwungs der vergangenen Jahre erhöhte die US-Notenbank regelmäßig ihre Leitsätze, ohne dass es der Rallye an den Kreditmärkten geschadet hätte. Warum sollte es auf dem langen Weg nach unten jetzt anders sein? Alles in allem sind das trübe Aussichten für 2008, wünschen wir uns deshalb viele angenehme [Auslassung für Mod].
Link zum Artikel: http://www.handelsblatt.com/news/...t.aspx?_p=203966&_t=ft&_b=1369166 |