DevisenIndische Dollar-Pessimisten: Taj Mahal nimmt nur noch Rupien DruckenVersendenVorherige Seite Mit Dollars kommt man nicht mehr in das Taj Mahal. 20. Dezember 2007 Es ist eine weitere Schmach für den Dollar: An der Kasse des indischen Taj Mahal ist die amerikanische Währung künftig nicht mehr willkommen. Die Verwaltung der Touristenattraktion teilte im November mit, sie werde von den jährlich rund 2,5 Millionen Besuchern nur noch die Landeswährung Rupie annehmen. Dabei hat eine solche Meldung - wie auch die vom brasilianischen Top-Model Gisele Bündchen, das seine Verträge auf Euro umstellt - vor allem Aufmerksamkeitswert. Viel stärker erschüttert den Dollar etwa, dass Kuwait im Mai wegen der geringen Kaufkraft des Greenback die Dollar-Bindung der Landeswährung aufgab. Oder der Fall Südkorea: Dort drängte die Zentralbank im November Schiffswerften dazu, die Rechnungen in der Landeswährung Won auszustellen. In fünf von sechs Jahren an Wert verloren Hintergrund des Misstrauens gegenüber dem Dollar ist die anhaltende Schwäche der Währung. Zum Euro hat sie beispielsweise in fünf der vergangenen sechs Jahre an Wert verloren, dieses Jahr sind es bislang 8 Prozent. Als einen der wichtigsten Gründe betrachten Volkswirte dabei das wirtschaftliche Erstarken Asiens, durch das neue Währungen in den Fokus der Investoren geraten. Zum Thema So ist die Wirtschaft Chinas in den vergangenen vier Jahren jährlich durchschnittlich 10,4 Prozent gewachsen, getrieben von Rekord-Exporten und einer Flut von Investitionsströmen aus dem Ausland. Seit Beijing im Juli 2005 die Bindung des chinesischen Yuan an den Dollar aufgab, hat die Währung gegenüber dem Dollar rund zwölf Prozent an Wert gewonnen. In Indien ist die Wirtschaftsleistung in den zurückliegenden vier Jahren so rasch gewachsen wie noch nie seit der Unabhängigkeit des Landes 1947. Der Kurs der Rupie ist gegen die amerikanische Währung dieses Jahr rund zwölf Prozent gestiegen. Das Jahrhundert Asiens steht vor der Tür Kann sich diese Entwicklung wieder umkehren? Wahrscheinlich nicht gänzlich“, sagt Riordan Roett, Professor für Politik an der Johns Hopkins University in Baltimore. „Das Jahrhundert Asiens steht vor der Tür, und die Vereinigten Staaten und die europäischen Verbündeten müssen sich darauf einstellen.“ Auch Peter Kenen, Professor für internationale Finanzen an der Princeton University, ist eher pessimistisch: „Der Dollar wird seine dominante Position nicht mehr zurückerlangen. Allenfalls teilt er sie künftig mit dem Euro oder dem Pfund“, sagte der ehemalige Berater des amerikanischen Finanzministeriums. Auch sie mag keine Dollars mehr: Topmodel Gisele Bündchen Tröstlich ist da allenfalls, dass sich der Dollar länger halten könnte als die Pessimisten annehmen. In der Tat deuten historische Vergleiche mit anderen Schwellenländern darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung und das Pro-Kopf-Einkommen Chinas noch für rund hundert Jahre nicht mit dem der Vereinigten Staaten gleichziehen werden. „Eine Reservewährung muss die Währung einer Weltmacht sein“, sagte Lester Thurow, Professor für Volkswirtschaft am Massachusetts Institute of Technology. Sein Ausblick: „China kann die Vereinigten Staaten überholen - aber nicht vor 2100. Steht Bush tatsächlich hinter dem Dollar? Dennoch verliert der Dollar durch die Banken- und Verbraucherkredit-Krise in den Vereinigten Staaten derzeit international rasant an Ansehen. Die Länder Asiens und die Golfstaaten sind besorgt, die Flucht aus dem Dollar könne eine Eigendynamik entwickeln und zu einer Vertrauenskrise führen. Den Prognosen der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch zufolge werden Länder mit hohen Bargeldbeständen, vor allem in Asien und im Mittleren Osten, in den kommenden fünf Jahren Dollar-Investments im Volumen von bis zu 1,2 Billionen Dollar in andere Währungen umschichten.  Auch ist unter Volkswirten umstritten, ob die Regierung von Präsident George W. Bush tatsächlich hinter einem starken Dollar steht. Nachdem Handelspartner der Vereinigten Staaten in Europa und Japan den Verfall der amerikanischen Währung kritisierten, habe Finanzminister Henry Paulson im November verstärkt auf die langfristigen Wachstumsaussichten der amerikanischen Wirtschaft verwiesen, um das Vertrauen in den Dollar zu stärken, sagte Jens Nordvig, Volkswirt bei Goldman Sachs in New York. „Auf lange Sicht wird es für den Dollar wahrscheinlich abwärts gehen“ Da der Dollar jedoch die amerikanischen Exporte ankurbelt - derzeit einer der wenigen Lichtblicke in der Wirtschaftsbilanz des Landes - nehmen viele Ökonomen die Worte Paulsons nicht für bare Münze. „Die Bush-Regierung ist nicht ehrlich, wenn sie sagt, sie wünsche einen starken Dollar“, sagte der Nobelpreisträger Paul Samuelson, ein emeritierter Professor des MIT. „Auf lange Sicht wird es für den Dollar sehr wahrscheinlich abwärts gehen.“ faz.net |