Hamburg (aktiencheck.de AG) - In den 90er Jahren hat das Stromeinspeisegesetz den Grundstein für einen Investitionsboom in erneuerbare Energien gelegt, so die Analysten der Berenberg Bank. Zukünftig könnte das von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle vorgeschlagene "Netzausbaubeschleunigungsgesetz" den Startschuss für Investitionen in das deutsche Stromnetz bedeuten. Mit der Umstellung der Stromversorgung auf einen deutlich höheren Anteil erneuerbarer Energien (dezentrale Erzeugung) werde die gesamte Netzstruktur vor Herausforderungen gestellt. Historisch seien Kraftwerke nah an den Verbrauchszentren (zentral) gebaut worden. Der Strom, der durch Windkraftanlagen in Norddeutschland produziert werde, müsse aber erst zu den Verbrauchszentren transportiert werden. Hierzu sei eine Aufrüstung und Erweiterung des existierenden Höchstspannungsnetzes erforderlich. Auch im restlichen Europa und in den USA bestehe hoher Investitionsbedarf. Der Datendienstleister Bloomberg habe weltweit rund 300 laufende Programme identifiziert, bei denen Investitionen in Elektrizitätsnetze bzw. Smart Grids (intelligente Stromnetze, welche die optimale Steuerung der Elektrizitätsversorgung gewährleisten sollten) geplant seien. Nach Schätzungen von EU-Energiekommissar Günther Oettinger müssten bis 2020 allein in Europa ca. 200 Mrd. Euro in die Energienetze investiert werden, um eine sichere und klimaschonende Stromversorgung zu gewährleisten. Um den globalen CO2-Ausstoß bis 2050 halbieren zu können, seien gemäß der Internationalen Energieagentur IEA Smart Grid-Investitionen zwischen 50 und 75 Mrd. US-Dollar pro Jahr nötig. Die Analysten des japanischen Brokers Nomura würden davon ausgehen, dass allein in den USA, Europa und Japan bis 2030 durchschnittlich über 60 Mrd. US-Dollar pro Jahr in Smart Grids fließen würden. Sehr hohe Investitionen seien aber auch in den Schwellenländern notwendig. Allein China habe angekündigt, bis ins Jahr 2020 rund 660 Mrd. US-Dollar in Elektrizitätsnetze investieren zu wollen. Die wachsende Relevanz des Themas zeige sich auch in der steigenden M&A-Aktivität. ABB (ISIN CH0012221716 / WKN 919730) habe zum Beispiel einen Hersteller von Software für das Energiemanagement, ein wichtiger Bereich bei Smart Grids, gekauft. Neue Einkommensquellen verspreche sich auch die IT-Branche. Konzerne wie SAP (ISIN DE0007164600 / WKN 716460), IBM (ISIN US4592001014 / WKN 851399) oder Cisco Systems (ISIN US17275R1023 / WKN 878841) würden hoffen, ihr Know-how in Smart Grids einbringen zu können. Intermediäre Firmen, wie EnerNOC (ISIN US2927641074 / WKN A0MSDC) oder Comverge (ISIN US2058591015 / WKN A0MN5C) (beide USA), würden sich zum Beispiel Erträge aus variabler Stromnutzung mit ihren Kunden teilen, wenn diese sich bereit erklären würden, bei Bedarf den Stromkonsum zurückzufahren. Auch die Gebäudetechnik lasse sich direkt an Smart Grids koppeln. So könnten Anwendungen mit hohem Energieverbrauch wie Klimaanlagen oder Beleuchtung an Preissignale geknüpft werden. Sehr hohe Smart Grid-Investitionen dürften laut Nomura auch in die Weiterentwicklung von Batterien fließen. Batterien würden es einerseits erlauben, den am Produktionsort erzeugten Strom zu speichern und die Einspeisung zu glätten. Andererseits würden Batterien im Netz mithelfen, die nötige Balance zwischen Stromproduktion und -verbrauch zu wahren. Gut positionierte Dienstleister im Bereich Smart Grid seien unter anderem A123 Systems (ISIN US03739T1088 / WKN A0Q8FY), Itron (ISIN US4657411066 / WKN 888379), EnerNOC, SMA Solar (ISIN DE000A0DJ6J9 / WKN A0DJ6J), American Superconductor (ISIN US0301111086 / WKN 889844) oder Telvent (ISIN ES0178495034 / WKN A0DK9P). Prysmian (ISIN IT0004176001 / WKN A0MP84) und Nexans (ISIN FR0000044448 / WKN 676168) würden unter anderem Hoch- und Höchstspannungskabel anbieten; Siemens (ISIN DE0007236101 / WKN 723610), ABB oder aber Schneider Electric (ISIN FR0000121972 / WKN 860180) ein breites Spektrum an Smart Grid-Produkten. Nach Erachten der Analysten hätten Unternehmen, die im Smart Grid-Segment tätig seien, langfristiges Wachstumspotenzial mit hohen Einstiegsbarrieren. Das Wertschöpfungspotenzial sei dementsprechend attraktiv. Investitionen in Einzelwerte würden jedoch eine gewisse Risikotragfähigkeit und einen längeren Zeithorizont benötigen. (30.03.2011/ac/a/m) Quelle: BERENBERG BANK Quelle: Finanzen.net / Aktiencheck.de AG Die Zukunft kann beginnen und SMA ist vorne an mit dabei. |