Der Boom an den asiatischen Wertpapierbörsen sorgt für eine kräftige Belebung des IPO-Markts. Nicht nur in Hongkong stehen Firmen bereit. Auch das übrige China gilt wieder als attraktiver Tummelplatz für Börsengänge. Nun muss nur noch Peking grünes Licht geben. Nach dem bislang größten Börsengang des Jahres weltweit - in dem das Aluminiumunternehmen China Zhongwang rund 1,3 Mrd. $ (0,9 Mrd. Euro) einsammelte - planen mit der Minsheng Bank sowie der Asiensparte des angeschlagenen US-Versicherers AIG noch im Juni zwei weitere Firmen milliardenschwere Neuemissionen in Hongkong.
Zudem könnte Peking nach Informationen der Financial Times bald wieder Börsengänge auch in Festlandchina zulassen, die seit September 2008 aufgrund des zeitweiligen Kurseinbruchs verboten sind. Die Marktaufsicht China Securities Regulatory Commission (CSRC) hat am Freitag entsprechende Konsultationen beendet und könnte die Sperre schon im Juli aufheben.
Mit dem kräftigen Anstieg der Zahl und des Volumens der Börsengänge übernehmen die chinesischen Börsen laut Analysten auch im globalen IPO-Markt eine Eisbrecherfunktion. Im laufenden Jahr haben asiatische Aktiengesellschaften zusammen knapp 60 Prozent mehr über Aktienemissionen eingesammelt als europäische Unternehmen. Seit Jahresbeginn legte der Hang Seng Index Hongkong um 37 Prozent und der Shanghai SE Composite Index für Aktien Festlandchinas sogar um 51 Prozent zu.
Das chinesische Kreditinstitut Minsheng Bank teilte am Freitag mit, es wolle bis zu 15 Prozent des Aktienkapitals auch in Hongkong an die Börse bringen. Die Marktkapitalisierung der Bank liegt bei 137 Mrd. Yuan (20 Mrd. $). Zudem konkretisiert sich auch der Börsengang der Asien-Sparte des angeschlagenen US-Versicherers AIG. Der Geschäftsbereich soll mehr als 5 Mrd. $ einbringen. "Das asiatische IPO-Volumen lag 2008 bei 23 Mrd. $. In der ersten Jahreshälfte 2009 waren es weniger als 2 Mrd. $", sagte Ken Poon von Citigroup Asia Pacific. "Angesichts der hohen Liquiditätszuflüsse in die Region rechne ich damit, dass das Gesamtvolumen 2009 über dem Wert von 2008 liegt. Das würde bedeuten, dass wir ein wirklich überraschendes zweites Halbjahr erleben. Die Stimmung ist gut, und die nötige Liquidität für Neuemissionen ist vorhanden."
Analysten zufolge könnten die zuletzt wieder niedrigeren Kursschwankungen die Bedenken der chinesischen Regierung zerstreuen, dass der Markt für Börsengänge wieder ähnliche Exzesse zeigt wie 2007. Damals waren neu emittierte Aktien am ersten Handelstag im Schnitt um 150 Prozent gestiegen. "Es könnte noch einige Zeit dauern, bis die CSRC nach der Beratungsphase wirklich Gas gibt, aber klar ist, dass alle die Vorteile von mehr Liquidität im Markt anerkennen. Ich denke, der IPO-Markt für Festlandsaktien könnte im dritten Quartal wieder geöffnet werden", sagte Steven Barg von der UBS in Hongkong.
Sollte die Börsenaufsicht CSRC den Markt für Börsengänge in Festlandchina wieder öffnen, wäre die Tür geöffnet für die Agricultural Bank of China: Das Institut ist die nach Kunden und Filialnetz die größte Bank Chinas. Beobachter rechnen damit, dass das Institut bei einem Börsengang bis zu 10 Mrd. $ einsammeln könnte. |