Ein 64-jähriger Frührentner aus Bayern bekommt im Morgengrauen Besuch von der Polizei – und der designierte Kanzlerkandidat der Grünen, Vizekanzler Robert Habeck, steht deswegen am Internetpranger. Was ist geschehen? Stephan Niehoff aus dem Landkreis Haßberge mag die Grünen nicht. Das kann jeder sehen, der seinem Profil im sozialen Netzwerk X folgt. Angriffe gegen Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck gegen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und gegen die Partei allgemein machen den Großteil seiner Aktivitäten dort aus. Was es jedoch nicht gibt, sind Gewaltaufrufe und ganz wüste Beleidigungen. Grünenfeindlich und AfD-nah – der 64-Jährige zeigt eindeutig FlaggeDer Rest sind deutlich freundlichere Videos und Nachrichten über die AfD und ihr Spitzenpersonal von Alice Weidel bis Björn Höcke. Das Profilbild des Accounts, den er mundartlich IchBinsFeiNet nennt, zeigt ein Männchen, das eine Sonnenblume in einen Papierkorb wirft. Darüber steht der Spruch: „Grün? Nein Danke!“ Umrahmt ist das Bild von einer Farbskala von Schwarz über Rot zu Gold. Im AfD-Umfeld sind das die Farben des „Stolzmonats“. Seine politische Einstellung ist also auf den ersten Blick zu erkennen. Der Mann gilt Rechten jetzt als Märtyrer für MeinungsfreiheitDie meisten Inhalte auf dem mit 1000 Followern eher kleinen Profil kommen nicht von ihm, der 64-jährige Frührentner und ehemalige Bundeswehrsoldat schickt sie nur weiter. Seit Kurzem gilt Niehoff besonders den rechtsgewirkten Medien als Märtyrer für die Meinungsfreiheit. Aber sein Fall wirft auch Fragen auf: Übertreiben es Betroffene und Justizbehörden mit dem Kampf gegen Hass im Netz? Hat das Vorgehen gegen Hasspostings eine gefährliche Eigendynamik bekommen? Am Dienstag um 6.15 Uhr standen Polizeibeamte vor Niehoffs Tür mit einem Durchsuchungsbeschluss, um Computer, Mobiltelefone und Speichergeräte sicherzustellen. Sie beschlagnahmten nach Angabe der Staatsanwaltschaft Bamberg ein Tablet. ... https://www.rnd.de/politik/...idigung-2A5QCCVH2JC65I5XROYSSFYYZE.html
|