New York - In der Chefetage von Goldman Sachs dürfte Greg Smith derzeit zu den meistgehassten Menschen gehören. Am Mittwoch verabschiedete sich der langjährige Goldman-Manager mit einem Brandbrief in der "New York Times". Darin warf er seinen früheren Kollegen vor, sie würden Kunden systematisch abzocken.
Der wütende Abschied beschäftigt auch den Chef einer anderen US-Bank: Jamie Dimon, Vorstandsvorsitzender von JP Morgan Chase, warnte seine Mitarbeiter vor Schadenfreude gegenüber Goldman. Niemand dürfe aus mutmaßlichen Problemen eines Rivalen Profit schlagen, erklärte Dimon in einer firmeninternen Mitteilung, aus der die Nachrichtenagentur Reuters zitiert. "Das ist nicht unsere Art, Geschäfte zu machen."
Dimons Nachricht erreichte asiatische Mitarbeiter von JP Morgan am Donnerstagmorgen. Später wurde sie an einen Großteil der übrigen Angestellten weitergeleitet. Die Bank wollte das Schreiben nicht kommentieren.
Die bittere Kritik an Goldman Sachs hatte an der Wall Street für Wirbel gesorgt, die Aktie büßte zeitweise mehr als drei Prozent ein. Das Management wehrte sich gegen die Kritik und erklärte, die Mehrheit der Angestellten denke anders über ihr Unternehmen.
Der Abschiedsbrief sei "definitiv Gesprächsstoff im Büro", zitierte Reuters einen Goldman-Händler in Asien. Allerdings werde die Kritik sehr unterschiedlich aufgenommen: "Auf jeden, der etwas Böses über das Unternehmen zu sagen hat, kommen zehn mit einer genau entgegengesetzten Meinung."
Mehrere Ex-Mitarbeiter bestätigten Reuters zufolge, dass sich nach Goldmans Börsengang im Jahr 1999 das Klima im Unternehmen gewandelt habe. "Die Kultur hat sich definitiv verändert, seitdem ich dort war", sagte der ehemalige Goldman-Mitarbeiter Zhang Xin. "Seitdem das Unternehmen an die Börse ging, gibt es diesen Gewinndruck."
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,821641,00.html
Der Dimon ist wirklich ernst zu nehmen...