PSI voll auf Sanierungskurs
PSI voll auf Sanierungskurs Berliner Softwarekonzern hat die gesteckten Ziele bisher erreicht - Wieder Schwarze Zahlen erwartet Von Barbara Brandstetter
Die Berliner Software-Firma PSI ist im letzten Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Mit 12,4 Mio. Euro lag der operative Verlust fast sechs Mal so hoch wie 2001. Doch die Sanierung läuft. PSI sieht sich "voll im Plan".
Berlin - Der Berliner Softwarekonzern PSI hält trotz Konjunkturflaute an seinen Zielen fest und ist weiter auf Sanierungskurs. 2003 werden unverändert ein Umsatz auf Vorjahresniveau und ein operativer Gewinn erwartet. Auch im ersten Quartal hat PSI seine Ziele erreicht. Der Auftragseingang liegt bei 37,5 Mio. Euro, der Umsatz bei 34 Mio. Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) für die ersten drei Monate des laufenden Jahres betrug minus 0,97 Mio. Euro.
"Mit den Zahlen liegen wir voll im Plan", sagt PSI-Vorstandschef Harald Schrimpf der Berliner Morgenpost. Damit haben die Ende 2002 eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen gegriffen. Denn die Zahlen des Geschäftsjahres 2002 sahen alles andere als rosig aus. Der Umsatz ging um 8,6 Prozent auf 150,7 Mio. Euro zurück, der operative Verlust kletterte auf 12,4 Mio. Euro. Doch im vergangenen Jahr gab es nicht nur rote Zahlen, sondern auch einen entscheidenden Personalwechsel: Mitbegründer und Vorstandschef Dietrich Jaeschke hat sich nach mehr als 30 Jahren aus dem Unternehmen zurückgezogen und Harald Schrimpf im Juli 2002 das Ruder übergeben.
Seither wird in dem Berliner Unternehmen aufgeräumt. "Früher wurden bei PSI die Synergiemöglichkeiten nicht genutzt", sagt Schrimpf. Für den Elektrotechniker, der zuvor bei der Volkswagen-Softwaretochter Gedas tätig war, ist das unverständlich. In großen Konzernen würden 15 bis 20 Prozent dieser Synergien genutzt - bei PSI lag die Quote gerade einmal bei zwei Prozent.
1998 ging das bereits 1969 gegründete Unternehmen an den Neuen Markt. "In der Zeit des New-Economy-Hypes wurden viele Sachen gemacht, weil es alle so gemacht haben", erinnert sich Investor Relations Manager Karsten Pierschke. Viele kleine Unternehmen wurden zugekauft. Mit dem Börsengang wurde der Fokus auf den Bereich Systemmanagement gelegt - eigentlich der kleinere Teil des Berliner Unternehmens - aber mit dem Stichwort Berliner SAP lasse sich mehr Geschäft machen, waren einige Experten überzeugt.
Tatsächlich aber setzte PSI das Gros mit Netzmanagement für die Bereiche Energie, Telekommunikation und Verkehr um. Der Bereich Produktionsmanagement, in dem PSI Lösungen für die Steuerung von Produktions- und Logistikprozessen entwickelte, machte gerade einmal 14 Prozent des Unternehmens aus. Und dieser Teil war es auch, der PSI hauptsächlich in die Schieflage gebracht hat - 2002 brach der Bereich um 18,3 Prozent ein. "Jeden Monat haben die Einheiten Psipenta und PSI Logistics rund eine Mio. Euro Verlust eingefahren", sagt Schrimpf.
Bergab ging es im Jahr 2002 auch mit der Aktie - sie büßte im Jahresverlauf 80 Prozent ihres Wertes ein. Mit ein Grund: In der Vergangenheit wurden häufig Prognosen nicht eingehalten oder nach unten korrigiert. "Damit haben wir einen Vertrauensvorschuss verspielt", sagt Pierschke. Doch seit dem Führungswechsel in der Dircksenstraße sieht die Situation anders aus. Der Aktienkurs steigt, die Zahl der Mitarbeiter wurde um rund 100 auf 1245 reduziert. Die "Struktur des Misserfolgs", die Schrimpf vorfand, wurde entflochten. Die Büros, über die Stadt verteilt, wurden in der Berliner Zentrale gebündelt, die Stuttgarter Tochter PSI Solutions mit 14 Angestellten geschlossen.
"Der größte Teil der Restrukturierungen ist abgeschlossen", sagt Schrimpf. Zurzeit verfügt das Unternehmen über eine Eigenkapitalquote von mehr als 37 Prozent und über rund 21 Mio. Euro liquide Mittel. "Das spielt auf dem Markt eine große Rolle", sagt Schrimpf, "denn potenzielle Käufer wollten immer wissen, ob das Unternehmen überhaupt lebensfähig ist."
In Zukunft soll die Gewinnmarge bei 15 Prozent liegen. Bis zum Jahr 2005 will PSI nach den Angaben des Vorstands die Aufnahme in den TecDax schaffen. "Dazu sollen in den nächsten Jahren die erfolgreichen Bereiche des Geschäftsfelds Netzmanagement internationalisiert werden", sagt Schrimpf. Schon heute gehörten im Energiebereich die italienische Snam oder die russischen Gas- und Ölkonzerne Gazprom und Lukoil zu den Kunden von PSI. Im Bereich Systemmanagement will PSI Exportpartnerschaften mit großen Anlagenbau- und Technologiekonzernen gründen. "Mit Augenmaß und mit großen strategischen Partnern soll PSI international wachsen", sagt Schrimpf. Aber Berlin, wo PSI 1969 gegründet wurde, will die AG treu bleiben. Schrimpf: "Der Standort ist nicht der schlechteste, um qualifizierten Nachwuchs zu rekrutieren." |