Ukrainischer Schriftsteller, der sich über die Sowjetzeit lustig macht. Neu das Buch. Und in welcher Sprache schreibt er? Natürlich in Russisch - in welcher Sprache denn sonst?
Er könnte es natürlich wie Ludwig Thoma machen, der seine Texte mit bayrischem Dialekt garniert hatte. Bei Thoma war das okay, Kurkow versteht sich aber nicht als hinterwäldlerischer Heimatdichter. Thoma tat es eigentlich auch nicht.
Und genau das ist der Knackpunkt. Was ist denn die Ukraine kulturell? Etwa das, was sich irgendwelche Leute krampfhaft in der Bandera-Tradition vorstellen? Auf Deutschland übertragen: so eine Art sächsischer oder bayrischer Nationalismus? Wobei: Die Sachsen und Bayern hatten sogar ihre eigenen Könige.
Völlig verblendet geht es dann zu, wenn man sich all die Bilderstürmereien ansieht. Ist ja fast so schlimm wie bei uns zu Zeiten der Reformation. Da wird versucht, den nun wirklich größten Dichter, der in Ukraine geboren wurde, die Reputation abzusprechen: Ich rede über Bulgakow, dem unterstellt wird, dass er Kommunist gewesen sei. Dumm nur, dass er in der Sowjetunion strikt verboten war und nix veröffentlichen konnte. Sein Fehler war aus heutiger Sicht nur, dass er sich über den ukrainischen Nationalismus lustig gemacht hat - der meinte, wirklich über eine eigene Sprache zu verfügen.
Aber gut: Wer kennt heute noch Bulgakow - und wer liest im Zeitalter des Handydittelns überhaupt noch Literatur? Zu meiner Zeit als Jugendlicher war "Der Meister und Margaritha" aber noch Standard. Und vermutlich hätte man über Komiker mit abgelaufener Wahlperiode gelacht, die mit nem albernen Nationalismus um die Ecke kommen. |