"AL meint ja, man solle immer das Gegenteil tun von dem, was Goldman empfiehlt"
So pauschal formuliert ist das nicht richtig.
Die "Falle" der Goldmänner:
- In 70 % der Fälle sagen sie etwas, das kontraindiktorisch einzustufen ist. Das offenbart sich freilich immer erst im Nachhinein.
- in 30 % der Fälle sagen sie etwas, das zutrifft und sich auch im Nachhinein als korrekt bewahrheitet.
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Warum machen sie das so?
Beste Anwort: Es wäre viel zu einfach, wenn man immer nur "das Gegenteil von Goldman" machen müsste. Daraus würde schnell eine Marktregel werden, und das Mittel der klammheimlichen Muppet-Manipulation ginge verloren.
Es ist für Goldman daher strategisch wichtig, am bewährten Mix aus "70 % richtig und 30 % falsch" festzuhalten. ;-)
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Der zitierte Satz von Kicky ist daher nur m.E. richtig: Goldman-Tipps sind in der Mehrzahl der Fälle kontraindikativ zu bewerten.
Bei der aktuellen Goldmann-Prognose - Öl soll um 15 bis 20 % fallen - tippe ich per Bauchgefühl eher darauf, dass sie aufgehen wird. Mich würde angesichts der realwirtschaftlichen Schwäche sogar ein noch stärker Rückgang (bis hin zu erneut negativen Spotpreisen) nicht wirklich wundern.
Die Saudis und die Russen (bzw. Opec+) haben (hat) gerade erklärt, die Förderkürzungen um einen Monat verlängern zu wollen. Allerdings kürzen sie nur um 10 Mio. Barrel/Tag, während infolge der Corona-Krise der weltweite Verbrauch um 25 Mio. Barrel/Tag zurückgegangen ist (kaum noch Reisen).
Daher bliebe es bei Überkapazitäten von 15 Mio. Barrel/Tag.
Es gibt aber noch einen zweiten Faktor, nämlich die von 1000 auf nur noch etwa 200 gefallene Zahl der "rigs" (Ölförderstellen) in USA.
Infolgedessen wurde auch die Ölproduktion in USA gekürzt. Der Überhang könnte somit kleiner geworden sein.
Zu allem Überfluss gibt es noch einen dritten Faktor: Die Saudis und die Russen wollten mit ihrer Überproduktion die US-Fracker killen. Dass ist mit obigem Rig-Count auch einigermaßen gelungen. Ab 40 Dollar (das aktuelle Preisniveau von WTI) wird das Fracken aber wieder wirtschaftlich. Stiege der Preis weiter, wäre schnell alles wieder beim Alten. Nur dass die pleitegegangenen Fracker dann halt von anderen Kapitalgebern weitergeführt werden. Das wäre ein Argument für Opec+, einen Anstieg über 40 Dollar hinaus zu verhindern. Erkennt der Öl-Markt, dass bei 40 Dollar "ein Deckel draufliegt" könnte er auch proaktiv mit Abverkäufen reagieren - und damit Goldmans 15 bis 20 % Preisrückgang (wäre ja nur auf etwa 32 bis 34 Dollar) wahrmachen.
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