Die persönlichen Goldbestände der Bürger der Piigs sind da natürlich kaum relevant. Das passt vom Volumen nicht, zumindest nicht bei den Europäern - richtiger Einwand! Bei den Indern könnte das allerdings durchaus anders aussehen - kein Witz. Die private Goldnachfrage spielt da eine große Rolle!
Mit 1.059 Tonnen ist Indien der mit Abstand größte Absatzmarkt für physisches Gold (Münzen, Barren, Schmuck). Dahinter liegt China mit 770 Tonnen. Im Vergleich dazu abgeschlagen sind die USA mit 213 Tonnen und Deutschland mit 154 Tonnen. Quelle: World Gold Council
Pro Jahr werden dabei weltweit nur etwa 2.500 Tonnen abgebaut!
Ein Großteil der indischen Goldnachfrage fällt dabei mit der Hochzeitssaison zusammen (September-November) - auch das ist kein Witz!
Wenn Soros sagt "... weil die Menschen Gold verkauften, wenn sie irgendetwas verkaufen mussten", dann sehe ich da eher die Beschreibung eines allgemeinen Phänomens, in das alle Menschen, auch Finanzminister, Notenbanker, Vermögensverwalter Assetmanager etc. in ihrer Funktion mit eingeschlossen sind, als eine Beschränkung auf den Menschen in seiner Eigenschaft als Bürger.
Wenn das Angstlevel korrigiert sollte auch der Goldpreis korrigieren, soweit er allein durch Angst getrieben wurde. Wenn der Goldpreis korrigiert sollte dabei umgekehrt auch das Angstlevel korrigieren, so zumindest wohl die Hoffnung.
Für Gold gab und gibt es immer Argumente, sie dem Depot zu einen gewissen Anteil beizumischen. Contra: Gold generiert kein Wachstum, hat keinen cashflow und wirft auch keine Dividende oder Zinsen ab, beim physischen Handel vergleichsweise hohe Transaktionskosten. Pro: Nicht beliebig vermehrbar, knappes Gut, historisch an der tatsächlichen Kaufkraft gemessen erstaunlich stabiles Wertaufbewahrungsmittel, Inflationsschutz, Funktion einer Notwährung bei Währungszusammenbrüchen, gute Lagerfähigkeit. (Die Wahrscheinlichkeit, einmal im Leben einen Währungszusammenbruch zu erleben, ist dabei statistisch betrachtet doch höher als man vielleicht glauben könnte. Im Verlauf der Geschichte waren Papiergeldsysteme dabei immer nur kurze Episoden. Die überwiegende Zeit waren die Währungen immer goldgedeckt. Insofern halte ich es für voreilig, die Möglichkeit, dass man irgendwann wieder zu einer Golddeckung zurückkehrt, ganz abtun zu wollen.)
Man kann natürlich auch einfach nur auf die Kurssteigerung spekulieren, mir geht es da aber eher um Aspekte der Stabilität und Absicherung - Kursgewinne sehe ich da eher als nettes Zubrot. Wer beim Gold frühzeitig aufgesprungen ist, hat damit bis heute allerdings eine sehr ordentliche Rendite erzielt.
Das Potenzial einer Goldbaisse halte ich für sehr begrenzt. Die Produktions-und Förderkosten liegen derzeit im Schnitt bei etwa 1.000 $ pro Unze. Damit ein Mienenunternehmen dauerhaft am Markt bestehen kann reicht es dabei nicht aus, nur die Produktionskosten wieder reinzuholen. Sie brauchen auch einen kleinen Gewinn. Wenn der Goldpreis über längeren Zeitraum unterhalb von 1.200 -1.100 $ pro Unze Fallen sollt, dürften das manche Mienenkonzerne nicht überleben können. Die Goldförderung würde in der Folge zurückgehen. Diese Verknappung führte dann wiederum zu steigenden Preisen - Förderunternehmungen würden in der Folge wieder zunehmen etc.
Solange die Staatschuldenkrise nicht gelöst ist (und das ist sie nichtmal Ansatzweise, das Ausbleiben des großen Knalles sollte darüber nicht hinwegtäuschen) und Geldmenge und Schulden immer weiter in die Höhe schnellen, halte ich eine richtige Goldbaisse nicht für wahrscheinlich.
Die Entwicklung der wichtigen Nachfrage der Inder und Chinesen sollte man darüber natürlich nicht ganz aus den Augen verlieren. Da könnten Störfeuer kommen, auch durch Regulierungen. Die hohen Goldimporte sind der indischen Regierung nicht besonders liebsam, zumal sie einen Großteil ihres Handelsbilanzdefizites ausmachen.
Noch bin ich da insgesamt aber sehr entspannt. |