"Einen anderen Ausweg aus der deutschen Misere hat die Biopetrol AG gefunden. Nach Auskunft ihres Vorstandschef Klaus Henschel verkauft das Unternehmen nun fast die gesamte Produktion von 350000 Tonnen ins Ausland."
Aber lest selbst:
Steuererhöhung
Biodiesel-Hersteller fürchten riesige Pleitewelle
Zum 1. Januar ist die Steuer für einen Liter Biodiesel kräftig gestiegen. Seitdem ist der Absatz eingebrochen. Über Tankstellen wird laut Biodiesel-Verband kaum noch etwas abgesetzt. Vor allem kleineren Herstellern droht das Aus. Der Verband warnt: „Jetzt kreisen die Geier". Biodiesel lohnt sich nicht mehr Umweltexperten zweifeln an der Ökobilanz von Biodiesel Hunderten Biodiesel-Herstellern droht nach einer Steuererhöhung zum Jahresbeginn 2008 die Pleite. Der Direktabsatz für den Ökosprit sei zusammengebrochen, sagten Vertreter der beiden Biodieselverbände VDB und BBK im Gespräch mit WELT ONLINE. Über Tankstellen werde kaum noch Biodiesel abgesetzt. Dutzende Firmen hätten bereits die Produktion eingestellt. Der Präsident des Biodieselverbandes BBK, Peter Schrum, sagte: „Vor allem die kleineren Firmen sterben uns jetzt unter der Hand weg.“ Allein über die gesetzlich garantierte Beimischung von fünf Prozent Biodiesel in fossile Treibstoffe könnten noch nennenswerte Mengen des Ökokraftstoffes verkauft werden. Bislang wurden über das deutsche Tankstellennetz rund eine Million Tonnen Biodiesel direkt abgesetzt. Über die Beimischung ist der Verkauf von 1,5 Mio. Tonnen gesetzlich garantiert. Allerdings haben nach Angaben des Biodieselverbandes VDB die Produzenten des Ökokraftstoffes in den vergangenen Jahren Kapazitäten zur Produktion von fünf Mio. Tonnen aufgebaut. Hier setzt nun offensichtlich die Konsolidierung ein. Ein VDB-Sprecher sagte: „Jetzt kreisen die Geier.“ Einer der ersten, den es getroffen hat, ist Andreas Michelsen von der Firma Cordes & Stolgenburg aus Schleswig. Der Kleinunternehmer produzierte bislang 20000 Tonnen Biodiesel im Jahr. Abnehmer waren die Fuhrunternehmer der Gegend. Nachdem die Steuer auf Biodiesel Anfang Januar um sechs auf 15 Cent je Liter angehoben wurde, brach der Verkauf zusammen. „Die Lage ist dramatisch.“ Elf seiner 17 Mitarbeiter musste der Unternehmer schon entlassen. Der Rest hat Kurzarbeit. „Wir haben die Produktion im Dezember eingestellt“, sagt er. Fossiler Diesel kostet laut Michelsen im Durchschnitt rund 1,26 Euro. Rapsöl, der wichtigste Rohstoff für den Ökosprit, kostet je Liter 1,31 Euro, fertiger Biodiesel kostet 1,44 Euro. „Das geht gar nicht mehr“, sagt Michelsen. Spediteure, die bislang sein Naturöl getankt hätten, führen jetzt zum Tanken ins nahe Dänemark. Ähnlich dramatisch ist die Lage für Karl Wilhelm Ullrich. Der Unternehmer aus Berlin musste seine erste Biodiesel-Anlage mit einer Jahreskapazität von 18000 Tonnen bereits schließen. Die zweite Anlage mit einer Leistung von 35000 Tonnen steht „kurz vor dem Aus.“ Es sei nicht mehr möglich den Sprit zu verkaufen. Auch die Absatzgarantie über die Beimischung in den normalen Sprit, ist für Ullrich keine Alternative. „Das hilft nur den großen Unternehmen.“ Tatsächlich leiden die börsennotierten Ökofabrikanten weniger unter dem Druck der wegfallen Absatzmärkte. Eine Sprecherin der Verbio AG sagte, nach einem Produktionsrückgang im vergangenen Jahr habe die Beimischanlage in der Ölraffinerie Schwedt bei einer Kapazität von 400000 Tonnen derzeit eine Auslastung von über 90 Prozent. Auch die Borkener Biodiesel-AG Petrotec hat zum Jahresanfang ihre Produktion nach einer Phase der Kurzarbeit angekurbelt. „Wir können dank der Beimischung wieder mit Gewinn arbeiten“, sagte ein Petrotec-Sprecher. Einen anderen Ausweg aus der deutschen Misere hat die Biopetrol AG gefunden. Nach Auskunft ihres Vorstandschef Klaus Henschel verkauft das Unternehmen nun fast die gesamte Produktion von 350000 Tonnen ins Ausland.
Für den Analysten Philip Spitz von Murphy&Spitz Green Capital gibt es aufgrund der sicheren Absatzmärkte in der Mineralölindustrie trotz der Krise keinen Anlass zur Panik. „Wer seine Kosten im Griff behält, hat gute Chancen als Sieger aus der aktuellen Konsolidierung hervorzugehen.“ Die Perspektiven für die überlebenden Biodieselfabrikanten sind in der Tat gut. Laut Bundesregierung sollen bis 2020 rund 20 Prozent des deutschen Sprits aus Raps und Co. gebraut werden. Der Absatz läge dann bei rund 10 Mio. Tonnen. Doppelt soviel, wie heute produziert wird. |