WorldCom und SEC mit Wertpapierbetrugsklage-Vergleich Mittwoch, 27.11.02, 07:36 NEW YORK/CLINTON (dpa-AFX) - Der in den größten US-Unternehmenskonkurs verwickelte Telekom-Konzern WorldCom Inc. hat sich mit der amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission SEC in der zivilrechtlichen Wertpapierbetrugs-Klage der Aufsichtsbehörde auf einen Vergleich geeinigt. Dies teilte das in Clinton (Mississippi) ansässige Unternehmen am Dienstagabend mit.
WorldCom hatte Falschbuchungen von neun Milliarden Dollar (neun Mrd Euro) zugegeben und hatte im Juli Konkurs angemeldet. WorldCom ist die zweitgrößte US-Ferngesprächsfirma und der führende Internetnetzwerk-Betreiber. Das Unternehmen hat unbezahlte Schulden von mehr als 40 Milliarden Dollar. Es will versuchen, bald wieder aus dem Konkursverfahren herauszukommen. Dabei dürfte der SEC-Vergleich nach Ansicht von Marktkennern helfen.
IN ZUKUNFT ZU BESSEREN PRÜFUNGEN VERPFLICHTET
Das Unternehmen darf in Zukunft nicht mehr gegen Wertpapiergesetze verstoßen. WorldCom muss seine führenden Mitarbeiter und das Finanzpersonal besser ausbilden lassen, um zukünftige Verstöße zu verhindern. Der Telekomriese muss einen Berater anheuern, der die Wirksamkeit der internen Buchführungskontrollen überprüft. Ein gerichtlich bestellter Unternehmensbeauftragter soll feststellen, ob die Überwachungsmaßnahmen der Firma angemessen und effektiv sind.
Die Gesellschaft musste sich außerdem damit einverstanden erklären, dass das Gericht oder die SEC in Zukunft zivilrechtliche Strafen oder andere angemessene Sanktionen verlangen können. Die Möglichkeit zukünftiger Strafen ist nach Darstellung von US- Rechtsexperten das wichtigste Druckmittel, um WorldCom von weiterem Fehlverhalten abzuhalten.
WorldCom-Chef John W. Sidgmore bezeichnete den Vergleich als "wichtigen Meilenstein für die Restrukturierungsbemühungen". Das Abkommen mit der SEC hilft nach Darstellung des ausscheidenden Unternehmenschefs, den WorldCom-Plan zur Beendigung des Konkursverfahrens fristgerecht einzuhalten. Die Auflagen stünden im Einklang mit den bereits von WorldCom getroffenen Maßnahmen zur Wiederherstellung des öffentlichen Vertrauens. Sidgmore wird am 2. Dezember von Michael Capellas abgelöst, dem ehemaligen Präsidenten des Computerkonzerns Hewlett-Packard und früheren Firmenchef von Compaq Computer.
Der zuständige New Yorker Bundesrichter Jed Rakoff bezeichnete das Abkommen "als Modell für derartige Fälle", berichtete die US- Wirtschaftsagentur "Bloomberg". Rakoff werde im kommenden Jahr entscheiden wie hoch die Strafe sein solle. Der gerichtlich bestellte Beobachter Richard Breeden habe erklärt, die Strafe könnte mehrere hundertmillionen Dollar betragen oder gar nichts, falls sich das Unternehmen wandele und Rakoff zu dem Schluss komme, dass finanzielle Strafen sinnlos seien.
Die SEC hatte auch gegen vier ehemalige Buchhaltungsbedienstete von WorldCom Klagen eingereicht. Sie hatten sich schuldig bekannt. Dagegen hat sich der ehemalige WorldCom-Finanzchef Scott Sullivan im Hinblick auf strafrechtliche Vorwürfe wegen Wertpapierbetrugs nicht schuldig bekannt./DP/aa |