Pulsion Medical Systems: Mittels Plattformtechnologie Impulse gesetzt 00:11 29.05.06
Den Shift vom Zukunftsfantasie- zum profitträchtigen Medizintechniktitel hat inzwischen unsere Altempfehlung Pulsion Medical Systems (WKN 548 790) vollzogen. Als wir die Aktien vor drei Jahren das erste Mal bei Kursen von zeitweise unter 2 Euro empfahlen, war es für risikoscheue Investoren zugegebenermaßen nicht ganz leicht, unserem Aufruf Folge zu leisten. Der Chart zeigt aber: Man hätte jederzeit noch auf das sich nach und nach bessernde Gesamtbild aufspringen können, ohne in eine allzu vehemente Korrektur zu geraten. Pulsion war und bleibt einer der interessantesten Medizintechniktitel, die der deutsche Kurszettel zu bieten hat. Denn die Wachstumsfantasie hat Pulsion – trotz inzwischen erreichter Profitabilität – längst nicht abgelegt.
Die rechte Idee zur rechten Zeit
Pulsion wurde 1990 gegründet und widmet sich dem interessanten Gebiet der nicht- bzw. minimal-invasiven medizinischen Diagnose- und Therapiemanagement-Systeme. Hinzu kam ein zweites Standbein mit Schaffung einer Geschäftseinheit für Produkte rund um die Messung der Gewebedurchlässigkeit mit Anwendungen in der Augenheilkunde, Chirurgie oder Hepatologie. Das Produkt-Portfolio setzt sich aus Monitoring-Systemen für zahlreiche Einsatzbereiche, z.B. zur Überwachung der Herz-Kreislauf-Funktionen, der Leberfunktion, der Sauerstoffsättigung und der Druckverhältnisse (Bauch, Brustraum) zusammen. Hier verfügt Pulsion mit der Picco-Technologie über eine zugelassene Plattform, die margenstarkes Massengeschäft verspricht. Neben dem Ausbau der europäischen Marktpenetration soll auch ein Fuß in den lukrativen, aber nicht risikolosen US-Medizintechnikmarkt vollzogen werden.
Enormes Substitutionspotenzial
Das Substitutionspotenzial bei Monitoring-Systemen ist enorm: Derzeit wird der Markt nach wie vor von den medizinisch nicht unbedenklichen Rechtsherzkathetern dominiert. Diese werden seit über 30 Jahren zur Überwachung der Herz-Kreislauffunktion bei kritisch kranken Personen eingesetzt. Dem steht eine gering-invasive Methode wie die Picco-Technologie von Pulsion gegenüber. Andere Verfahren sind die Impedanz-Kardiographie (angeboten von CardioDynamics u.a.), das Dopplerverfahren (Deltex) oder auch die Lithium-Dilution (LidCo). Mit der Pulskonturanalyse betritt Pulsion einen Markt, der weltweit ein Volumen von bis zu 200 Mio. US-$ pro Jahr ausmachen könnte. Es gilt, die Picco-Plattformtechnologie bekannter zu machen, um die antiquierten, aber weiterhin weit verbreiteten Rechtsherzkatheter nach und nach abzulösen. Pulsion verfügt über Vertriebspartner wie Philips Medical oder Dräger Medical Systems. GE Healthcare und Spacelabs konnten dagegen nicht wie gewünscht als Lizenzpartner gewonnen werden.
Q1/2006 sehr gut im Plan
In den vergangenen Tagen legte Pulsion ihre Zahlen für das 1. Quartal vor. Demnach stieg der Umsatz um 28 % auf 5,9 Mio. Euro kräftig an. Auch das EBITDA kletterte um 20 % auf 1,3 Mio. Euro, wobei die Bruttomarge um 5 Prozentpunkte auf 76 % zulegte. Unter dem Strich blieben 0,7 Mio. Euro übrig, nach 0,6 Mio. Euro vor einem Jahr zur gleichen Zeit. Folgerichtig finden sich die liquiden Mittel nun bei 4,4 Mio. Euro ein.
Starkes Wachstum schon 2005
Bereits im letzten Jahr hatten die Münchner den Umsatz um ein Viertel auf 20,2 Mio. Euro kräftig gesteigert und den Konzernüberschuss sogar um 80 % auf 1,9 Mio. Euro empor schnellen lassen. Erstmals zeigte sich der Skaleneffekt eines margenstarken Massengeschäfts, der zum Überspringen der Profitabilitätsschwelle befähigt, wenn diese erst einmal erreicht ist. Pulsion kann sich mittlerweile ausschließlich intern finanzieren, zumal die Eigenkapitalposition um mehr als 20 % auf 11,3 Mio. Euro erweitert wurde. Ein Fünftel der Bilanzsumme steht in Form liquider Mittel zur Verfügung
Peer Group-Vergleich
Im Peer Group-Vergleich (national/international) ist Pulsion bei aktuell über 6 Euro allerdings nicht mehr günstig. Das für 2007 geschätzte Multiple Enterprise Value durch EBITDA liegt mit 14 bis 15 deutlich über dem Durchschnitt der nationalen Vergleichsgruppe (ca. 6 bis 7), die beispielsweise von Carl-Zeiss Meditec, Eckert & Ziegler (eine der Empfehlungen des Performaxx-Anlegerbriefs) und Stratec Biomedical gespeist wird. Auch im internationalen Vergleich, der 20 % über dem Durchschnitt der deutschen Gruppe angesiedelt ist, wäre dies als teuer einzustufen. Auf Basis des KGVs jedoch siedelt sich Pulsion mit einem 2007er KGV von rund 17 exakt auf Höhe der beiden Durchschnittswerte an. Pulsions Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter 2 auf Basis unserer Prognosen für 2007 (Umsatz: 31,0 Mio. Euro) ist hingegen sogar attraktiv. Die Bewertung ergibt zudem ein deutlich günstigeres Bild, wenn man das PEG (Price Earnings Growth Ratio) in Rechnung stellt: Das KGV von 17 für 2007 ist allemal in Ordnung, angesichts eines Umsatz- und Ertragswachstums von 20 bis 30 %.
Fazit
Mit dem beabsichtigten Eintritt in den lukrativen US-Markt – der global nicht nur in der Medizintechnik der Bedeutendste ist – eröffnen sich für Pulsion ganz neue Wachstumsperspektiven. Dieser Schritt ist allerdings aufgrund der erforderlichen Marketing-Anstrengungen nicht unbedenklich. Alles wird davon abhängen, ob sich das Substitutionspotenzial für die Picco-Plattformtechnologie zunächst von Europa aus weltweit langsam, aber sicher entfalten lässt. Dies ist ein langwieriger Prozess, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass Anleger mit etwas Geduld bei einem Investment in Pulsion sehr gut gefahren sind. Wer diese Eigenschaften mitbringt, sollte sich unbedingt ein paar Stücke als Beimischung ins Depot legen. In unserem Pulsion-Update von Ende März 2005 zeigten wir uns bei Kursen von rund 5 Euro noch etwas skeptisch. Diese Skepsis ist angesichts der mittlerweile erreichten Zwischenziele vermehrt einer moderaten Zuversicht gewichen.
Für die Inhalte ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 624 % (seit 1.1.2001) zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen. Weitere Informationen finden Sie unter www.performaxx-anlegerbrief.de.
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