Luxemburg (Reuters) - Die Finanzminister der Euro-Zone blicken mit Sorge auf steigende Preise für Dienstleistungen.
"Die Inflation bei Dienstleistungen ist ein echtes Problem", sagte der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, nach Beratungen am Dienstagabend in Luxemburg. EU-Währungskommissar Joaquin Almunia berichtete den Ministern von einer Inflation bei Dienstleistungen, die deutlich über der für andere Güter liege. Besonders betroffen seien Irland, Portugal, Spanien und Griechenland, aber auch Luxemburg, Italien und die Niederlande. Dies liege auch an mangelndem Wettbewerb. Zwar sah Almunia weiter kein Durchschlagen der hohen Ölpreise auf die Lohnentwicklung und weiter auf die allgemeinen Preise. Allerdings wirkten sich die hohen Ölpreise langsam aber sicher auch auf Preise in anderen Bereichen aus, warnte er.
Inflationsrisiken hatten auch führende Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) immer wieder betont. Juncker hatte sich vor der Sitzung anders als in der Vergangenheit unbeeindruckt von der Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung am Donnerstag gezeigt. Die EZB werde bei ihrer Entscheidung sicher darauf achten, dass das Wachstum nicht geschädigt werde, sagte der luxemburgische Ministerpräsident und Finanzminister. "Die Zusammenarbeit zwischen der Euro-Zone und der EZB ist hervorragend."
An den Finanzmärkten wird von der EZB eine weitere Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf dann 2,75 Prozent erwartet. Als denkbar gilt auch ein großer Zinssprung auf 3 Prozent. Die EZB dürfte damit auf die aus ihrer Sicht steigenden Risiken für die Preisstabilität bei gleichzeitig robuster Konjunktur reagieren.
Sorgen bereitet den Finanzministern der Euro-Gruppe auch die Stärke des Euro. Dieser könne die Konjunktur dämpfen, die vor allem in Deutschland stark vom Export abhängt. "Ich denke nicht, dass wir in gefährlichem Fahrwasser sind, aber wir könnten da hinkommen", sagte Juncker. Trotz einer Erholung des Dollar hatte sich an den Devisenmärkten am Dienstag keine Trendwende zu Gunsten der US-Währung abgezeichnet. Ein Euro kostete 1,2847 Dollar.
AUFRUF ZU SPARSAMEM WIRTSCHAFTEN
Almunia und Juncker riefen die Staaten der Europäischen Union (EU) auf, die wirtschaftliche Erholung zur Haushaltskonsolidierung zu nutzen. "Die Regierungen müssen der Versuchung widerstehen, die Zügel zu lockern", sagte Almunia. In einigen Staaten steige die Gesamtstaatsverschuldung weiter an.
Italiens neuer Finanzminister, der frühere EZB-Banker Tommaso Padoa-Schioppa, stellte den Ministern seine Sparpläne vor. Italien habe sich zu den Zusagen der früheren Regierung Berlusconi bekannt, im kommenden Jahr den Stabilitätspakt wieder einzuhalten, sagten Almunia und Juncker. Nun komme es auf eine strikte Umsetzung der Haushaltsplanung für dieses Jahr an. Eine erste Bestandsaufnahme der neuen Regierung hatte ergeben, dass Italien in diesem Jahr auf ein Defizit von bis zu 4,6 Prozent zusteuert, wenn nicht schnell gehandelt wird. Die Vorgänger-Regierung hatte ursprünglich eine Neuverschuldung von 3,8 Prozent in diesem Jahr angepeilt.
|