noch ein Brief von Steffens. Das soll's von meiner Seite erst mal gewesen sein Börse extrem: Mega-Short-Squeeze im Dax!von Jochen Steffens Wie soll man mit so einem Markt noch zurecht kommen? Egal auf welcher Seite man steht, Short wie Long, man kann kaum einen Blumentopf gewinnen, es sei denn als Daytrader. Am Donnerstag letzter Woche ging in den Indizes noch die Welt unter. Auch im Zusammenhang mit Gerüchten, dass Citigroup in Bedrängnis sei, brachen gerade die US-Indizes massiv ein. Ich erhielt Mails mit der Frage, ob man nicht jetzt „sicher“ short gehen könne (auf fallende Märkte setzen). Mal ganz abgesehen davon, dass die Probleme der Citigroup schon länger bekannt waren, führte dann die Nachricht, dass die Regierung der Vereinigten Staaten einschreitet, zu einer massiven Intraday-Rally am Freitagabend. Der S&P500 und der Dow Jones stiegen in den letzten Handelsstunden über 6 % an. Aber eigentlich war auch die Reaktion der US-Regierung sonnenklar: Citigroup kann nicht pleite gehen. Das hätte den Kollaps des Systems zur Folge gehabt, und der sollte schließlich mit dem Rettungsprogramm der US-Regierung verhindert werden. Trotzdem reagieren die Märkte zurzeit extrem auf solche Nachrichten, ein Zeichen dafür, dass die Nervosität immer mehr zunimmt. Heute ist der Dax über 10 % im Plus. Ohne Volkswagen (über 12 % im Minus) sähe das noch dramatischer aus. Wenn man sich die Performance diverser Einzeltitel anschaut, erkennt man wie ausgebrannt der Markt gewesen ist (Siemens 15 %, Daimler 15 %; Deutsche Bank 17 %, etc.) Solche Kursausschläge sind kaum noch rational zu erklären, hier versagen zudem so ziemlich alle Analysemöglichkeiten. Börse extrem! Eigentlich ist „noch“ nichts passiert... So sehr so ein Tag Sie auch emotional erpressen mag, gerade wenn man die zum Teil abstrusen Kursgewinne des heutigen Tages mitverfolgt, seien Sie vorsichtig! Noch ist gerade in den US-Indizes nichts Wesentliches passiert: Sowohl im S&P500, als auch im Nasdaq100 sind noch nicht einmal die sehr wichtigen Oktobertiefs von unten wieder erreicht worden! Das bedeutet, es kann sich tatsächlich „noch“ um nichts weiter als ein reguläres Testen dieser wichtigen Tiefs von unten handeln! Erst wenn diese Tiefs wieder nachhaltig nach oben überwunden werden, hellt sich das Bild in den USA wieder auf. Bis dahin kann auch diese starke Bewegung der letzten beiden Handelstage noch für weiter fallende Kurse sprechen, da ein Test solcher Marken von unten typisch für einen wegbrechenden Kursverlauf ist. Ich will hier nicht die Stimmung vermiesepetern. Ich selbst bin immer noch Anhänger der großen Seitwärtsbewegung, und dann müsste sich auf dem aktuellen Niveau irgendwo ein Boden ausbilden. Dass es dabei im S&P500 zu einem kurzen Unterschreiten der 2002/3er Tiefs kommen kann, hatte ich ebenfalls vorher in Erwägung gezogen. Im Dax haben zudem die Oktobertiefs gehalten. Aber ich möchte auf der anderen Seite auch noch nicht euphorisch werden, wenn es dazu noch keinen Grund gibt. Hier muss eindeutig mehr passieren. Ansonsten ist das, was wir heute im Dax erlebt haben, nichts mehr als eine dramatische Short-Squeeze und zwar wahrscheinlich auch von den Marktteilnehmern verursacht, die nach dem schlechten Donnerstag letzter Woche auf noch viel weiter fallende Kurse gesetzt hatten. Ifo fällt auf den schlechtesten Stand seit 1993 Der Ifo-Index sank den sechsten Monat in Folge auf den schlechtesten Wert seit Februar 1993. Das belegt, wie schlecht die Stimmung unter den 7000 befragten Unternehmern ist. Wobei interessant ist, dass die aktuelle Lage immer noch vergleichsweise positiv empfunden wird. Mich hat nach dieser Nachricht interessiert, wie sich denn der Dax nach dem Februar 1993 entwickelt hat. Dazu folgender Chart: Im Anschluss an diesen damaligen Tiefstwert des Ifo-Index kam es zu einer einjährigen Rallye. 1992 hatte es zuvor einen Einbruch im Dax um über 20 % gegeben, der allerdings nicht so richtig mit dem aktuellen Einbruch zu vergleichen ist.Man sollte sich also einmal anschauen, wie sich der Ifo-Index vor dem Februar 1993 entwickelt hat. Vielleicht gibt es ja auch hier Parallelen. Wie Sie sehen, hatten wir auch vor 1993 im Ifo-Geschäftsklima-Index einen scharfen Einbruch, der nicht ganz die Heftigkeit und Dynamik des aktuellen Einbruchs inne hat, aber trotzdem zu vergleichen ist. Es gibt allerdings einen kleinen, vielleicht entscheidenden Unterschied: Ist die aktuelle Lage noch zu gut? Damals hielt sich sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage, als auch die Erwartung für die nächsten sechs Monate auf einem ähnlich niedrige Niveau auf. Das ist heute anders. Die aktuelle Lage wird bei weitem noch besser eingeschätzt, während der Erwartungsindex erheblich unter den Werten von 1993 notiert. Wenn es am schlimmsten ist, findet die Börse ihren Boden Es kann also sein, dass ein Vergleich zwischen 1993 und heute nicht unbedingt möglich ist. Und zwar aus folgenden Grund: Die Börse neigt dazu, genau dann nach starken Kursverlusten wieder anzusteigen, wenn das wirtscahftliche Tief der „Rezession“ erreicht ist. Erst dann werden die Märkte auf eine „bessere“ Zukunft spekulieren. Die Einschätzung der aktuellen Lage legt aber nahe, dass es so schlimm noch nicht sein kann. Durchaus denkbar ist demnach, dass gerade dieser Teilindex auch erst noch historische Tiefs erreichen muss. Zumindest war es 1993 und 2003 so, dass kurz vor dem Boden der Märkte die aktuelle Lage deutlich „unterhalb“ des Gesamtindex lag, während sich die Erwartungskomponente für die nächsten sechs Monate bereits wieder aufgehellt hatte! Das ist der Unterschied zur aktuellen Situation. Wenn man dann noch hinzunimmt, dass der Einbruch stärker ist, als 1992, könnte man zu dem Schluss kommen, dass gerade die Einschätzung der aktuellen Lage noch weiter fallen muss und somit auch der Gesamtindex weiter unter Druck kommen wird. Stimmung im Keller Da aber der Erwartungsindex auch eine Art Stimmungsindex ist, und dieser sich bereits auf historisch niedrigen Niveaus befindet, kann es gut sein, dass die Börsen bereits nahezu alles eingepreist haben. Vielleicht werden die Börsen in diesem Fall sogar noch vor dem Ifo-Index ihren Boden finden. Auf jeden Fall ist auch dieser Indikator, wie so viele andere mittlerweile, auf „Anschlag“. Zumindest eine stärkere Zwischenerholung sollte also in nächster Zeit einsetzen. Von welchem Niveau aus, das können diese fundamentalen Indikatoren nicht sagen, hier muss man die Charttechnik bemühen. Und dort warte ich immer noch auf ein Zeichen der Stärke in den USA. Viele Grüße Jochen Steffens ----------- Man muß ein Schwein sein |