Minikohle: "... Aber geht es nicht auch an der Börse um 1. Phantasie 2. billig kaufen und 3. Divi? Wenn etwas funktioniert ist das gut bezahlt. Wenn etwas nicht funktioniert bekommt man das billig und macht dann, dass es funktioniert. .." ========================================== Ich gebe dir natürlich recht, daß Phantasie , billig kaufen und Divi die Kriterien sind die auch eine große Rolle spielen. Wie sicher ist aber, daß das "Billig" von heute auch noch morgen und übermorgen "Billig" ist? Wer kennt die Gewinnreihen der nächsten 10 Jahre? Mit welchem Zins muß man abdiskontieren? Wie sicher ist der Substanzwert? Wo könnten Wertberichtigungen drohen? Es gibt immer auch Risiken, egal wie billig ein Wert erscheinen mag. Und Phantasie ist ja auch eine Sache die von Emotionen mitbeeinflußt wird, wo man in guten Börsenzeiten dazu neigt Werten zuviel Phantasie einzuräumen und in schwächeren Börsenzeiten dann genau das Gegenteil macht. Wobei der gute alte Kosto vielleicht etwas zu hoch gegriffen hat bei den Prozenten ;) ( =>https://www.sueddeutsche.de/geld/...-boerse-allzu-menschlich-1.791413 Börsenguru André Kostolany hatte es schon immer gewusst: "Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie." ...Selbst Profis wissen: Behavioral Finance ist das offizielle Eingeständnis, dass die Börse nicht nur rational oder fundamental getrieben ist, sondern dass die Psychologie des Menschen zu teilweise irrationalen Kursen führen kann..."). Fundamentale Dinge sind sicherlich wichtig, aber ein großer Teil an der Börse ist Sentiment und Emotion, wo es dann zu Übertreibungen nach unten oder oben kommt, was sich im Chartbild widerspiegelt und was mich dazu veranlaßt sehr stark auf CT zu achten.
Es gibt verschiedene Ebenen zu beachten. Zum einen was das Unternehmen selber angeht, zum anderen aber auch was die Branche an Ganzes angeht und was natürlich die Gesamtbörse angeht (was für mich eigentlich das wichstigste Thema ist gegenwärtig). Wer mal die letzten 20 Jahre anschaut, der sieht wie tief Freenet immer wieder mit in die Tiefe gezogen werden kann, wenn der Gesamtmarkt in eine deutlich Abwärtsspirale gerät und dann Fonds bzw. Vermögensvewalter größere Geldabflüsse sehen und entsprechend quer durch das Portfolio alles rausdrücken müssen, besonders wenn man auch noch parallel versucht die Cashquote hochzufahren. Das drückt die Kurse noch mehr und noch mehr Fondbesitzer stoßen ihre Anteile deswegen ab und die Spirale dreht sich immer schneller (gut zu sehen beim DAX 2002-2003). Ich sehe Freenet mit dem aktuellen Wissenstand im Bereich 18-20 ja auch durchaus als günstig bewertet an und hatte deswegen ja auch hier jüngst gekauft unter 19€, weil man an der Unterseite des Abw.trendkanals ankam, ein offenes Gap darüber noch lag und eine technische Gegenreaktion längst wieder überfällig wäre und ich nicht erwarte, daß man die 18er Prognose senken wird bei Verkündung der Q.3 Zahlen.
Unsicherheit kommt neben dem wackelnden Gesamtmarkt durch die ausstehende finale Regelung der 5G Versteigerung. Aber auch das Problem ist seit einigen Monaten nun bekannt und schon zu gewissen Teilen zuletzt eingepreist worden ( klar höhere Wahrscheinlichkeit ist wohl, daß es auch am Ende so bleibt wie Anfang September schon vorgestellt wurde für die Nicht-Netz Provider). Denke, wenn die Q.3 Zahlen o.k. sind und man vielleicht für die Provider ohne Netz eine bessere Lösung findet als was Anfang September gesagt wurde, dann wäre hier erstmal einiges an Unsicherheit weg und einige Leute wieder eher bereit zu kaufen (und Leerverkäufer bereit wieder zu covern), zumal eben wie du richtig sagst hier die DiviRendite inzwischen nochmal gestiegen ist durch die fallenden Kurse.
Divi werden aus Gewinnen der Vergangenheit entnommen. Wichtig ist somit, daß der Glaube weiter bestehen bleibt, daß künftig auch weiter mindestens immer wieder die absolute Höhe erreicht wird. Wobei ich nicht Divi unabhängig vom Wachstum des Aktienkurs sehe bei meinen Anlageentscheidungen. Telkos haben nur hohe DiviRenditen, weil sie stets sehr hohe Ausschüttungsquoten haben, was den Kurs aber über die Zeit eher langsamer wachsen läst, da eben jährlich größere Cashbeträge wieder entnommen werden. Die Telkos sind also nicht automatisch rentabler als Firmen die vielleicht 3-4% DiviRendite haben, aber dabei nur Ausschüttungsquoten von z.B. 30-40%. Wenn dafür aber das Gewinnwachstum dort deutlich stärker ist als z.B. bei Freenet, dann steigen dort die Aktienkurse um deutlich mehr an als was man vielleicht nicht an DiviProzenten Anlegern bieten kann. Somit ist am Ende für mich jedenfalls die Summe aus Wachstum und Divi entscheident. Da ist dann aber die Frage, wie wachstumssicher ist die andere Firma in Zeiten schwächerer Konjunktur. Da gibt es dann nur sehr wenige Firmen/Branchen die das dauerhaft bieten.
Entsprechend ist die Telekombranche schon defensiver und müßte in Zeiten wie gegenwärtig auch robuster bleiben als der Gesamtmarkt (solange es nicht in einen Panikmodus übergeht). Von daher gegenwärtig auch Umschichtungen von instit. Anlegern in etwas defensivere Bereiche wie z.B. Telkos, Pharma, Nahrung denkbar. Das könnte FNT u.U. helfen (besonders wenn das Thema 5G transparenter wird). Bei Ceconomy sehe ich das Kind erstmal tief in den Brunnen gefallen und erwarte da keine großen Kursgewinne in der nächsten Zeit. Allerdings ist das schon längst mehr als eingepreist im FNT-Kurs, wenn man da im Kurskeller seitwärts nun laufen würde bei Ceconomy.
Was nicht wirklich absehbar ist, daß bleibt das Thema Sunrise. Die Beteiligung stellt einen nicht unwichtigen Teil der Gesamt-MK von Freenet dar. Wann verkauft man die Beteiligung mit welchem Kursaufpreis? Was macht man mit dem freien Geld hinterher? Nur Schulden abbauen oder andere Themenbereiche stärker ausbauen? Was passiert mit Sunrise, wenn Salt stattgessen übernommen würde? Kann sein da passiert was in 1-2 Monaten. Kann sein da passiert erst was in 2 Jahren. Ist also auch ein latentes Überraschungsei, was man da nun im Gepäck noch hätte. Solange man diese Übernahmephantasie bei Sunrise sieht, scheint es den Kurs dort zu stützen und indirekt so auch Freenet eine stabile Säule zu geben.
Saisonal gesehen wäre auch jetzt eher Käufer-Zeit bei Freenet, wenn man sich die letzten Jahre anschaut, wie die Kurse nach Bekanntgabe der Q.3 Zahlen bis Ende Dezember dann weiterlaufen. Wann waren die Kurse zuletzt in einem Jahr am 22. Oktober niedriger als am 31.12. ? (wobei das natürlich kein Kriterium sein darf sich nun in totaler Sicherheit zu fühlen, da Abweichung vom "normalen" Verlauf immer auch möglich ist). Die Indikatoren im Weekly-Chart sind bereits stark überverkauft und somit auch von der Seite techn. Erholung schon wieder überfällig wäre (wobei aber der MACD noch fallend ist bzw. keine Umkehr macht und somit ein wichtiges Kaufsignal noch aussteht ). Somit bin ich durchaus bei dir, daß Freenet gegenwärtig günstig erscheint und die Divi lockt. Unter "normalen" Umständen, d.h. keine tiefen Gesamtmarktabstürze oder Gewinneinbrüche bei Freenet, sollte Freenet Kurse von 22-24 stets mindestens zu rechtfertigen sein. Habe ich schon 2014 geschrieben, als man sogar unter 18 gefallen war. Sowas ist aber immer eine Einschätzung, wo man stetig im Auge haben muß was wirklich weiter passiert bzgl. des Mobilfunk-Marktes und der sonstigen Bereiche.
Also Freenet ist für mich keine Aktie, wo man jetzt mal 3-4 Jahre einfach nicht hinschauen braucht und alles ein Selbstläufer bleibt mit sicheren Divis auf Ewigkeit. Vielmehr ist es für mich zu einem Wert geworden, wo ich lieber versuche nurnoch temporäre Swings zu traden (besonders Anstiege in der Zeit vor der HV und größere Rückgänge nach der HV bis zum Herbst). Die Divi selber lasse ich mir schon lange nicht mehr ausszahlen bei Freenet, da der beste Ausstiegszeitpunkt für gewöhnlich kurz vor der HV liegt, manchmal sogar besser noch kurz vor den Q.1 Zahlen, und ich das Kriterium Divi und DiviRendite mehr als Faktor ansehe was andere Anlegergruppen hier interessiert ( z.B. große Fonds), die nicht so leicht und fix agieren können wie ich als kleiner Privatanleger.
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