Einwenig zum informieren:
Wie viele von Ihnen haben auch die meisten von uns den Großteil ihres beruflichen Lebens Daimler gewidmet. Deshalb sind wir uns der Verantwortung bewusst: das Erbe unseres Unternehmens zu bewahren, indem wir seine Zukunft gestalten. In diesem Sinne haben sich Aufsichtsrat und Vorstand heute gemeinsam darauf verständigt, ein Vorhaben zu prüfen, das unsere Unternehmensstruktur von Grund auf verändern würde: Wir wollen die Industriesparten unseres Konzerns – Pkw und Vans einerseits, Lkw und Busse andererseits – aufteilen und zwei schlagkräftige, unabhängige Unternehmen schaffen. Dazu gehört auch ein möglicher Börsengang von Daimler Truck. Auch wenn unsere Sparten heute bereits rechtlich eigenständig sind, wäre das ein historischer Schritt. Deshalb wollen wir Sie zeitnah und ausführlich informieren, warum wir überzeugt sind, dass es der richtige Schritt für unser Unternehmen ist – und was er für uns alle bedeutet. Was wollen wir erreichen? Wir haben einen gemeinsamen Auftrag: den Wandel unserer Industrie zu gestalten, damit unser Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich ist. Das ist und bleibt der größte Einflussfaktor für sichere Beschäftigung. Was wir für eine erfolgreiche Transformation brauchen, und zwar mehr denn je, sind Geschwindigkeit, Agilität und volle Konzentration auf Innovation und Technologie. Genau darum geht es bei „Projekt Fokus“. Wir wollen zwei unabhängige Unternehmen mit klarem Profil schaffen: der Schwerpunkt von Mercedes-Benz sind erstklassige Pkw und Premium-Vans, bei Daimler Truck sind es Lkw und Busse, die technologisch Maßstäbe setzen. Konkret wollen wir unserer Lkw- und Bus-Sparte, die weltweit unangefochten an der Spitze steht, die volle unternehmerische Freiheit geben – und damit die Möglichkeit, Skaleneffekte noch stärker auszuschöpfen, die Profitabilität weiter zu erhöhen und noch schneller auf dem Weg zur Emissionsfreiheit voranzukommen. Gleichzeitig wollen wir das Profil von Mercedes-Benz weiter schärfen: als führender Anbieter von Luxus-Pkw und Premium-Vans, mit einer starken Marke und dem klaren strategischen Kurs in Richtung Technologieführerschaft, insbesondere bei Elektromobilität und Fahrzeugsoftware. Eine fokussierte Struktur heißt für uns auch, Mercedes-Benz und Daimler Truck zwei eigene Finanz- und Mobilitätsdienstleister an die Seite zu stellen. Aus dem schon heute erstklassigen Unternehmen Daimler Mobility würden somit zwei neue Einheiten entstehen, die mit maßgeschneiderten Finanzierungs-, Leasing- und Mobilitätslösungen den Absatz unterstützen und Kundenbeziehungen stärken. In diesem Zug planen wir, die Ressourcen und Teams der heutigen Daimler Mobility sowohl Mercedes-Benz als auch Daimler Truck zuzuordnen. Nach der gleichen Logik würden auch die aktuellen Konzernfunktionen von Daimler noch enger mit den Business-Partnern aus dem jeweiligen Industriegeschäft zusammenarbeiten können.
Den möglichen Börsengang unseres Lkw- und Bus-Geschäfts planen wir als Spin-Off. Das bedeutet: Die Mehrheit der Aktien von Daimler Truck wird an die Aktionäre der Daimler AG abgegeben. Der geplante Börsengang bedeutet aber nicht das Ende jeglicher Beziehungen: Die künftige Mercedes-Benz würde eine Minderheit der Daimler Truck-Aktien halten und dem Unternehmen so verbunden bleiben. Darüber hinaus planen wir, Daimler zu einem späteren Zeitpunkt in Mercedes-Benz umzubenennen.
Warum wollen wir diesen Weg einschlagen? Unsere Geschäftsfelder verbindet eine einzigartige Vergangenheit. Ihre Gründerväter haben die Welt zum Besseren verändert. Und jede Generation von Ingenieuren, die nach Gottlieb Daimler und Carl Benz kam, hat die Grenzen der Fahrzeug-Technologie immer wieder neu definiert. Nun verändert sich unsere Welt fundamental – und rasant. Wir alle wissen, dass wir uns in einer gewaltigen Transformation befinden: Wir sehen uns mit neuen Technologien und neuen Wettbewerbern konfrontiert, mit enormem Kapitalbedarf und hoher Komplexität. Auch die Unterschiede zwischen unseren Geschäftsfeldern werden dadurch größer. Pkw und Lkw verfolgen unterschiedliche Ansätze bei Technologie und Partnerschaften. Für den CO2-neutralen Transport setzen Lkw und Bus-Bereich auf zwei Antriebskonzepte: Batterie und Brennstoffzelle. Um Letztere schnell in Serie zu bringen, ist zum Beispiel die Partnerschaft mit Volvo entstanden. Unser Pkw-Bereich hingegen konzentriert sich voll und ganz auf batterie-elektrische Fahrzeuge, um die Führungsrolle beim emissionsfreien Fahren einzunehmen. Wir sind in einem harten Rennen, das von uns volles Tempo und vollen Einsatz verlangt. Konglomerate wie Daimler erfordern aber Kompromisse. Das macht uns langsamer. Deshalb ist es an der Zeit neu zu denken. Wir brauchen eine Struktur, die uns agiler macht und den starken Geschäftsfeldern die volle Verantwortung gibt. Wir sind überzeugt: Mercedes-Benz und Daimler Truck haben die richtigen Strategien, um die Transformation zu meistern. Mit Projekt Fokus bekämen sie die richtige Struktur, um die Umsetzung dieser Strategien zu beschleunigen. Es gibt noch einen anderen wichtigen Aspekt bei Projekt Fokus: Unser Lkw- und Bus-Geschäft hätte als eigenständiges Unternehmen künftig direkten Zugang zum Kapitalmarkt. Und wir gehen davon aus, dass Investoren die Potenziale von zwei unabhängige Unternehmen sehen und honorieren würden. Wie geht’s jetzt weiter?
Wir stehen am Anfang des Veränderungsprozesses. In den nächsten Monaten müssen zahlreiche Punkte vereinbart und entschieden werden. Darüber werden wir Sie regelmäßig informieren. Im Herbst wollen wir unseren Aktionären in einer außerordentlichen Hauptversammlung alle Details zur geplanten Aufteilung vorstellen. Deren Zustimmung ist Voraussetzung für die Umsetzung des Börsengangs. Läuft alles nach Plan, wollen wir den Börsengang von Daimler Truck Ende 2021 abgeschlossen haben.
Was uns an dieser Stelle wichtig ist: Unsere Sparten gehen stark in die Transformation hinein: mit großartigen Marken, soliden Bilanzen, einer globalen Aufstellung und technologischer Expertise, die ihresgleichen sucht. Aber sie würden als unabhängige Unternehmen mit unabhängiger Unternehmensführung noch stärker daraus hervorgehen. Sie würden schneller sein, ehrgeiziger investieren können, zielgerichteter wachsen und mit anderen Unternehmen kooperieren – und letztlich dem Wettbewerb noch effektiver die Stirn bieten können. Um Investitionen in Zukunfts-Technologien bei Daimler Truck einen zusätzlichen Schub zu geben, wollen wir außerdem einen „Innovationsfonds“ in Höhe von 1,5 Milliarden Euro schaffen. Das haben Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbart.
Wir wollen die Zukunft unserer Unternehmen gemeinsam gestalten – mit Ihnen und für Sie. Das bedeutet, dass die heute bestehenden Unternehmens-Leistungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, z.B. das Firmenangehörigengeschäft, auch in der künftigen Struktur erhalten blieben. Gleiches gilt für Betriebsvereinbarungen – zum Beispiel zur Zukunftssicherung in Deutschland (ZuSi). Ebenso würden wir verschiedene Liefer- und Entwicklungsbeziehungen zwischen den dann eigenständigen Unternehmen fortsetzen. Auch die heute bestehenden Gemeinschaftsbetriebe zwischen der Daimler Truck AG und der Mercedes-Benz AG in unseren Werken Gaggenau und Mannheim sollen beibehalten werden. |